Mein Geliebter aus den Highlands
keiner anderen Frau ergangen. Bei Mavis hatte er sich nicht richtig wohlgefühlt, und er kannte sie nicht gut genug, um sagen zu können, ob er ihr vertraute – ein weiterer Grund, die Verlobung nicht zu besiegeln.
»Ich wünschte, ich hätte den Beutel mit meinen Münzen besser versteckt«, sagte Alana und kraulte dem Kater den Kopf.
Diese Bemerkung riss Gregor aus seinen Gedanken. »Warum?«, fragte er.
»Dann hätten ihn die Gowans nicht so leicht gefunden. Mehr Geld würde uns bestimmt helfen. Vielleicht hätten wir uns sogar ein Pferd kaufen können.«
»Du hast wohl einen schweren Beutel mitgenommen?«
»Ziemlich schwer. Ein Pferd würde unsere Reise um einiges erleichtern.«
»Stimmt, aber dann würden uns die Gowans vielleicht auch leichter finden.«
»Richtig.« Alana nickte nachdenklich. »Ein Pferd würde deutliche Spuren hinterlassen.«
»Aye«, pflichtete Gregor ihr bei. »Und außerdem hört man ein Pferd auch eher als einen Läufer.«
»Vor allem, solange wir uns noch auf ihrem Land befinden«, meinte Alana. »Weißt du denn, wo die Grenze liegt?«
»Nay. Ich kann es nur vermuten.«
»Vielleicht sollten wir in einem Weiler anhalten und jemanden fragen.«
Gregor schüttelte den Kopf. »Wenn dieser Weiler auf dem Land der Gowans liegt, könnte es passieren, dass man uns festnimmt und den Laird benachrichtigt. Vor einer Woche sind wir ihnen entkommen. In dieser Zeit hat sich die Nachricht bestimmt schon ziemlich weit herumgesprochen. Wir sollten uns nach Kräften bemühen, von niemandem gesehen zu werden, nicht einmal von dem ärmsten Schäfer, bis ich mir sicher bin, wo wir sind.«
»Das wird ziemlich schwer sein, wenn wir nicht in einem Dorf anhalten oder mit jemandem sprechen, dem wir unterwegs begegnen.«
»Aye, das fürchte ich auch. Ich weiß zwar, in welche Richtung wir laufen müssen, aber ich bin mir nicht sicher, wie weit die Burg der Gowans von meinem ursprünglichen Pfad entfernt ist. Weißt du, wo sie dich erwischt haben und in welche Richtung sie dich mitgenommen haben?«
»Nay, leider nicht. Denk daran – ich bin meinen Brüdern gefolgt und habe kaum auf meinen Weg geachtet. Und dann habe ich ihre Spur verloren.« Sie schüttelte den Kopf. Sie gab es zwar nur ungern zu, doch sie wusste, dass es albern war, die Sache weiter vor Gregor zu verheimlichen. »Als die Gowans ankamen, habe ich mich gewundert, dass es nicht meine Brüder waren, die gekommen waren und mich auslachten: ›Ha, haben wir dich erwischt, Zaunkönig!‹ Es wäre typisch für sie gewesen, so etwas zu tun, wenn sie herausgefunden hätten, dass ich ihnen folgte. Aber es war vielleicht ganz gut, dass sie nicht in meiner Nähe waren.«
»Warum? Wahrscheinlich hätten sie die Gowans daran gehindert, dich zu fangen.«
»Aye, aber ich fürchte, unter den Gowans hätte es eine Menge Tote gegeben. Die Burschen sind zwar ein Ärgernis, aber ich finde, so eine harte Strafe hätten sie nicht verdient.«
Gregor musterte sie prüfend. Prahlte sie da nicht ein wenig? »Du scheinst sehr viel von den Kampfkünsten deiner Brüder zu halten.«
Alana nickte. »Meine Brüder sind ausgezeichnete Kämpfer, und ziemlich reizbar. Was die Gowans getan haben, hätten sie als schwere Beleidigung betrachtet. Sie sind bei Verwandten meiner Mutter ausgebildet worden, die tief in den Highlands an sehr entlegenen und rauen Orten leben. Da es in Donncoill eine Menge junger Murrays gibt, hat mein Vater angeboten, dass jeder, der es möchte, sich anderswo ausbilden lassen kann. Meine Brüder hatten große Lust dazu, sie stürzen sich mit Freuden in jedes Abenteuer, das sich ihnen bietet. Sie kehrten als gut ausgebildete Krieger zurück, waren aber ziemlich wüst und ungestüm. Papa hat schwer daran gearbeitet, sie ein bisschen zu zivilisieren.«
»Warum denn? Ungestüme Krieger, die vor keinem harten Kampf zurückschrecken, sind doch auf jeder Burg willkommen.«
»Das wollte mein Vater auch nicht ändern. Aber es sah so aus, als hätten sie absolut nichts anderes gelernt als zu kämpfen. Papa meinte, er habe zwei bartlose, doch einigermaßen manierliche Burschen losgeschickt und zwei ungehobelte Wilde zurückbekommen, für die ein Gespräch darin besteht, so lange auf jemanden einzuprügeln, bis dieser derselben Meinung ist wie sie.«
Gregor lachte. »Das klingt ganz so wie bei vielen meiner Verwandten.«
»Meine Brüder können auch sehr freundlich sein, aber ich glaube, sie würden sich lieber die Zunge rausschneiden, als das
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