Mein Geliebter aus den Highlands
»Nay, ich sage, was ich zu sagen habe. Schließlich ist Gregor verschwunden und hat es mir überlassen, mich mit seiner Verlobten und seiner Geliebten zu befassen. Das hätte für mich ziemlich peinlich werden können.«
»Ich weiß, dass es ein Fehler war, Alana nichts von Mavis zu erzählen. Aber es ist sehr schwer, einen Fehler wiedergutzumachen, wenn sie sich nicht anhört, was ich zu sagen habe.«
»Aye, du hast einen großen Fehler gemacht, ihr nicht die Wahrheit zu sagen, bevor sie herkam und der Frau begegnete. Aber dein größter Fehler war es, dir mehr Sorgen um Mavis’ Stolz zu machen als um Alanas Gefühle.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Gregor kleinlaut, auch wenn er den leisen Verdacht hatte, dass es Alana womöglich so vorgekommen war.
Als er daran dachte, wie er sich verhalten hatte, beschloss er, dass der Begriff ›womöglich‹ falsch war. Alana war es ganz bestimmt so vorgekommen. Als er vor Mavis stand und diese behauptete, sie sei mit ihm verlobt, hatte er kaum einen klaren Gedanken fassen können. Seine Hauptsorge hatte darin bestanden, Mavis und ihren Vater glücklich zu machen, bis er das Missverständnis in aller Ruhe klären und die beiden dann in gutem Einvernehmen wegschicken konnte. Er hatte ein schlechtes Gewissen gehabt, weil er hauptsächlich der Mitgift wegen um Mavis gefreit hatte. Deshalb hatte er vor allem an ihre Gefühle gedacht. Er wollte sie nicht demütigen, indem er ihr in aller Öffentlichkeit eine Abfuhr erteilte. Doch damit hatte er Alana eine Abfuhr erteilt.
Fluchend gestand er sich ein, dass sich seine Fehltritte häuften. Er hätte etwas tun müssen, Alana vielleicht sogar zwingen müssen, ihm Gehör zu schenken. Doch stattdessen hatte er den freundlichen Bräutigam gespielt und Mavis die lächelnde Braut. Wenn ihm Alana so etwas angetan hätte, noch dazu in aller Öffentlichkeit an der Tafel in der großen Halle, wäre er keinesfalls so gelassen geblieben. Nay, dann hätte es einen Toten gegeben, noch bevor das Mahl beendet war.
Aber er hätte Alana wenigstens zugestanden, ihm alles zu erklären, dachte er ein wenig trotzig. Wenn sie ihm auch nur eine Minute zugehört hätte, wäre alles, was er an jenem Abend an der Tafel getan hatte, verständlich gewesen. Gregor wusste, dass Alana ihren Stolz nicht über den einer anderen Person gestellt hätte. Sie hätte es nicht gewollt, dass Mavis verletzt oder gedemütigt würde.
»Du musst sie dazu bringen, dir zuzuhören«, sagte Fiona.
»Das stellst du dir etwas zu einfach vor!«, fauchte er, doch sein Zorn richtete sich hauptsächlich gegen sich selbst.
»Einfach wäre es gewesen, wenn du ihr schon viel früher von Mavis erzählt hättest. Jetzt musst du ihr nicht nur die Geschichte an sich erklären, sondern auch noch, warum du das alles verschwiegen hast.« Fiona seufzte. »Begreifst du das denn nicht? Dein Verhalten hat Alana dazu gebracht zu denken, sie sei für dich einfach nur eine günstige Gelegenheit gewesen – eine Frau, die dein Lager wärmt, bis du nach Hause kommst, um eine andere zu heiraten.«
»Du sprichst deutliche Worte.«
»Das muss ich, denn sonst könnte dieser Wirrwarr ein Knoten werden, der sich nicht mehr lösen lässt. Und das würde dich und Alana teuer zu stehen kommen. Ich glaube, du hast dir auf eurer Reise eine ganze Menge Worte verkniffen. Vielleicht hattest du Angst, ihr etwas zu versprechen, solange du nicht völlig frei warst. Dafür musst du jetzt bezahlen. Alana hat von dir nichts bekommen, nicht einmal ein paar leise geflüsterte Worte, an die sie sich nun klammern könnte. Warum sollte sie dir vertrauen? Ewan behauptet, du betrachtest Alana als deine wahre Gefährtin. Ich fürchte, von dir kam nichts, um sie dazu zu bringen, dasselbe zu denken.«
Das konnte er nicht abstreiten, auch wenn er seiner Meinung nach ehrbare Gründe dafür gehabt hatte. Jetzt steckte er in der Klemme. Die Frau, die er wollte, hatte nichts in der Hand, um ihm zu vertrauen oder zu glauben, dass ihn irgendetwas anderes an sie band als die Leidenschaft.
»Und natürlich weiß sie mittlerweile auch über deine Söhne Bescheid.«
Gregor starrte auf die Tafel und fragte sich, ob es helfen würde, wenn er ein paar Mal mit dem Kopf darauf schlug. »Ich habe sie ja nicht versteckt.« Er verzog das Gesicht. »Ich habe sie schlicht vergessen. Ich habe einzig und allein an die Sache mit Mavis gedacht, natürlich abgesehen davon, was zwischen mir und Alana war.« Er seufzte, dann fragte er: »Wenn ich
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