Mein Geliebter aus den Highlands
tödlich.«
»Na, dann bist du also doch nicht völlig nutzlos«, sagte Gregor, an Karl gewandt. Er musste sich ein Lächeln verkneifen über Alanas Empörung.
»Er ist ein sehr guter Kater«, fauchte Alana, auch wenn sie sich ein bisschen töricht vorkam.
Gregor lächelte. »Stimmt, selbst wenn er mir die Gelegenheit geraubt hat, den galanten Retter zu spielen.«
»Ach so.« Alana musste unwillkürlich ein wenig kichern. »Vielleicht klappt es ja das nächste Mal.«
Gregor grunzte nur. Die Angst um Alana steckte ihm noch in den Gliedern. Das Gift einer Kreuzotter brachte nicht jeden um, der das Pech hatte, von ihr gebissen zu werden, aber für viele war es tödlich. Alana war so zierlich, dass sie so einen Biss bestimmt nicht überlebt hätte. Das reine Entsetzen hatte ihn befallen, bis die Gefahr gebannt war. Genau genommen war er noch immer erschüttert. Als sie sich neben ihn auf den Boden setzte und ihre Haferkekse verzehrte, strich er ihr über die Haare, als wolle er sich versichern, dass sie unversehrt war.
Er merkte, dass sie ihm sehr wichtig geworden war. Eigentlich war ihm nun klar, wie seine Gefühle für sie beschaffen waren. Aber er war sich nicht sicher, ob er das so genau wissen wollte. Im Lauf seines Lebens hatte er immer wieder beobachtet, dass ein Mann zum Narren wurde, wenn er sich von seinem Herzen leiten ließ. Er hatte sich fest vorgenommen, Entscheidungen bezüglich Alana im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte zu fällen. So hatte er auch bei Mavis vorgehen wollen, aber mittlerweile hatte er erkannt, dass die Gier nach ihrer Mitgift seine Entscheidung beeinflusst hatte. Eine gewisse Sehnsucht, das haben zu wollen, was Sigimor und Ewan hatten, hatte das ihre dazu getan. Diese Sehnsucht verspürte er noch immer. Diesmal jedoch wollte er sich ganz sicher sein, dass die Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte, auch wirklich die Richtige war.
»Der Kater wirkt, als ob ihm nichts weiter fehlt«, sagte er und erhob sich. Er wollte sich bewegen und seine Gedanken loswerden.
»Aye.« Alana lächelte, stand ebenfalls auf und glättete ihre Röcke. »Ich kann es noch immer kaum glauben, was er getan hat.«
»Ich auch nicht. Ich glaube, Karl hält sich für einen Hund. Er folgt uns auf Schritt und Tritt wie ein treuer Hund, er reist mit uns wie ein Hund und beschützt dich wie ein Hund. Aye, dieser Kater hält sich für einen Hund.« Er betrachtete Karl, der geduldig zu Alanas Füßen wartete, während sie die Schlinge richtete, in der sie ihn herumtrug. »Er ist ziemlich verwirrt.«
»Nay, er hat nur Angst, allein zurückgelassen zu werden«, sagte Alana und lächelte ein wenig über den Unsinn, den Gregor von sich gab. Sie setzte den Kater in die Schlinge und hob ihren Beutel auf.
Gregor konnte die Angst des Katers gut verstehen. Das war einer der Gründe, warum er gern heiraten wollte. Flüchtige Momente mit zu vielen Frauen, die er im Grunde kaum kannte, reichten ihm nicht mehr. Viel zu oft hatte sich das Vergnügen bei solchen Begegnungen rasch in Unzufriedenheit und Leere verwandelt. Außerdem hatte er sich immer von seiner großen Familie lösen und ein eigenes Leben führen wollen. Das war ihm jetzt nicht mehr so wichtig. Jedenfalls wollte er sich aus diesem Grund nicht mehr an die falsche Frau binden.
Er nahm Alana an der Hand und ging los. Wie hätte sich Mavis wohl verhalten auf diesem langen Marsch, beim Übernachten unter den Sternen, auf der Jagd und beim Kochen? Nay, er konnte sich nicht vorstellen, dass sie solche Dinge getan hätte. Es hätte keine große Rolle gespielt, wenn Alana derartige Fertigkeiten nicht besessen hätte. Dennoch war er froh, dass sie sie hatte. Es hatte ihre Reise auf jeden Fall erleichtert.
»Glaubst du, dass deine Schwester sich noch im Kloster aufhält?«, fragte er. Er verzog das Gesicht, als sie sich aus seinem Griff löste und zu dem kleinen Steinhaufen zurückkehrte. »Pass gut auf, Mädchen! Vielleicht nisten dort noch weitere Schlangen.«
Alana hob den Stock auf, mit dem Gregor die tote Schlange angestupst hatte. Sie hielt ein wenig Abstand von dem Steinhaufen und angelte sich mit dem Stock vorsichtig etwas, worauf sie offenbar scharf gewesen war, als die Kreuzotter sich ihr in den Weg gestellt hatte. Sie hob es auf, eilte zu Gregor zurück und nahm ihn wieder bei der Hand.
»Nun? Welcher Schatz war es wert, womöglich noch einmal einer Kreuzotter zu begegnen?«, fragte er beim Weiterlaufen. Er runzelte die Stirn, als sie
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