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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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die Reha …« Er schnalzte mit der Zunge. »Wenn wir Glück haben, können wir Old Stefan an Heiligabend im Rollstuhl über den Weihnachtsmarkt hier schieben.«
    »Hör doch mal auf«, schnappte Stefan. Er versuchte erneut, sich in eine bequemere Position zu hieven, und fluchte. Wanda spürte, dass seine Wut nicht nur dem harten Krankenhausbett galt. Stimmte etwa, was dieses bärtige Ungetüm da faselte?
    »Können Sie uns bitte mal einen Kaffee holen?« Sie suchte in ihrem Portemonnaie herum und hielt dem Yeti einen Schein hin. »Unten im Foyer ist ein Automat.«
    »Also ich …«
    »Mit Milch und Zucker für mich. Schwarz für Stefan.« Wanda lächelte liebenswürdig.
    »Jo, klar.« Der Yeti stand verwirrt auf und schlurfte zur Tür.
    »Wer um alles in der Welt ist das denn?«, fragte Wanda, sobald die Tür ins Schloss gefallen war. »Und sag mir jetzt bitte, dass das nicht stimmt, was der da erzählt.«
    »Doch, es stimmt.« Stefan schnippte wütend einen Krümel von der Decke. »So ein verdammter Mist. Jetzt verpasse ich die ganze Saison!«
    »Also, das ist ja wohl nicht das Ende der Welt.«
    »Mama, du, da ist noch was.«
    Mama, du . Wenn Stefan auf »Mama, du« zurückgriff, bedeutete das nichts Gutes. »Mama, du« bedeutete verhauenes Abi und verlorener Reisepass in Indien und ein zu Schrott gefahrenes neues Auto sowie eine polizeiliche Vorladung wegen Vandalismus. Genauer gesagt wegen eines Haltestellen-Häuschens, das im Alkoholrausch nach besagtem Abireinfall von Stefan und seinem besten Freund komplett mit Klopapier umwickelt worden war. Die beiden hatten es »Verpackungskunst à la Christo« genannt, der Streifenpolizist hingegen hatte diese Einschätzung nicht geteilt.
    »Was?«, fragte sie alarmiert. »Was ist noch?«
    »Es geht um die Bude.« Stefan wand sich sichtlich. »Meine Muckibude.«
    »Ach so.« Wanda verstand. »Da kannst du jetzt natürlich nicht hin.« Irgendwie vergaß sie immer, dass Stefans Muckibude ja seine Arbeit war. Irgendwelchen auf muffigen Kunstlederbänken liegenden schweißglänzenden Männern dabei zu helfen, Eisen zu stemmen, hatte so rein gar nichts mit ihrer Vorstellung von einem Arbeitstag zu tun. Wozu sollte das gut sein? Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie Stefan im Herkules hatte abholen müssen, hatte sie es vorgezogen, draußen vor der Tür zu warten, weitab von dem Gegrunze der überwiegend männlichen Klientel und dem Poltern der Gewichte.
    »Genau. Ich kann da jetzt nicht hin. Mindestens zwei Monate lang.« Er schien erleichtert zu sein, dass sie das so schnell begriffen hatte. »Und das ist das Problem.«
    »Hast du keine Angestellten? Was ist mit diesem … Wie heißt er gleich? Mario?«
    »Enrico. Aber Enrico ist kein Angestellter. Der ist nur ein Kumpel, der mir ab und zu mal hilft.«
    Täuschte sie sich oder bekam Stefan jetzt einen leicht gewitzten Gesichtsausdruck?
    »Was ist mit den anderen Angestellten?«
    Eine kleine Pause entstand. »Es gibt keine anderen Angestellten.« Stefan räusperte sich. »Nicht mehr.«
    »Aber wieso? Da waren doch immer eine Menge Leute. Ich erinnere mich noch, bei der Eröffnung, da war doch fast jeder Zweite ein Mitarbeiter und …«
    »Ich habe keine Angestellten mehr, weil ich sie nicht bezahlen kann, Mama.«
    Plötzlich war Wandas Hals ganz trocken. Bitte nicht. Bitte nicht auch noch einen Bankrott. Sie griff geistesabwesend nach dem Wasserglas, das sie für Stefan hingestellt hatte, und trank einen Schluck. »Aha«, gelang es ihr zu sagen. »Wie soll ich das jetzt verstehen?«
    »Ich bin fast pleite. Der Laden geht nicht mehr so gut, also er … er geht beschissen.« Stefan schluckte. »Die alten Kumpels gehen zum Teil woandershin, ein paar sind einfach verschwunden, und neue Kunden sind schwer zu finden. Für Werbung habe ich im Moment echt keine Kohle. Mama, du musst mir helfen.« Er sah sie bittend an.
    »Stefan, das Geld vom Teeladen brauche ich selber. Das ist Teil meiner Rente, das weißt du doch.« Er tat ihr wahnsinnig leid, wie er da lag, und sie würde alles für ihn tun, aber wovon sollte sie die nächsten Jahre leben?
    »Nein, nein.« Er wedelte beschwichtigend mit der Hand und gab einen kurzen Schmerzenslaut von sich. »Es geht nicht ums Geld.«
    Kein Geld? »Worum denn dann?«
    »Du müsstest dort nur ein bisschen nach dem Rechten sehen.«
    »Im Herkules ? Ich?« Wanda lachte kurz und ungläubig auf.
    »Du müsstest nur früh aufschließen und abends abschließen und ab und zu mal durchwischen,

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