Mein geliebter Wuestenprinz
genau?“, fragte Jayne. Sie sah Tariq an und lächelte. An der Art, wie er sprach, und an dem Glanz seiner Augen erkannte sie, wie viel ihm dieses Land und die Menschen hier bedeuteten.
„Es gibt Olivenplantagen in der Nähe.“
„Wer kümmert sich denn darum?“, wollte sie wissen. „Die Beduinen sind doch Nomaden und ziehen von Ort zu Ort.“
„Früher schon, aber die Zeiten ändern sich. Manche leben noch so, heute werden allerdings viele sesshaft.“
Jayne deutete auf die Zelte. „Die sind ja riesig. Und es gibt wirklich Häuser hier? Aus Ziegelsteinen?“
„Ja, auf der anderen Seite des Hügels.“
„Ich glaube, ich möchte lieber in einem Zelt übernachten. Ich wollte schon immer in einem Beduinencamp Ferien machen“, sagte sie verträumt.
„Daran erinnere ich mich.“ Er lachte.
„Nur dass wir damals kein Beduinenzelt gefunden haben. Immerhin durfte ich auf einem Kamel reiten, und du hast ein Zelt für uns aufgebaut.“
Tariq lenkte den Wagen zu einem Tamariskenbaum und hielt. Unter dem Baum saßen mehrere Männer und spielten Karten. Sie sahen auf und unterbrachen ihr Spiel.
Einer der Männer sprang auf und kam herüber, um Tariq die Hand zu schütteln. „Exzellenz, wir wussten ja nicht, dass Sie uns mit einem Besuch beehren wollen. Wir heißen Sie herzlich willkommen.“
Tariq wies auf die dichten Wolken am Himmel. „Das Wetter zwingt uns, unsere Reise zu unterbrechen. Wir wären sehr dankbar für Ihre Gastfreundschaft. Es ist auch nur für eine Nacht.“
„Es wird uns ein Vergnügen sein, Exzellenz. Und wir würden uns freuen, wenn Sie mehr als nur eine Nacht bleiben könnten. Mein Haus befindet sich nicht weit von hier. Sie werden dort jeglichen Luxus finden.“
Tariq lächelte. „Danke, Gayth, aber meine Frau möchte lieber in einem Zelt übernachten – falls es Ihnen nicht zu viele Umstände bereitet.“
Der Mann musterte Jayne, als wäre sie nicht bei Trost. „Wenn der Regen einsetzt, wird sich der Boden in ein einziges Schlammloch verwandeln, Exzellenz.“
Nachdenklich wandte Tariq sich an Jayne. „Die Zelte sind zwar stabil und wasserdicht. Aber … Bist du sicher, dass du nicht doch lieber unter einem festen Dach schlafen möchtest?“
„Nur, falls es zu viele Umstände macht oder wenn du meinst, dass die Flut zu stark wird. Sonst würde ich sehr, sehr gern in einem Beduinenzelt wohnen. Es wäre für mich eine einmalige Gelegenheit.“
„Also gut“, sagte Tariq und nickte dem Mann zu.
Jayne lächelte ihn zufrieden an. „Danke, Tariq.“
Das Zelt, in das sie geführt wurden, war noch größer, als sie erwartet hatte. Es war wahrhaft luxuriös eingerichtet. Schwere Stoffbahnen teilten den vorderen Bereich in zwei Hälften.
„Das ist eigentlich ein offizielles Zelt für Zusammenkünfte“, erläuterte Tariq und wies auf die stoffbezogenen Stühle und den großen Diwan. In einer Ecke stand ein Tisch mit vier Stühlen. Die Zeltwände und der Boden waren mit kostbaren Teppichen bedeckt. „Hier bereiten die Frauen normalerweise das Essen zu. Und da schläft die Familie. Aber in diesem Zelt übernachten gewöhnlich nur ranghohe Besucher, deshalb gibt es keine Feuerstelle.“
„Oh.“ Jayne strich bewundernd über einen der handgefertigten Teppiche. „Jedenfalls ist es alles andere als eine schlichte Unterkunft.“
Tariq schlug eine Stoffbahn zurück. In dem hinteren Teil des Zelts befanden sich zwei breite Sofas, auf denen weiche Decken und Teppiche lagen. Das Schlafzimmer. Jayne spürte, wie Nervosität in ihr aufstieg.
„Ich möchte mich gern frisch machen“, erklärte sie deshalb unvermittelt. Sie hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, nach draußen zu gehen. Einerseits war Jayne froh, dass das Zelt so geräumig war. Andererseits hatte sie das Gefühl, es wäre vielleicht doch besser gewesen, das Angebot von Gayth zu akzeptieren und in seinem Haus zu übernachten.
„Du kannst später baden“, erwiderte Tariq gelassen. „Nach dem Essen. Vorher kannst du leider nur das Wasser in dem Krug dort drüben benutzen. Unsere Gastgeber kommen gleich mit unserem Gepäck. Und danach müssen wir uns um Noor kümmern.“
Eine Stunde später wirkte das dichte Wolkenband schon nicht mehr so bedrohlich wie zuvor, da es sich allmählich auflockerte. Nachdem Tariq und Jayne den Wanderfalken versorgt hatten, kam Gayth zu ihnen und bot an, sie durch das Dorf zu führen.
Höflich nahmen sie den Vorschlag an und stiegen in einen alten Geländewagen, in dem sich zwei
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