Mein Geliebter, mein Prinz
Reflexe darüberwarfen. Sporadisches Vogelgezwitscher und das Zirpen der Grillen waren zu hören. Nico hatte sich bewusst mit dem Rücken zu den anderen Gästen gesetzt. Während Nico einen Schluck Wein trank und leise seufzte, verschwand die Anspannung aus seinem Körper. „DerWein ist gut.“
„Ich weiß. Deshalb habe ich ihn bestellt.“
Nico lachte. „Und? Leben Sie schon lange hier?“
„Seit drei Jahren. Ich bin in der Nähe zur Universität gegangen, und die Gegend hat mir gefallen. In das Cottage bin ich aber erst gezogen, als mir klar war, was ich beruflich machen wollte.“
Nachdenklich strich er mit den Fingerspitzen über das Glas. „Eigentlich weiß ich überhaupt nichts über Sie.“
„Das kommt vielleicht daher, dass wir auf so seltsame Art zusammengefunden haben.“
In dem Wort, das sie gewählt hatte, schwang etwas Dauerhaftes mit, und Nico wurde argwöhnisch. Bis er sich daran erinnerte, dass Frauen romantische Begegnungen gern mit „Romeo und Julia“ oder anderen großen Liebesgeschichten in Verbindung brachten. Wenn er Ella wollte, dann sollte er sicherlich nachsichtig mit ihr sein.
„Erzählen Sie mir von sich“, forderte er sie auf.
„Ich habe Geschichte studiert.“ Ella erzählte ihm, wie sie nach ihrem Abschluss ständig den Job gewechselt hatte, mit keiner Arbeit so richtig zufrieden gewesen war und sich einfach nicht für einen Beruf hatte entscheiden können. Bis sich eines Tages ein amerikanischer Cousin von Ella beschwert hatte, es sei unmöglich, das „wahre England“ zu entdecken, überall werde nur ein künstliches Teestubenerlebnis geboten. Viele ausländische Besucher würden gern Orte abseits der Touristenwege entdecken, Orte von historischem Interesse genauso wie Gärten und Parks, in denen es nicht von Tagesausflüglern mit Kameras wimmele.
„Und da haben Sie eine Marktlücke gesehen?“, erriet Nico.
„Genau. Ich habe die schönsten kleinen Schlösser und Landsitze ausfindig gemacht und die Besitzer gefragt, ob sie bereit wären, Einzelpersonen oder Gruppen von höchstenszehn Leuten herumzuführen. Danach habe ich komfortable ländlichere Hotels gesucht, die nicht zu einer Kette gehören; und Restaurants wie dieses hier, Lokale, die ein Tourist normalerweise nicht findet. Tja, und dann habe ich einen Kredit aufgenommen und die ‚Real England Tour Company‘ gegründet. Ich hatte sofort großen Erfolg. Inzwischen habe ich sogar eine Mitarbeiterin.“
„Wow!“ Nicos Augen funkelten. „Ich bin beeindruckt.“
„Also, das war alles Wichtige über mich.“ Ella stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. „Was ist mit Ihnen?“
Schweigend warteten sie, während die Kellnerin das Essen vor sie hinstellte, beide blickten die Frau an, als bereite sie ihnen eine unwillkommene Störung.
Nicht aus Hunger, sondern weil es ungehörig wäre, die Speisen ungerührt stehen zu lassen, aß Nico eine Garnele und eine Spargelstange. „Ich habe selbst mit Tourismus zu tun, aber anders als Sie.“
„Wirklich? Wie denn?“
„Tja, die Sache ist ziemlich kompliziert. Es würde Stunden dauern, es Ihnen zu erklären.“ Und er hatte nicht stundenlang Zeit. Nicht um mit Ella zu reden. Er beugte sich vor, und der schwache Duft von spanischem Flieder hüllte ihn ein. „Sprechen wir doch nicht über so langweiligen Kram wie Jobs, Ella. Das, was wir nicht sagen, macht uns doch an einem Abend wie diesem fast taub. Hören Sie es nicht?“
Sie blickte ihm in die Augen und schmolz förmlich dahin. Natürlich wusste sie, was als Nächstes kommen würde. Einerseits fürchtete sie sich davor, andererseits sehnte sie sich danach. „Was, zum Beispiel?“
„Zum Beispiel, dass ich nicht länger warten kann und dich jetzt küssen will. Und dass es reine Verschwendung wäre, noch einen Gang zu bestellen. Weil ich dich lieber sofort nach Hause bringen würde, wo ich dich küssenkann, ohne dass uns die Leute zusehen.“ Sein Blick haftete, während er sprach, auf ihren Lippen. „Schockiert?“, fragte er gedehnt.
„Nein, schockiert bin ich nicht“, erwiderte Ella langsam. Seine Worte hatten all ihre Sinne geschärft und ein schmerzhaftes Verlangen in ihr geweckt. Selbstverständlich hatte es früher schon Männer gegeben, die Ella begehrt hatte. Aber niemals so, nicht mit einer derart starken Sehnsucht, dass Atmung, Herzschlag und Verstand gleichzeitig auszusetzen schienen.
„Wenn du nicht schockiert bist, was dann?“, fragte Nico leise.
Sein Blick war wie
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