Mein Geliebter aus den Highlands
wann die andere in Gefahr schwebte.«
Gregor war froh, dass es wohl wirklich nur die enge Verbindung zu sein schien, die zwischen Zwillingen bestand. »Aye, das kann ich verstehen. Mein Cousin Sigimor hat einen Zwillingsbruder, und auch er behauptete schon etliche Male, genau zu wissen, wann dieser Ärger hatte. Selbst unter normalen Geschwistern gibt es manchmal so eine Verbindung.«
»Ich muss Keira finden«, sagte Alana leise. Das kalte Grauen ihrer Visionen ließ ihre Stimme erbeben. Sie hatte schreckliche Angst um ihre Schwester.
Gregor legte den Arm um ihre Taille und zog sie an sich. »Wir werden sie finden. Du kannst nicht allein im Land umherziehen, Mädchen, das weißt du genauso gut wie ich. Du hattest großes Glück, dass die Gowans deine Verkleidung nicht durchschaut haben. Und vor allem, dass sie dich auch tatsächlich wie ein Kind behandelt haben. So traurig es ist – anderen wäre es vielleicht egal gewesen. Selbst wenn sie dich für ein Kind gehalten hätten, wären sie mit dir so umgesprungen wie mit einer erwachsenen Frau. So töricht die Gowans auch sein mögen, sie haben immerhin einen gewissen Anstand. Das kannst du nicht von jedem erwarten, dem du begegnest. Und deine Brüder findest du bestimmt nicht mehr so schnell. Nay, du wirst auch nach ihnen suchen müssen, und ich werde dir dabei helfen.«
»Aber du warst doch auf dem Heimweg«, protestierte sie, auch wenn ihr seine Hilfe sehr recht gewesen wäre.
»Ich muss nicht so schnell wie möglich nach Scarglas. Ich kann mir ruhig ein bisschen Zeit lassen.«
Alana musste zugeben, dass es gut wäre, einen starken Mann an ihrer Seite zu wissen, wenn sie weiter nach Keira suchen wollte. So ungern sie es sich eingestand – als sie die Spur ihrer Brüder verloren hatte, war Panik in ihr aufgestiegen. Die Erfahrung, völlig allein in einer wildfremden Gegend zu sein, wollte sie nicht noch einmal machen. Als die Gowans aufgetaucht waren, war sie sich ihrer Hilflosigkeit schmerzlich bewusst geworden. Sie war zwar flink, und sie war klug, doch sie hatte sich der harten Wahrheit stellen müssen, dass solche Eigenschaften manchmal nicht ausreichten.
Allerdings würde es einige Schwierigkeiten mit sich bringen, wenn Gregor sie länger begleitete. Sie würde keine Gelegenheit haben, sich von der starken Anziehungskraft, die dieser Mann auf sie ausübte, zu heilen. Eine kühle, wohldurchdachte Entscheidung zu fällen, war nahezu unmöglich, wenn er Tag und Nacht bei ihr war.
Sie dachte kurz über sein Angebot nach, dann zuckte sie mit den Schultern. Wenn dieser Mann der Gefährte war, den das Schicksal für sie auserkoren hatte, dann konnte sie ihr Herz kaum daran hindern, ihm zuzufliegen. Ob sie nun ein paar Stunden oder viele Wochen an seiner Seite war, ihr Herz würde immer seinen eigenen Weg gehen. Ihre Verwandten hatten oft erzählt, wie sie den perfekten Gefährten gefunden hatten, und dass sie genau gewusst hatten, wann es so weit war. Sie war stets etwas skeptisch gewesen, doch gleichzeitig hatte sie auch stets von einer solchen Erfahrung geträumt. Allerdings hatte sie erwartet, dass der ihr vom Schicksal bestimmte Gefährte ein etwas gewöhnlicherer Mann sein würde, einer, der eher zu einer solch unscheinbaren kleinen Frau wie ihr passte; einer Frau, die von ihren Verwandten den Spitznamen Zaunkönig erhalten hatte.
Doch dann schob sie all diese Gedanken beiseite, denn im Moment war es das Wichtigste, ihre Schwester zu finden. Aufgewogen mit Keiras Leben war es nebensächlich, ob sie auf der Suche nach ihrer Schwester ihr Herz an einen Mann verlor und es daran zerbrach. Der Traum, der sie soeben gequält hatte, würde sie nicht verlassen, bis sie ihre Schwester wiedersah. Erst dann konnte sie sich mit allem anderen befassen, was das Schicksal für sie vorgesehen hatte.
»Es wäre mir ein großer Trost, ein bisschen Hilfe zu haben«, sagte sie schließlich. »Ich spüre, dass Keira am Leben ist. Aber ich muss mich erst davon überzeugen, bevor ich Frieden finde. Im Moment ist ihr Leben von etwas sehr Düsterem beschattet. Ich muss mich vergewissern, dass sie diesem Mann entkommen ist, oder aber ihr dabei helfen.«
»Wir werden sie finden, Alana«, sagte Gregor noch einmal mit fester Stimme. »Wir werden die Antworten erhalten, die du brauchst, um diese düstere Vision loszuwerden.« Er wagte es noch einmal, ihr einen kleinen Kuss zu rauben. »Und jetzt ruh dich aus. Morgen oder übermorgen machen wir uns wieder auf den Weg.«
»Warum
Weitere Kostenlose Bücher