Mein geliebter Ritter
breitete die Arme aus wie ein riesiger Vogel, sodass sich das Wolfsfell öffnete. Darunter war er nackt, sein Glied stand steif und aufrecht. Linnet biss sich auf die Lippe und schmeckte Blut.
Pomeroys glühende schwarze Augen brannten sich in ihre, als er rief: »Ich mache dich zu meiner Göttin!«
42
»Die Stufen sind steil«, warnte Edmund ihn, als er die Geheimtür für ihn aufhielt. »Gott sei mit dir.«
»Ich werde Euch das nicht vergessen.« Jamie packte Edmunds Arm, bevor er sich durch die Türöffnung duckte.
Edmund schaute sich im Korridor um, während Jamie Master Woodley hindurchhalf. Eines Tages würde Jamie darüber lachen, wie er mit einem alten Mann als Kameraden in den Kampf seines Lebens gezogen war. Aber nicht heute.
Edmund schloss die Tür, und Jamie vernahm einen entfernten, unheimlichen Gesang.
»Denkt daran«, sagte Jamie, als er seine Fackel in die Halterung an der Wand steckte, »Ihr wartet hier oben auf der Treppe. Wenn ich nicht zurückkomme, geht Ihr zu Edmund Beaufort.«
Jamie hastete die lange Treppe hinunter und kam keuchend auf dem unbefestigten Boden an. Sehr bald spendete die Fackel ihm kein Licht mehr, und er musste seinen Schritt verlangsamen. Er folgte dem Gesang durch die Dunkelheit, wobei Linnets Beschreibung des Hexensabbats durch seinen Kopf spukte.
Herr, lass mich rechtzeitig kommen, um sie zu retten.
Der Tunnel musste ihn nahe zum Fluss führen. Ein modriger Gestank stieg ihm in die Nase, und er patschte durch Pfützen.
Vor ihm war mit einem Mal Licht. Der Tunnel mündete in einen größeren Raum, der von flackerndem Kerzenlicht erhellt wurde, genau wie Linnet es ihm beschrieben hatte. Als er sich dem näherte, verlangsamte er seinen Schritt und zog sein Schwert. Er blieb im Schatten vor dem Eingang stehen, um seinen Feind zu beobachten, bevor er zuschlug.
Gott im Himmel! Wut und Furcht wogten durch ihn hindurch, als er Linnet nackt auf dem Altar liegen sah. Jeder Muskel seines Körpers verlangte danach, blindlings mit wirbelndem Schwert anzugreifen. Aber er zwang sich dazu, einen kühlen Kopf zu behalten, denn das musste er, wenn er sie retten wollte.
Mit einem Blick erfasste er die Situation: das gute Dutzend Unholde, die sich zu ihrem blasphemischen Gesang wiegten und herumzappelten; eine Frau, die mit dem Gesicht nach unten und ausgestreckten Armen regungslos auf dem Boden lag; ein Mann mit der Maske und dem Fell eines Wolfes zu Linnets Füßen.
Er durchsuchte den Raum nach Waffen. Vier Schwerter lehnten an der Wand gegenüber neben dem zweiten Eingang. Bloß vier, auch wenn einige der Teufelsanbeter kürzere Klingen unter ihrer seltsamen Kleidung versteckt haben mochten.
Jamies Ziel war einfach: sich selbst und sein Schwert zwischen Linnet und ihre Häscher zu bringen. Diese miesen Dämonen würden ihn töten müssen, um an sie heranzukommen. Und er hatte nicht vor, heute zu sterben. Er würde mit der Frau auf dem Tisch alt werden.
Er machte einen Schritt vor, ehe ihm eine Bewegung in der Nähe der gegenüberliegenden Wand ins Auge stach. Was er zunächst für einen Haufen Kleider gehalten hatte, war ein zweiter Gefangener.
Sein Herz gefror. Gott im Himmel, was hatte Martin hier zu suchen? Sie beide zu retten, würde nicht leicht werden.
Der Wolfsmann hob die Arme und rief etwas. Jamie konnte die Worte wegen des Gesangs nicht verstehen. Aber das war auch nicht notwendig.
Der Wolfsmann würde als Erster sterben.
Der Gesang verwandelte sich plötzlich in warnende Schreie. Linnet wandte rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie Jamie mit blitzendem Schwert in den Raum sprang. Die Hexen stoben vor ihm auseinander wie Jungen vor einem angreifenden Stier. Im Nu war er neben dem Tisch, stand mit dem Rücken zu ihr, das Schwert in der einen und einen Dolch in der anderen Hand. Mit einer Bewegung zerschnitt er mit dem Dolch die Fessel an ihrem rechten Handgelenk.
»Nimm«, sagte er, ohne sich umzudrehen, und sie spürte das Gewicht seines Dolches in der Hand.
Sobald sie die Finger darum schloss, zog Jamie einen zweiten Dolch aus dem Gürtel. Sein Schwert zischte über ihr durch die Luft, und ein Schrei hallte durch den Raum, als es jemanden traf, der von der anderen Seite nach ihr griff.
Linnet durchtrennte die Fessel an ihrem anderen Handgelenk und richtete sich auf, um ihre Knöchel zu befreien. Während sie daran arbeitete, bewegte sich Jamie um den Tisch herum und hieb auf jeden ein, der es wagte, sich ihr zu nähern. Sie löste den letzten Strick und
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