Mein geliebter Ritter
kam, von ihrer Kinderfrau gejagt, in den Saal.
»Entschuldigt bitte, Mylady«, sagte die Dienerin.
»Du kannst nichts dafür«, sagte Lady Catherine und gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie gehen konnte. »Bridget, setz dich hin. Leise.«
»Ich bin dran, neben Martin zu sitzen!«, sagte Bridget und zog Elisabeth am Arm.
»Du kommst zu spät, deshalb hast du deinen Platz verloren«, sagte Elisabeth und hielt sich an der Tischkante fest.
Martin sah ein wenig bestürzt aus, weil er das Objekt derart stürmischer Zuneigung war. Jamie und sein Bruder Nick wechselten wieder einen amüsierten Blick über den Tisch. Martin hatte Glück, dass die beiden ältesten Mädchen bereits verheiratet waren und das Haus verlassen hatten.
Die anderen Mädchen ergriffen Partei und stimmten in den Streit zwischen Elisabeth und Bridget ein. Dann kreischte Bridget laut los.
Sein Vater schlug mit der Faust auf den Tisch. »Genug!«
Stille machte sich im Saal der FitzAlans breit.
»Erziehe ich hier wilde Heiden oder junge Damen?«
Alle fünf senkten den Blick, denn keine wollte ihren Vater enttäuschen.
Ohne ein weiteres Wort hob Martin Bridget auf seinen Schoß, um den Streit beizulegen. Ein kluger Junge.
»Hat Gott uns so viele Töchter geschenkt, um uns zu strafen?«, fragte sein Vater seine Mutter.
Seine Mutter sah ihren Mann von der Seite an und lächelte, denn alle wussten, dass Lord FitzAlan in seine Töchter vernarrt war.
Ah, es war so gut, wieder zu Hause zu sein. Es gab keinen besseren Ort, um sich zu erholen, als hier inmitten dieses Gelächters und der Unordnung.
Doch selbst nachdem er jetzt einen Monat bei seiner Familie lebte, fühlte Jamie noch immer den Schmerz. Er achtete nicht länger auf das Geplänkel um ihn herum, als seine Gedanken wie so oft nach Windsor zurückwanderten. Was war er doch für ein Narr gewesen zu glauben, er könnte Linnet ändern – oder sie dazu bringen, ihn zu lieben.
Er hatte Windsor am Tag seines Streites mit Linnet verlassen, noch ehe seine Familie aufgebrochen war. Er ertrug es nicht, auch nur eine Stunde länger mit ihr unter einem Dach zu sein.
Bald würde er nach Northumberland reisen und bei Stafford um die Hand seiner Tochter anhalten. Er sagte sich, dass es nichts bedeutete, dass er Probleme damit hatte, sich an Agnes’ Gesicht zu erinnern.
Und doch konnte er nicht auch nur einen Zentimeter von Linnet vergessen. Er konnte sie jetzt nackt vor sich sehen, wie das Kerzenlicht auf den langen Strähnen ihres seidigen weißgoldenen Haars schimmerte und jede betörende Mulde und umwerfende Kurve ihres langen, schlanken Körpers offenbarte.
Und dann ihr Gesicht. Männer zogen in den Krieg für eine Frau mit einem solchen Gesicht. Hellblaue Augen, gerade Nase, volle Unterlippe, hohe Wangenknochen. Jeder Teil für sich genommen war perfekt, und im Zusammenspiel nahmen sie einem Mann den Atem. So zarte Züge bei einer Frau, die so stark war wie das beste Schwert.
»Jamie.«
Er blickte auf, als er seine Mutter seinen Namen aussprechen hörte, und stellte überrascht fest, dass er mit seinen Eltern allein am Tisch saß.
»Komm mit hinauf in unser Privatgemach«, forderte sein Vater ihn auf. »Wir haben etwas unter vier Augen mit dir zu besprechen.«
In dem ganzen Trubel hatte er die Botschaften vergessen, die seine Eltern nach Windsor geschickt und in denen sie ihn gedrängt hatten, nach Hause zurückzukehren. Die Chancen standen gut, dass sie genau das Thema mit ihm besprechen wollten, das auch er ihnen gegenüber aufbringen wollte: seine Hochzeitspläne.
Sie waren geduldig gewesen und hatten ihn nicht bedrängt, nachdem er völlig am Boden zerstört aus Paris zurückgekehrt war. Aber jetzt war es an der Zeit die Situation zu besprechen. Er musste wissen, was er in seine bevorstehende Ehe mitbringen würde. Ein Großteil der Familienländereien war für unteilbar und unveräußerlich erklärt, und die Mädchen brauchten alle eine Mitgift. Trotzdem erwartete Jamie, dass sein Vater ihm ein kleines Stück Land übergeben würde.
Sobald sie es sich in den gemütlichen Privatgemächern der Familie bequem gemacht hatten, verkündete Jamie: »Ihr werdet Euch freuen zu hören, dass ich endlich beschlossen habe, mich zu verloben.«
Seine Mutter zog die Augenbrauen hoch und sah ihn lange und durchdringend an. »Ich würde mich für dich freuen, wenn du selbst zufrieden wirken würdest.«
»Ich bin zufrieden«, sagte er entschlossen. »Sogar sehr zufrieden.«
»Wer
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