Mein Geliebter, mein Prinz
unter einem Sonnenstich. Sonst noch was, Mark? Ich bin ziemlich beschäftigt …“
„Sicher nicht zu beschäftigt, um dir anzuhören, was ich dir zu erzählen habe.“
Irgendetwas an seinem Tonfall ließ Ella vorsichtig werden. „Und was ist so wichtig?“
Mark schwieg provozierend lange, bevor er fragte: „Weißt du, wer der Kerl ist, der die Polizei gerufen hat?“
Das konnte sie nicht durchgehen lassen. „Du meinst den Mann, der uns gerettet hat?“
„Ja, was auch immer. Rate mal, wie er heißt!“
Seinen Namen brauchte sie nicht zu raten. Sie kannte ihn, genauso gut wie sie wusste, dass seine Küsse sie in den siebten Himmel trugen. Bei der Erinnerung an all die herrlichen Sachen, die er mit ihr gemacht hatte, erschauerte Ella. Ihre Lust vermischte sich jedoch mit dem nagenden Gefühl, dass sie ihn vielleicht nie wiedersehen würde. „Er heißt Nico.“
„Das ist nicht sein richtiger Name!“
„Was meinst du damit? Wovon redest du da?“
„Sein richtiger Name ist Nicolo.“
„Also kürzt er ihn ab“, erwiderte Ella kühl. „Das tun viele Leute. Ich auch. Na und?“
„Nicolo von Mardivino.“
Sie kapierte noch immer nicht. „Ja, dort lebt er.“
„Prinz Nicolo!“, erklärte Mark triumphierend.
„Hast du wieder getrunken?“ Doch noch während sie die Frage stellte, ging Ella die Bedeutung seiner Worte auf. Fast ließ Ella den Hörer fallen. „Was hast du gesagt?“, fuhr sie ihn an.
„Er ist ein Prinz!“
„Natürlich ist er kein Prinz. Er ist … er ist …“ Ella verstummte. Instinktiv wusste sie, dass sie das Unglaubliche hinnehmen musste. Nur wollte sie es nicht. „Das ist doch Unsinn.“
„Prüf es nach. Er ist der jüngste Prinz – es gibt drei. Ein ziemlicher Playboy, wie man es von so einem ja auch nicht anders erwartet.“ Mark lachte derb. „Jedenfalls hat er den Ruf eines Draufgängers und Frauenhelden.“
„Wolltest du sonst noch was, Mark?“
Ein verschlagener Unterton schlich sich in seine Stimme. „Was ist eigentlich passiert, nachdem wir weg waren? Hast du mit ihm geschlafen?“
Mit zitternder Hand knallte Ella den Hörer auf.
Natürlich war er kein Prinz! Ein Prinz rettete nicht irgendeine wildfremde Frau, er pflegte sie nicht selbst gesund, und er tauchte nicht einfach vor Ellas Haustür auf …
Und er verbrachte nicht die Nacht mit ihr.
Sich kaum dessen bewusst, ging Ella an ihren Computer und tippte die Begriffe „Mardivino“ und „Prinz Nicolo“ auf der Site einer Suchmaschine. Entsetzt sah Ella, dass es dreißigtausendsiebenhundert Treffer gab. Sie klickte den ersten Eintrag an und wartete eine halbe Ewigkeit, zumindest kam es ihr so vor, bis plötzlich ein Bild von Nico erschien – der nicht einfach Nico war, sondern Seine Hoheit Prinz Nicolo Louis Fantone Cacciatore.
Außerdem fand Ella Informationen über seine Schulausbildung in Mardivino, Frankreich und Italien und Fotos, die Nico und seine Familie abbildeten. Nur dass diese Familie zufällig in einem mit Gold und kostbaren Edelsteinen verzierten Thronsaal saß.
Ella glaubte, ihr würde schlecht werden.
Vorsichtig fuhr Nico mit seiner silberfarbenen Limousine durch die schmalen Straßen und blickte immer wieder in den Rückspiegel. Aber hinter ihm war niemand.
Hätte ich sie anrufen sollen?
Nein, so ist es besser. Von Angesicht zu Angesicht.
Er war redegewandt und konnte gut mit Frauen umgehen. Mit Schwierigkeiten rechnete er nicht. Er würde Ella erklären, warum er ihr nichts verraten hatte. Anschließend würde er sie dazu bringen, Verständnis dafür zu zeigen. Dann würde er sie wieder küssen, und zwar so verführerisch und leidenschaftlich, dass sie ihm garantiert alles verzieh.
Die intensive, fast schmerzhafte Begierde, die Nico bei dem Gedanken empfand, wurde nur leicht durch das Wissen gedämpft, dass der Sex mit ihr zu …
Nico runzelte die Stirn. Zu intim gewesen war? Intimität war gefährlich und irreführend, deshalb musste sie vermieden werden. Sie schwächte und weckte in Frauen Erwartungen, die niemals in Erfüllung gehen konnten, schon gar nicht für jemanden wie Ella.
Sie war alles gewesen. Zärtlich. Leidenschaftlich. Warmherzig. Aufreizend. Am meisten hatte ihn vielleicht die Zärtlichkeit beeindruckt, weil sie für ihn eine unbekannte Größe darstellte. Niemals ließ Nico Menschen so nahe an sich heran, dass es so weit kommen konnte. Deshalb hatte er nicht damit gerechnet. Es war, als hätte sich ein Gefühl der Verbundenheit an ihn herangeschlichen
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