Mein Geliebter aus den Highlands
alles so klären kann, wie ich es vorhabe, wird sie die Burschen doch akzeptieren, oder?« Schon als er diese Frage stellte, wusste er, dass Alana das tun würde.
Fiona bedachte ihn mit einem missbilligenden Blick. »Natürlich wird sie das, und das weißt du auch ganz genau. Ich glaube, sie ist gerade in den Saal neben der großen Halle gegangen. Sie hat mir versprochen, dass sie dich anhören wird. Der Rest liegt ganz bei dir. Wenn du sie nicht überzeugen und ihren Schmerz nicht lindern kannst, wird sie nach Ardgleann reisen. Dann werde auch ich sie nicht mehr aufhalten.«
»Du hast ein sehr bestimmendes Wesen, Fiona«, sagte er und grinste, als sie nur lächelte. »Ich werde tun, was ich kann. Sie will bestimmt Neuigkeiten von ihrer Schwester erfahren, und außerdem hat sie dir etwas versprochen. Also sollte ich es zumindest schaffen, einen Fuß in die Tür zu setzen, um meine Argumente vorzubringen.«
Auf dem Weg zum Saal stieg Hoffnung in ihm auf, doch gleichzeitig auch Angst. Aus eben diesem Grund hatte er die Liebe bislang gemieden. Es war würdelos für einen Mann, sich auf dem Weg zu einer Frau so zu fühlen, als stünde er vor der härtesten Schlacht seines Lebens. Und noch würdeloser war es, sogar die Möglichkeit eines feigen Rückzugs zu erwägen.
Seufzend starrte er auf die Tür zum Saal und versuchte, sich für die bevorstehende Auseinandersetzung zu wappnen. Er stand vor der wichtigsten und schwierigsten Aufgabe seines Lebens; denn er wusste, ohne Alana an seiner Seite würde seine Zukunft kalt und leer sein. Gregor kannte diese Leere gut. Er hatte sie damals verspürt, als er noch jede Frau in sein Bett zerren wollte, wenn ihm gerade danach war, bis er beschlossen hatte, sich eine Gemahlin zu suchen. Doch die Leere von damals war nichts im Vergleich zu der, die er spüren würde, wenn er Alanas Herz nicht gewinnen konnte. In den Tagen, die er ohne sie verbracht hatte, war ihm allzu klar geworden, wie gern er sie nachts an seiner Seite hatte; wie gern er morgens neben ihr aufwachte und wie gern er sie tagsüber in seiner Nähe wusste. Nay, er hatte es nicht nur gern, er brauchte es, gestand er sich ein; denn er hatte beschlossen, sich nichts mehr vorzumachen.
Gregor klopfte an die Tür, doch es erfolgte keine Einladung. Er blieb noch ein Weilchen davor stehen und überlegte, ob er forsch hineinmarschieren sollte. Doch sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass dies kein guter Weg war, um Alanas Zorn zu beschwichtigen. Aber je länger er vor der Tür stand wie ein reuiger Sünder, desto zorniger wurde er. In dem Moment, als er die Tür öffnen wollte, hörte er, wie Alana ihn offenbar zögernd hereinrief. Bevor er die Tür aufmachte, schickte er noch ein Stoßgebet zum Himmel, dass er die richtigen Worte finden möge, um Alana wieder in die Arme schließen zu dürfen.
Alana beobachtete Gregor, der leise die Tür hinter sich schloss und sich dann zu ihr umdrehte. Bei seinem Anblick hüpfte ihr das Herz, und sie verfluchte ihre Torheit. Mittlerweile war er frei, doch das veränderte kaum etwas an der Situation zwischen ihnen. Es gab nach wie vor einen Berg an Lügen, die er erklären musste, und sie hatte nach wie vor keine Ahnung, was er für sie empfand, abgesehen von Begierde.
Sie dachte daran, wie froh sie gewesen war, dass die Strauchdiebe es nicht geschafft hatten, sie zu schänden und all die Schönheit dessen zu vernichten, was sie und Gregor teilten. Doch was Gewalt nicht hatte vernichten können, hatten Gregors Lügen vernichtet. In diesem Moment wütete der Schmerz, belogen worden zu sein, so heftig in ihr, dass sie sich kaum noch an die Momente in seinen Armen erinnern konnte, ohne vor Verlegenheit über ihre törichte Einfalt zusammenzuzucken. Vielleicht würde der Schmerz mit der Zeit verblassen, und die Erinnerungen würden wieder schöner werden, doch sie würden immer getrübt sein von der Erinnerung an das, was nicht mehr da war.
Nun bemühte sie sich nach Kräften, sich nicht an ihre gemeinsam erlebte Leidenschaft zu erinnern. »Hattest du eine angenehme Reise?«, fragte sie, als er sich ihr gegenüber niederließ.
Es verschaffte ihr eine gewisse Genugtuung, dass er bei dem kühlen, höflichen Tonfall ihrer Worte ein wenig zusammenzuckte. Sie wusste, dass es kleinlich von ihr war, sich daran zu weiden, aber das war ihr egal. Er hatte sie sechs Tage lang allein gelassen. In dieser Zeit hatte sie in ihren Schmerzen und ihrer Wut geschmort, unter einem Dach mit der Frau,
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