Mein Geliebter aus den Highlands
Zurück blieb nur die verdutzte Erkenntnis, dass sie eine riesengroße Närrin gewesen war. Gregor gehörte einer anderen Frau und würde nie der Ihre sein. Sie hoffte, dass die Taubheit, die sie befallen hatte, noch eine Weile anhielt, denn darunter lauerte bestimmt ein stechender Schmerz.
Erst als Fiona sie ein wenig rüttelte, kam sie allmählich wieder zu sich. Sie merkte, dass sie in einem Schlafzimmer standen. »Oh, das ist aber ein schöner Raum.«
»Verflixt noch mal, Alana, du führst dich auf, als hätte dich jemand auf den Kopf geschlagen.«
»Du hast mich soeben Alana genannt, nicht mehr Mistress Murray. Erinnerst du dich jetzt an mich?«
»Das habe ich vorhin auch schon getan.« Fiona zuckte die Schultern. »Ich dachte nur, es wäre passender, etwas förmlicher zu sein.«
»Aye, vermutlich hast du recht.« Allmählich spürte Alana auch wieder, wie sehr ihr Körper schmerzte. Sie setzte sich aufs Bett und nahm Karl aus der Schlinge, damit er ihr neues Zuhause erkunden konnte.
»Warum humpelst du?«, wollte Fiona wissen. Sie trat ans Bett und kraulte den Kater hinter den Ohren.
»Es gab eine kleine Auseinandersetzung mit ein paar Strauchdieben. Ich bin einen Abhang hinabgestürzt, aber mit ein paar Blutergüssen und Abschürfungen davongekommen.«
»Lass mich mal sehen.«
Bevor Alana Einspruch erheben konnte, nestelte Fiona schon ihre Kleider auf und fragte sie eingehend nach den Dieben aus. Froh, dass sie sich nicht mit Gregors Verrat befassen musste, gab Alana bereitwillig Auskunft. Erst als sie gebadet und in ein frisches Hemd geschlüpft war, und nachdem Fiona ihre kleineren Wunden mit Salbe bestrichen hatte, keimte der Verdacht in ihr auf, dass ihre Cousine sie geschickt abgelenkt hatte. Doch nach Fionas Miene zu schließen war diese Atempause nun vorbei. Stöhnend sank Alana auf einen Stuhl vor dem Feuer.
»Ich glaube, die Geschichte mit den Strauchdieben ist nur eine von vielen, die du erlebt hast«, meinte Fiona und machte sich sanft daran, die Nester aus Alanas feuchten Haaren zu kämmen. »Wie lange bist du denn mit Gregor zusammen?«
»Zu lange. Und er hat nie auch nur ein Wort darüber verloren, dass er verlobt ist«, erwiderte Alana grimmig. Die Kränkung und der Zorn in ihren Worten waren unüberhörbar. Sie musste Fiona nicht ansehen, um zu wissen, dass sie sich verraten hatte. »Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich werde so bald wie möglich zu Keira reiten und …«
»Du reitest nirgendwohin. Nicht, bevor diese Blutergüsse verheilt sind. Nur weil du das Glück hattest, dir nichts zu brechen, heißt das noch lange nicht, dass du so gesund bist, um gleich wieder weiterzureiten.«
»Ich bin auch hierher geritten …«, fing Alana an.
»Dir ist nichts anderes übrig geblieben. Eine Trage wäre allerdings besser gewesen. Du bist ziemlich lädiert und musst dir jetzt ein wenig Ruhe gönnen.«
»Wenn ich zu Keira gehe, kann sie mir helfen, und ich kann mich auch bei ihr ausruhen.«
»Und ich kann dann von Glück sagen, wenn sie nicht auf der Stelle hierher eilt und mich ausschimpft, weil ich es zugelassen habe, dass du dich in deinem Zustand von einem Pferd durchrütteln lässt. Das ging jetzt nicht anders, weil ihr möglichst rasch nach Scarglas wolltet, aber …«
»Ich könnte einen Karren nehmen.«
Fiona verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Alana zornig an. »Nay. Ich gehe davon aus, dass du einiges über Keira erfahren hast. Also weißt du bestimmt, dass sie alle Hände voll zu tun hat, auch ohne sich um dich kümmern zu müssen. Erzähl mir jetzt lieber, was du und Gregor in den letzten zwei Wochen getan habt, und warum ihr beide so schrecklich unglücklich wart, als Mavis auftauchte.«
»Er hat sie umarmt«, murrte Alana. »Er war bestimmt nicht unglücklich.«
»Erzähl mir, was dir widerfahren ist. Dann werde ich dir alles sagen, was du noch über Keira hören willst.«
Alana beschloss, dass es sinnlos war, sich zu sträuben. Fiona wirkte sehr entschlossen, und gegen eine entschlossene Fiona kam keiner an. Zögernd erzählte sie ihre Geschichte, auch wenn sie sorgsam jeden Hinweis vermied, dass sie und Gregor ein Liebespaar geworden waren und dass ihre Gefühle zu ihm mittlerweile sehr tief reichten. Doch ein paar verstohlene Blicke von Fiona zeigten ihr, dass sie ihre Zunge wahrscheinlich völlig umsonst hütete. Fiona füllte offenbar sofort alle Lücken, die in Alanas Geschichte offengeblieben waren.
»Nun, da hast du aber ein richtiges
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