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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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zu einer Globetrotterin. »Was sagst du nun dazu?«
    »Das ist schweineteuer.«
    Wanda verdrehte die Augen. »Er lädt mich ein, das ist es doch gerade. Mein Gott – Sydney, Korallenriffe, Wasserfälle, Dingos, Kängurus …« Sie brach überwältigt ab.
    »Giftspinnen und Schlangen.« Marianne schnaubte verächtlich. »Für das Geld kannst du drei Jahre im Sauerland Urlaub machen. Und wirst nicht von Verrückten gekidnappt.«
    »In Australien werden keine Touristen gekidnappt.«
    »Noch nicht. Und wer ist der Mann überhaupt?«
    Warum musste Marianne immer so negativ sein? »Bertram ist einer meiner früheren Stammkunden. Er ist kultiviert und witzig und …« Sie biss sich auf die Lippe. »Und sieht gut aus.«
    »Willst du mit ihm verreisen oder ins Bett gehen?«
    »Marianne!«
    »Ich frage ja nur. Es scheint dir ja wichtig zu sein, dass er gut aussieht. Aber Aussehen ist nicht alles, meine Liebe. Was, wenn er schreckliche Angewohnheiten hat? Männer in dem Alter schnarchen wie Kreissägen, das will ich dir nur gesagt haben. Von anderen Geräuschen ganz zu schweigen. Und dann liegst du da, am anderen Ende der Welt in der Wüste zwischen Giftspinnen und anderem Getier, und er schnarcht und röchelt und knattert neben dir in seinem Schlafsack, den du dauernd für ihn nähen oder tragen musst, denn das ist garantiert der wahre Grund, warum du mitkommen sollst …«
    »Marianne! Ich fahre auf alle Fälle. Ich dachte, du freust dich für mich.« Marianne konnte ja ins Sauerland fahren, Wanda hatte das jedenfalls nicht vor. Aber sie hatte keine Lust, darüber zu streiten, weil es ohnehin nichts brachte. Marianne fuhr nie irgendwohin, wo deutsche Brötchen, Aufschnitt und Kaffeesahne nicht selbstverständlich waren. »Stefan wird mir schon gute Tipps geben, was die Spinnen und Schlangen angeht.«
    »Vergiss die Haie nicht«, sagte Marianne spitz.
    Wanda ignorierte den Einwurf. Wahrscheinlich war Marianne einfach nur neidisch. Die einzige Reise, die Günther noch unternahm, war mit der Modelleisenbahn im Kreis herum.
    »Ich fahre. Mit Bertram. Und gucke mir Schlangen und Haie an und lausche seinem Geschnarche, und weißt du was? Wenn ich Lust habe, dann gehe ich sogar mit ihm ins Bett!« Das letzte Wort kam lauter heraus als beabsichtigt. Marianne schwieg am anderen Ende verblüfft, dafür erklang unmittelbar neben Wanda eine Klospülung. Ach du lieber Himmel, war hier noch jemand? Die Frau vom Nachbartisch kam aus der Kabine. Sie wusch sich die Hände, und dann blickte sie Wanda auf einmal an. »Es geht mich ja nichts an«, meinte die Frau. »Aber lassen Sie sich die Reise nicht von Ihrer Freundin ausreden. Sie haben ja gesehen, in welch herrlicher Gesellschaft ich mich da draußen befinde. Und eins sage ich Ihnen: Wenn Sie nicht fahren, fahre ich!«
    Zwei Stunden später lief Wanda wie in Trance durch ein Kaufhaus. Australien. Sie brauchte noch einen Sonnenhut. Sonnenschutzspray. Unsinn, sie flogen erst in knapp drei Wochen, es war noch endlos viel Zeit. Nein, es war überhaupt keine Zeit mehr. Ein neuer Badeanzug musste her, feste Wanderschuhe und ein guter Fotoapparat, wenn sie schon mal dabei war. Das Visum beantragen. War ihr Pass überhaupt noch gültig? Brauchte sie irgendwelche Impfungen? Warum grinste die Frau dort sie so albern an? Ach, das war sie ja selbst, im Spiegel der Unterwäscheabteilung. Welche geheime Macht führte sie eigentlich in die Unterwäscheabteilung? Wanda kicherte und kümmerte sich nicht um den befremdeten Blick der Verkäuferin. »Ich freue mich so«, hatte Bertram Wanda zum Abschied versichert. Gleich morgen wollten sie wieder telefonieren. Aber vorher musste sie Biggi erreichen. Unbedingt. Im Gegensatz zu Marianne würde Biggi die ganze Sache richtig gut finden. Biggi würde vor Neid platzen, was ja im Grunde dasselbe war. Wanda blieb stehen und griff nach einem schicken Kulturbeutel aus weichem Leder, da klingelte plötzlich ihr Telefon. Nanu? Nur drei Leute riefen sie gewöhnlich auf dem Handy an. Biggi – die hampelte doch noch in ihrem Klub herum, oder? Franziska – die kommunizierte nur nach Feierabend mit ihr. Und Stefan. Und der rief nie unter der Woche an, außerdem hatten sie erst vor ein paar Tagen miteinander gesprochen. Es sei denn, Marianne rief zurück? Wanda kramte ihr Handy aus den Tiefen der Handtasche, klappte es auf und sah auf das Display. Es war Stefans Nummer. Auf einmal überkam Wanda ein ganz ungutes Gefühl. Hastig drückte sie auf die grüne Taste. »Ja?

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