Mein Geliebter, mein Prinz
trinken, Nico? Champagner?“
Jetzt wurde er nervös. Ja, sie hatten miteinander geschlafen, und es war großartig gewesen. Deshalb wollte Ellawohl kaum feiern, oder? Angestrengt versuchte er, sich daran zu erinnern, was er während jener unglaublicher Stunden im Bett zu ihr gesagt hatte. Nein, nichts, woraus sie hätte schließen können, dass sie mehr teilten als eine flüchtige Affäre.
„Möchtest du denn Champagner?“, fragte er.
Ella wusste plötzlich, dass sie die Fassade nicht länger aufrechterhalten konnte. „Ich würde keinen Schluck davon hinunterbringen.“
„Warum hast du dann …“, begann Nico und kniff argwöhnisch die Augen zusammen.
„Das liegt wahrscheinlich daran, dass es ziemlich billiger Champagner ist“, schnitt Ella ihm das Wort ab und bemerkte, wie Nico sie nun erstaunt ansah. Dass Leute ihn unterbrachen, war er wohl nicht gewohnt. „Du trinkst vermutlich nur das feinste Zeug, stimmt’s, Nicolo?“
Sein Herz schlug dumpf und schwer vor … Es fühlte sich vielleicht an wie Enttäuschung, nur dass Nico nicht sicher wusste, wie sich Enttäuschung anfühlte. Von seiner eigenen Dummheit war er jedoch überzeugt. Er hatte in einer Fantasiewelt gelebt. „Du weißt es?“, fragte er langsam.
„Ja.“
Natürlich wusste sie Bescheid. Gut. Seine Gedanken rasten. Seit wann? Schon in der Strandhütte, als sie aus den Fieberträumen erwacht war? Oder sogar noch früher? Vielleicht hatte Ella es die ganze Zeit gewusst, und er hatte sie völlig falsch eingeschätzt. Wenn sie leidenschaftlich gern diese geschmacklosen Boulevardzeitungen las, in denen ständig Fotos von ihm abgedruckt wurden – dann hatte Ella ihn in der Hütte sofort erkannt und ihr Glück wahrscheinlich nicht fassen können.
War sein erster Instinkt richtig gewesen? Dass hinter allem ein Plan steckte und Ella den schönen Lockvogel spielte, darauf trainiert, einen Prinzen einzufangen? Dannmussten sie und ihre Freunde irgendwie in Erfahrung gebracht haben, dass er sich gelegentlich an jenen Strand zurückzog. Ob sie sich bewusst an die gefährliche Nordküste der Insel gewagt hatten? Die anderen an Bord der Yacht waren wirklich sinnlos betrunken gewesen, und Ella hätte sterben können, wenn er sie nicht gefunden … Eine Panne? Vielleicht waren sie nicht davon ausgegangen, dort so lange warten zu müssen.
„Wann hast du es herausgefunden?“, fragte Nico angespannt.
Ella blickte ihn ungläubig an. Sie hörte die Anschuldigung aus seinen Worten heraus. „Was glaubst du denn, seit wann ich es weiß?“
Jetzt begann sich Nico zu fragen, ob der unbedachte Zwischenfall auf dem Sofa vielleicht gar nicht so spontan gewesen war. Was, wenn draußen im Gebüsch Fotografen gehockt hatten und Fotos existierten, die inzwischen schon ins Internet gestellt oder an Zeitungen verkauft worden waren? Das Blut schien Nico in den Adern zu erstarren, als ihm klar wurde, wie bodenlos leichtsinnig er sich verhalten hatte.
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte er kalt. „Deshalb frage ich ja.“
Sie hatte dieses Gespräch eingeleitet. Und plötzlich sollte sie sich verteidigen – was fiel ihm ein? „Du denkst, ich habe es die ganze Zeit über gewusst?“
„Hast du?“, fragte er.
Sie konnte ihm den inneren Aufruhr nicht ansehen. Nico hatte so gut gelernt, sich hinter einer Maske von kühler Gleichgültigkeit zu verbergen, dass es ihm wie zur zweiten Natur geworden war.
Ella riss die Augen auf. „Und du denkst, dass ich deshalb mit dir geschlafen habe?“
„Hast du?“
Wenn sie vorher geglaubt hatte, ihr sei schlecht, dannnahm der Begriff ‚Übelkeit‘ jetzt eine ganz neue Bedeutung an. Wie konnte Nico so über sie denken?
Und warum nicht? Sie hatte sich ihm bei der ersten Gelegenheit hingegeben. Trotzdem waren seine Beschuldigungen unverschämt. – Was nicht hieß, dass Ella noch einmal versuchen würde, Nico zu ohrfeigen. In Anbetracht der Tatsache, dass er ein Prinz war, wollte Ella das Risiko lieber nicht eingehen. Vielleicht ließ er sie wegen Hochverrats verhaften!
Wütend und gekränkt, platzte Ella mit der Wahrheit heraus. „Ich hatte bis vor einer Stunde keinen blassen Schimmer! Mark hat angerufen und mir triumphierend erzählt, du seist Prinz Nicolo von Mardivino. Für mich warst du einfach ein Mann, der einen reichen Arbeitgeber hat.“ Ihre grünen Augen funkelten vor Zorn. „Und warum? Prinzen gibt es nicht wie Sand am Meer.“
Nico begriff, dass er Ella mit seinem halsstarrigen, arroganten Hochmut
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