Mein Geliebter, mein Prinz
und ihn überrumpelt. Möglicherweise, weil Nico kein Bedürfnis verspürt oder keinen Grund gesehen hatte, die Mauern um sich zu errichten, mit denen er sich normalerweise schützte. Ein Mal hatte er so tun können, als wäre er einfach irgendein Mann. Und Ella hatte mit einer Leidenschaft auf ihn reagiert, die ihn überraschte.
Er wollte mehr davon.
Langsam bog er in die enge Straße ein, die zu Ellas Cottage führte, und parkte direkt vor ihrem Haus. Während er den Autoschlüssel einsteckte und durch den kleinen Vorgarten ging, fiel Nico auf, in welch sattem Grün die Bäume dastanden und wie das Sonnenlicht einzelne Steinplatten durch das Blattwerk hindurch beschien. Auch überraschte Nico, wie deutlich er das fröhliche Vogelgezwitscher wahrnahm. Waren seine Sinne plötzlich geschärft?
Das macht nur der neue und andere Sex, sagte sich Nico. Sein Appetit war abgestumpft gewesen, und er hatte Ella als etwas Frisches auf seinen Geschmacksknospen empfunden. Und wie gern er sie wieder schmecken wollte …
Nico klingelte.
Die Informationen über Nico hatten Ella schockiert. Sie beschloss, sich eine Kanne Tee zu kochen. Aus dem Küchenfensterhatte Ella die silbermetallicfarbene Luxuslimousine vorfahren sehen und sich schnell in die Diele zurückgezogen. Als Nico auf die Klingel drückte, überlegte Ella mit pochendem Herzen, ob sie einfach nicht aufmachen sollte. Das wäre doch zweifellos die beste Lösung? Vermutlich würde Nico dann wegfahren und die Sache wäre für immer erledigt. Ella konnte sich nicht vorstellen, dass er den ganzen Tag geduldig vor der Tür warten würde. So etwas taten Prinzen nicht, oder?
Andererseits konnte sie keinen Schlussstrich ziehen, wenn sie Nico jetzt gehen ließ. Sie wusste, dass sich ihre Wege nie wieder kreuzen würden. Deshalb hielt sie es für die einzige Gelegenheit, ihm mitzuteilen, was sie sagen wollte. Oder vielmehr, was er dringend mal hören musste, der intrigante, falsche Mistkerl!
Was für eine Reaktion erwartete er wohl von ihr?
Es kostete sie große Anstrengung, doch Ella gelang es, eine freudig überraschte Miene aufzusetzen, als sie die Tür öffnete. Na ja, die Freude war nicht ganz geheuchelt. Er mochte sie getäuscht haben, doch das hinderte Ellas Körper nicht daran, auf seinen Anblick zu reagieren.
Und er war ein Prachtexemplar von Mann. Verwaschene schwarze Jeans betonten die langen, muskulösen Beine, ein schwarzes T-Shirt schmiegte sich an die eindrucksvoll breite Brust. Das schwarze Haar war zerzaust, die dunklen Augen funkelten wie Edelsteine in seinem gut aussehenden Gesicht.
Der Gedanke an Edelsteine weckte eine böse Erinnerung, sodass Ella sich gerade noch davon abhalten konnte, die Tür wieder zuzuschlagen.
„Nico!“, hauchte sie und hoffte, dass sie klang wie eine verliebte Frau, die mit ihrem neuen Liebhaber sprach. „Ich habe dich nicht erwartet.“
„Ich hätte anrufen sollen.“
„Du sagtest, dass du das tun würdest“, erwiderte sie miteinem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme.
Nico entspannte sich bei der undramatischen Begrüßung. Also wusste Ella nicht Bescheid. Was natürlich bedeutete, dass er es ihr erzählen musste.
Aber noch nicht.
Später …
Zuerst wollte er den ganzen Nachmittag unbelasteten, leidenschaftlichen Sex mit ihr haben. „Darf ich hereinkommen?“
Einen Moment lang verlor Ella fast die Nerven. Es wäre einfacher und weniger aufwühlend, wenn sie es Nico jetzt gleich sagte. Trotzdem sperrte sie sich gegen solche Gedanken. Sie würde ja wohl nicht schwach werden und ihm, im Bann seiner überwältigenden Ausstrahlung, zu Füßen liegen!
Ella lächelte ihn an. Der Meister der Täuschung, Prinz Nicolo von Mardivino, würde es mit gleicher Münze heimgezahlt bekommen!
„Natürlich“, antwortete sie schließlich gelassen, bevor sie in die Küche ging und es Nico überließ, ihr zu folgen oder nicht.
Völlig überrascht runzelte Nico die Stirn. Diesmal hätte Ella ihm doch nun wirklich in die Arme sinken müssen. Bereute sie, was passiert war? Oder meinte sie, dass sie es ihm beim letzten Mal zu leicht gemacht hatte? Wenn es so war, respektierte er gern noch einen anderen Aspekt der unbekannten Welt, die er mit Ella entdeckt hatte. Kein Problem, er konnte warten. Das würde ihm guttun. Das Warten würde sein Verlangen nur verstärken.
Sie stand neben dem Kühlschrank und wirkte mit ihrem strahlenden Lächeln, als spielte sie die Hauptrolle in einem altmodischen Werbespot.
„Was möchtest du
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