Mein Geliebter aus den Highlands
ihre Schwester nie finden. Abgesehen davon hatte seine Familie womöglich erfahren, dass er irgendwo auf dem Weg zwischen Mavis’ Zuhause und Scarglas verschwunden war. In diesem Fall würden sie sich bestimmt Sorgen machen und nach ihm suchen. Auch Alanas Familie war sicher beunruhigt. Am liebsten hätte er all diese Sorgen abgeschüttelt und wäre noch ein paar Tage mit Alana im Wald herumgetollt, doch er durfte diesem Wunsch nicht nachgeben.
Als Gregor sich neben Alana setzte und etwas von dem Haferbrei nahm, den sie gekocht hatte, wirkte er so ernst, dass Alana unwillkürlich fragte: »Ist etwas passiert?«
»Nay. Ich habe nur beschlossen, dass wir uns wohl oder übel wieder auf den Weg machen müssen. Auch wenn mich das nicht besonders freut«, erwiderte er und lächelte kläglich.
Auch Alana war nicht davon begeistert, doch sie erwiderte sein Lächeln. »Aye, es wird allmählich Zeit. Seit einer Weile habe ich das Gefühl, dass Keira gar nicht so weit weg ist.«
»Nicht so weit weg, und auch nicht in Nöten?« Schon nach dem ersten Löffel Haferbrei stellte Gregor fest, dass er ihm sehr gut schmeckte. Alana hatte den Brei offensichtlich mit einem fein geschnittenen Apfel gewürzt. Eine gute Köchin, dachte er. Gleich darauf schämte er sich ein wenig, weil er dreist ihre Vorzüge auflistete, noch bevor er definitiv beschlossen hatte, wie es mit ihnen weitergehen sollte.
»Nay, nicht in Nöten, aber besorgt. Der Bösewicht, von dem ich geträumt habe, ist nicht mehr da. Ich hoffe, dass er tot ist.« Alana verzog das Gesicht. »Das ist zwar nicht schön von mir, aber ich glaube, an seinen Händen klebte viel Blut. Er hätte Keira nicht in Ruhe gelassen, solange er oder sie noch lebte.«
»Solchen Tatsachen muss man sich wohl stellen. Und ich vermute, dass deine Schwester das getan hat. Wenn du sie fühlen kannst, wie du behauptest, dann kann sie nicht allzu weit weg sein.«
»Aye, aber ich weiß nicht, wo wir sind.«
»Wenn wir rasch ausschreiten, sollten wir vor Einbruch der Dunkelheit am Kloster Sankt Bernhard ankommen.«
Alana starrte ihn überrascht an. »Das Kloster in der Nähe von Muirlan?«, fragte sie ungläubig.
»Richtig. Weißt du, wo das liegt?« Gregor genoss den letzten Schluck Wein von Mistress Dunn.
»Aye. Dort lebt mein Cousin Matthew. Nun, mittlerweile heißt er Bruder Matthew.«
Gregor schüttelte den Kopf. »Gibt es in diesem Land irgendeinen Fleck, an dem sich kein Murray herumdrückt?«
Sie lachte. »Es gibt wirklich viele Murrays, aber Matthew stammt aus dem Klan der Kirkcaldys, der Familie meiner Großmutter.« Plötzlich traf sie die Erkenntnis wie ein Blitzschlag. »Natürlich! Deshalb kann ich Keira so deutlich spüren.«
»Glaubst du, sie hat euren Cousin um Hilfe gebeten?«
»Sie hat sich bei ihm versteckt.« Alana ging kurz in sich, und was sie fühlte, bestärkte sie in ihrer Vermutung. »Aye, sie hat sich an Cousin Matthew gewandt, als sie verletzt war. Das bedeutet, dass Ardgleann in der Nähe von Muirlan und dem Kloster liegen muss.«
»Ich weiß nicht, wo Ardgleann liegt, aber Muirlan ist nicht weit von Scarglas.« Gregor zuckte mit den Schultern, als sie ihn fragend musterte. Ihm war klar, dass die meisten Männer sich in ihrer Heimat viel besser auskannten als er. »Wir waren von Feinden umgeben, weil mein Vater es hervorragend verstand, sich unbeliebt zu machen. Ein Klan, die Grays, meinte, dass sie jeden MacFingal töten konnten, auf den sie stießen. Deshalb sind wir nicht sehr weit herumgekommen, und wenn wir einmal eine Reise unternahmen, dann nur auf versteckten Wegen. Ich kann dir viel erzählen über jeden Klan um Scarglas herum. Ich weiß, wie man nach Dubheidland kommt, wo mein Cousin Sigimor Laird ist. Und einige von uns waren schon einmal in Deilcladach, wo Fionas Bruder Connor herrscht. Aber das war dann auch schon alles. Mittlerweile ist es zwar nicht mehr so gefährlich wie früher, aber alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen, und wir unternehmen meist nur kurze Reisen.«
Plötzlich ging ihm auf, dass Alana ihn fragen könnte, warum er denn so weit von zu Hause weg gewesen war, als die Gowans ihn entführt hatten. Rasch wechselte er das Thema und fragte sie, was sie denn über das Kloster wisse. Erleichterung durchflutete ihn, als sie begann, ihm zu erzählen, was Matthew ihrer Familie im Lauf der Zeit berichtet hatte. Vor Alana Geheimnisse zu wahren erwies sich als ein hartes Stück Arbeit, und gleichzeitig war ihm nicht wohl
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