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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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bleiben, wenn Jamie sie verließ?
    Linnet fuhr mit den Fingerspitzen Jamies Brustkorb hinunter und seufzte. Nachdem sie sich geliebt hatten, konnte sie manchmal fast glauben, dass ihre Beziehung wie früher war. Fast.
    Aber sie waren inzwischen beide klüger und abgebrühter. In Wahrheit war sie schon immer abgebrüht gewesen. Vielleicht lag es daran, dass sie mit dem Wissen aufgewachsen war, dass sie einen Vater hatte, der sich nicht darum scherte, was aus ihr wurde. Seit sie dreizehn war, hatten Männer ihr Lügengeschichten erzählt und versucht, sie zu verführen.
    Jamie hatte sich selbst damals für erfahren gehalten, da er drei Jahre älter als sie und noch dazu ein Krieger war. Und auf eine gewisse Art war er das auch gewesen. Doch in seinem Herzen war er unschuldig. Der Kampf hatte ihm diese Unschuld nicht genommen. Sie war es gewesen.
    Sie war damals selbst zu jung gewesen, um die Reinheit – ja, und auch das Besondere – seiner Liebe zu ihr wertschätzen zu können. Er hatte ihr etwas Wunderbares geschenkt; das wusste sie jetzt.
    Er begehrte sie so sehr wie damals. Wenn es überhaupt möglich war, dann war der Sex jetzt sogar noch besser als früher. Er mochte sie, verbrachte gerne Zeit mit ihr. Doch einst hatte er ihr die Art von Liebe gegeben, die nichts zurückhielt, sie kannte den Unterschied jetzt. Jamie mochte eine gewisse Zuneigung zu ihr verspüren, aber er würde ihr nicht wieder sein Herz schenken. Er würde es für die Frau aufheben, die er heiratete.
    Sie legte den Kopf zurück auf seinen Brustkorb, denn sie brauchte das Gefühl, dass seine Wärme sie durchströmte.
    Wie lange noch, bis er beschloss, dass er eine Frau brauchte? Sie kannte ihn. Jamie würde eine Frau wollen, mit der er in aller Öffentlichkeit sein Leben teilen konnte. Wie lange würde sie ihn haben, bevor er sie für das ruhige, biedere Leben, das er sich wünschte, verließ?
    Sie schluckte und blinzelte die Tränen weg, die ihr in die Augen traten. Er hatte sie bereits einmal verlassen. Er würde es wieder tun. Alle taten das, alle außer François.
    Es verletzte ihren Stolz, dass sie sich so viel mehr aus ihm machte als er sich aus ihr. Sie war es gewohnt, dass die Männer ihr nachliefen und um ihre Gunst buhlten. Doch Jamie musste sie bloß ansehen und den Finger krümmen, und sie würde ihm auf ein schlammiges Feld folgen, um im strömenden Regen an einen Baum gelehnt mit ihm zu schlafen.
    Sein Atem hatte den beständigen Rhythmus des Schlafenden angenommen, weshalb sie sich auf alle viere kauerte, um ihn zu betrachten. Ihr schmerzte das Herz, als ihr Blick über die starken Züge seines ruhenden Gesichtes wanderte.
    Als er die Augen öffnete, zogen sich seine Mundwinkel nach oben.
    »Es ist schön, dich beim Aufwachen als Erstes zu sehen«, sagte er und strich ihr sanft mit den Fingerknöcheln über die Wange. Dann zog er die Augenbrauen zusammen. »Aber warum bist du traurig?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er zog sie zu sich herab und gab ihr einen schmelzenden Kuss, der den Schmerz in ihrem Herzen linderte. Nein, sie wollte nicht traurig sein. Egal, wie sehr es ihr später wehtun würde, sie würde das Beste aus der Zeit machen, die ihr mit ihm blieb.

17
    Jamie unternahm einen langen Ritt den Fluss entlang, um dem Chaos im Schloss zu entgehen. Nach den ruhigen Wochen im November und Anfang Dezember war Windsor über Nacht zu einem Ort brodelnder Aktivitäten geworden. Diener eilten umher, dekorierten das Schloss und bereiteten die Zimmer für die vielen Gäste vor, die zu den Weihnachtsfestlichkeiten erwartet wurden.
    Jamie zog das Schloss vor, wenn es ruhig und fast leer war.
    Eine Schar Enten erhob sich aus dem Nebel über dem Fluss, als er vorbeigaloppierte, und formierte sich zu einem V am Himmel über ihm. Er atmete tief ein, füllte seine Lunge mit der kalten, feuchten Luft und fühlte sich besser. Ein Mann war nicht dafür gemacht, so viel Zeit in geschlossenen Räumen zu verbringen. Er wollte ein Landgut fernab von London besitzen. Einen Ort, an dem er all seine Pächter und ihre Familien kannte, so wie seine Eltern zuhause. Er und Linnet könnten dort ein schönes Leben haben.
    Der Herzog von Bedford würde ihn demnächst für seine Dienste belohnen. Bedford hatte ein Gut in der Normandie ins Gespräch gebracht, doch Jamie sehnte sich nach Ländereien in England. Sie waren schwerer zu bekommen, aber England war seine Heimat. Er wollte, dass seine Kinder auf englischem Boden geboren wurden und dort

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