Mein geliebter Ritter
einmal so ansieht, wird er es bereuen.«
»Wie denn?«, fragte Linnet, obwohl sie genau wusste, wie Edmund sie ansah.
»Als würde er sich dich nackt in seinem Bett vorstellen«, sagte er. »Hat er dich wieder gefragt, ob du seine Mätresse sein willst?«
Die Ader an seinem Hals pochte.
»Er glaubt, du hättest dieselben Motive wie er, da er davon ausgeht, dass du Lady Anges heiraten wirst«, sagte sie, denn Jamie verdiente es, ein wenig aufgezogen zu werden. »Edmund ist ein guter Kerl, ehrlich.«
Jamie gab ein undefinierbares Geräusch von sich, das nicht als Zustimmung interpretiert werden konnte. Wirklich, bei manchen Dingen verstand er überhaupt keinen Spaß.
Ein Diener, der mit einem Tablett voller Weinbecher vorbeikam, bot ihnen etwas an. Jamie nahm einen Becher.
»An dem Tag, an dem wir uns wieder trafen, standen die Sterne gut für dich«, sagte sie und lehnte sich an die Säule. »Andernfalls hättest du diese Agnes Stafford womöglich tatsächlich geheiratet. Eine langweiligere Frau habe ich wirklich noch nie erlebt!«
Linnet konnte jetzt Witze machen, da sie ja wusste, dass nichts aus der Verlobung werden würde.
»Sprich nicht schlecht über Lady Agnes«, wies Jamie sie zurecht. »Es gibt vieles, was ich an ihr respektiere und bewundere. Sie wird einem anderen Mann eine gute Ehefrau sein.«
Für Männer war es ein weiter Weg von Respekt zu Verlangen. Doch Linnet zog vor, das Offensichtliche nicht auszusprechen.
»Für so eine gottesfürchtige Frau hat sie einen gewaltigen Busen«, flüsterte sie.
Jamie verschluckte sich an seinem Wein und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Linnet, lass die arme Frau in Ruhe!«
Sie kniff die Augen zusammen. »Dann sind dir ihre Brüste also aufgefallen?«
»Aye, natürlich sind sie das.« Jamie zuckte die Achseln. »Sie sind bemerkenswert – und von Gott gegeben, möchte ich hinzufügen. Woher du die Vorstellung hast, dass eine gottesfürchtige Frau keine gute Figur haben sollte, ist mir ein Rätsel.«
Ihre Unterhaltung hatte aufgehört, witzig zu sein. »Du findest diese Agnes attraktiv? Sehr attraktiv?«
»Bist du eifersüchtig?«, fragte er und grinste wie ein Idiot.
Er beugte sich zu ihr und hauchte in ihr Ohr, was ihr einen Schauder den Rücken hinunterjagte. Dann flüsterte er: »Warum sollte ein Mann einen einfachen Haferkuchen wählen, wenn er einen Apfelkuchen mit Schlagsahne bekommen kann?«
Sie brach in schallendes Gelächter aus. Ihre schlechte Laune war mit einem Schlag verschwunden. »Dann bin ich also dein Apfelkuchen, Jamie Rayburn?«
»Warte ein paar Minuten und folge mir dann«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich stehle uns eine Schüssel mit Schlagsahne aus der Küche.«
Sie lehnte sich zurück und zog die Augenbrauen hoch. »Du kannst nicht …«
Er zwinkerte ihr zu und nickte.
Sie verdrehte die Augen, doch sie sagte: »Wo werde ich dich finden?«
»Triff mich in den unterirdischen Gewölben. Wir suchen uns einen leeren Vorratsraum.«
Seine Augen wurden dunkel, als er langsam den Finger an ihrem Arm herabwandern ließ. So eine kleine Geste, und doch schlug ihr Puls wie wild. Mit diesem Mann würde sie überallhin gehen.
»Zähle bis zweihundert«, sagte er. »Ich erwarte dich dort unten.«
Linnet kam bloß bis fünfunddreißig.
Sie raffte die Röcke, als sie die Steinstufen hinabeilte. In Gedanken ganz bei Jamie und der Schlagsahne, stieß sie beinahe mit zwei Personen zusammen, die die Treppe heraufkamen.
Die schwarz gekleidete Gestalt war Hume, der Priester, der Eleanor Cobham als Schreiber diente. Was machte er bloß hier unten? Er hatte in den unterirdischen Gewölben genauso wenig zu suchen wie sie selbst.
Noch überraschender war, dass der Priester in Begleitung von Margery Jourdemayne war, der Hexe von Eye. Alle Damen in Eleanors Umfeld nutzten Margerys medizinische Dienste, von Liebestränken bis Kopfschmerzpulver. Seit Margerys Ankunft in Windsor hatte Linnet jedoch nichts darüber gehört, dass sie etwas Anderes als diese gewöhnlichen Arzneien verabreichte.
Deshalb hatte Linnet die dringende Warnung der alten Kräuterfrau, Margery praktiziere schwarze Magie und paktierte mit dem Teufel, in den Wind geschlagen. Trotzdem jagte ihr etwas an dem durchdringenden Blick der Frau einen Schauder über den Rücken.
»Guten Tag«, sagte Vater Hume.
Was fiel ihm ein, sie so bösartig anzusehen? Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn abschätzig.
»Guten Tag«, sagte sie und setzte dann ihren Weg die
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