Mein Geliebter aus den Highlands
war viel zu selbstsüchtig, um so etwas abzuwehren, wenn es ihr angeboten wurde. »Wir können ihn doch nicht einfach nur Kater nennen.«
»Er scheint nichts dagegen zu haben.«
»Er ist ein Mitreisender. Er verdient einen richtigen Namen. Ich finde, Karl passt gut zu ihm. Karl der Große.« Sie bedachte Gregor mit einem schiefen Blick, als er leise, glucksende Geräusche von sich gab, offenbar in dem Versuch, nicht laut loszuprusten.
Gerade, als sie ihn deshalb schimpfen wollte, hörte er damit auf. Stattdessen starrte er auf ihren Mund mit einem Blick, der ihr Herz rasen ließ. Sie wusste, dass er sie küssen wollte. Und sie würde ihn nicht daran hindern, auch wenn eine Stimme in ihrem Kopf sie eindringlich warnte. Ihr war klar, dass sie mit dem Feuer spielte, doch die Stimme der Vernunft wurde erstickt durch die Hitze, die sich in ihrem Körper ausbreitete.
Als er die Lippen neckend über die ihren wandern ließ, hörte sie sich leise flüstern, dass dieser Kuss ihr zu wenig war. Er schlang seine starken Arme um sie, und sie merkte, dass sie schon weit darüber hinaus war, nur mit dem Feuer zu spielen. Sie begrüßte es vielmehr von ganzem Herzen. Nach diesem Kuss, so nahm sie sich fest vor, würde sie ein paar Schritte zurückgehen. Sie wollte nur noch einmal von der Lust kosten, die er in ihr entfesselte. Danach konnte sie immer noch die dringend nötige Distanz zu ihm finden und darüber nachdenken, wie viel sie für diesen Mann riskieren wollte.
Doch als sie Gregors Hand auf ihrer nackten Brust spürte und merkte, dass seine langen Finger geschickt ihre gierig aufgerichtete Spitze herausforderten, stellte sie das Denken völlig ein. Sie versuchte, den Nebel in ihrem Kopf zumindest so weit zu lichten, um etwas zu sagen, als Gregor leise fluchend die Hand wegzog. Sie musste sich davon abhalten, laut zu protestieren. Enttäuschung und Kälte machten sich in ihr breit. Während sie noch überlegte, was hier gerade vor sich ging, richtete er ihre Kleider, setzte sich hin und zog sie hoch. Erst jetzt begriff sie, dass er derjenige gewesen war, der ihrem Liebesspiel Einhalt geboten hatte. Sie errötete beschämt. Es ärgerte sie, dass er seine Leidenschaft offenbar weit besser kontrollieren konnte als sie.
»Das hätte ich nicht tun sollen«, murmelte Gregor und schnürte ihr Mieder wieder zu.
Alana war ganz anderer Meinung. Bei Gregor gelang es ihr offenbar überhaupt nicht, ihre Tugend zu verteidigen – und ein Teil von ihr wollte es auch gar nicht mehr. Aber sie fragte sich, warum er ständig etwas tat, wofür er sich später entschuldigte. Allerdings hatte er wie beim letzten Mal seine Worte nicht im Brustton der Überzeugung geäußert, und zudem sah er nicht gerade schuldbewusst aus.
Er versuchte, sie zu verführen – dessen war sie sich vollkommen sicher. Doch was sollte sie davon halten? Es schmeichelte ihr, dass ein Mann wie Gregor sie begehrte. Aber vielleicht handelte er nur aus schmachvollen, niederen Beweggründen? Schließlich war sie die einzige Frau in seiner Reichweite. Schon allein der flüchtige Gedanke, dass er sie vielleicht ausnutzte, weil sie greifbar und weiblich war, machte sie zornig. Sie starrte ihn wütend an. Vielleicht war sie ja so töricht, ihr Herz und ihre Tugend an einen Mann zu verlieren, der sie irgendwann verlassen würde. Einem Mann, der in ihr nichts weiter sah als ein weibliches Wesen, an dem er ungehindert seine Triebe ausleben konnte, wollte sie jedoch weder ihr Herz noch ihre Tugend schenken.
Gregor beobachtete gebannt die wechselnden Gefühle, die sich in Alanas zarten Gesichtszügen spiegelten. Er konnte nur vermuten, welche Gedanken ihr durch den Kopf schwirrten. Als ihre goldbraunen Augen sich verengten und fast schwarz wurden, war ihm allerdings glasklar, dass sie wütend war. Dafür brauchte man keine besonderen Einsichten in das, was im Kopf einer Frau vorging. Er wünschte nur, er wüsste, welche seiner vielen Sünden sie so erzürnt hatte. Dann hätte er auf das, was sie ihm gleich an den Kopf werfen würde, die richtige Antwort geben und angemessen zerknirscht wirken können.
»Du versuchst, mich zu verführen«, fauchte sie. »Hast du beschlossen, deine Reise ein bisschen unterhaltsamer zu gestalten mit der einzigen Frau, die sich in deiner Reichweite befindet?«
Ihre erste Anschuldigung konnte er schlecht abstreiten. In diesem Punkt hatte sie vollkommen recht. Deshalb konzentrierte er sich auf ihren zweiten Vorwurf. Er brauchte seine Empörung
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