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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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war ein total unerschrockenes Kind«, beteuerte sie Norbert. »Immer in Bewegung, immer oben auf einem Baum, mit dem Rad unterwegs oder im Wasser wie ein Delphin.«
    Es war als Kompliment gemeint, als Hinweis auf die abenteuerfreudige, sportliche Erbmasse zukünftiger Kinder, aber Norbert schien nicht sonderlich begeistert. Wahrscheinlich hatte Wanda gerade die beängstigende Vision heraufbeschworen, in der Franziska wieder in dieses unangenehm aktive Leben zurückgleiten und Norbert zum Mitmachen zwingen könnte. Und in der Tat war die Vorstellung von Norbert, im Geäst eines Baumes hockend oder in Badehose auf dem Dreimeterbrett schwingend, einfach grotesk. Wanda blickte schnell zur Seite.
    »Lebt er noch?«, fragte Norbert jetzt.
    »Wer?« Wanda erschrak.
    »Der Mann. In der Sonnenbank.«
    Wanda räusperte sich. »Natürlich lebt er noch. Gesund und munter und mit schöner Bräune ist er gerade gegangen. War quasi ein Kurzurlaub.«
    Biggi prustete los. »Mit rotem Hintern, wie ein Pavian.«
    Alle außer Norbert lachten. »Ich hoffe, ihr habt eine gute Rechtsschutzversicherung.« Er sah sich stirnrunzelnd um.
    »Sicher«, log Wanda. Die Wahrheit war, dass sie keine Ahnung hatte, aber das musste sie ja diesem Norbert nicht auf die Nase binden. »Doch die werden wir nicht brauchen.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Diese ganzen unsinnigen Dinger hier, die gehen schnell kaputt.« Er versetzte der Beinpresse neben sich einen verächtlichen Klaps, um deren völlige Nutzlosigkeit für den Fortbestand der Welt zu unterstreichen. »Wenn sich jemand daran zu schaffen macht, der keine Ahnung hat, der wird darin eingeklemmt oder verletzt sich lebensgefährlich.«
    Konnte dieser Buchhaltungsmops hellsehen? Hatte er Wanda neulich hier beobachtet, als sie hilflos auf dieser blöden Kraftbank lag? Woher wusste er das?
    »Der Norbi ist immer ganz vorsichtig, der geht kein Risiko ein«, sagte Franziska und schenkte ihm einen bewundernden Blick. Die beiden strahlten sich an, Franziska spitzte ihren Mund und Norbert schmatzte ihr einen Kuss darauf. Wanda stellte fest, dass ihre Tochter in den letzten Wochen schon wieder zugenommen hatte. Wenn Franziska nicht aufpasste, würden sie und Norbi bald wie Diedeldum und Diedeldei aus Alice im Wunderland durch die Gegend rollen.
    »Die Rechnungen«, fiel es Wanda Gott sei Dank ein. »Die sind da hinten, in Stefans Büro.«
    »Büro.« Norbert lachte abfällig, als sie sich zu viert in Stefans kleines Kabuff drängten. »Das ist doch kein Büro. Kein Ablagesystem und gar nichts. Unglaublich. Kein Wunder, dass dein Bruder bankrott ist.«
    »Er ist noch nicht ganz bankrott«, murmelte Franziska.
    Vor Wandas innerem Auge marschierte eine kleine Reihe strammer Mini-Norbis durch ein penibel aufgeräumtes Kinderzimmer, in winzige Anzüge und Krawatten gehüllt, kleine Taschenrechner in der Hand. Ihre Enkelkinder? Womit hatte sie das verdient?
    Biggi erwiderte belustigt Wandas genervten Blick.
    »Aber bald.« Norbert griff mit spitzen Fingern nach einem Packen Papier und ließ ihn gleich wieder fallen, als könnte er sich so eine ansteckende Krankheit holen. Schuldenfieber oder Pleititis. Und dabei hatte Norbert doch noch keine einzige Rechnung angesehen! Dafür, so fand Wanda, musste er büßen. »Norbert, bist du so gut, und schaffst den Müll raus?«, fragte sie liebenswürdig. Im Hof jaulte die Harley auf, Wanda konnte einen der Biker etwas brüllen hören. Eine kleine Konfrontation mit dem echten Leben würde Norbert guttun.
    »Hör zu.« Wanda zog Biggi zur Seite, sobald Norbert in Richtung Hof davongetrottet und Franziska in die Rechnungen vertieft war. »Ich wollte dir doch was erzählen. Meinen Plan. Vormittags ist es hier immer total leer, stimmt’s?«
    Biggi nickte zögernd.
    »Gut, dann nenne mir eine Bevölkerungsgruppe, die vormittags Zeit hat!«
    »Studenten?«
    »Nein. Ich meinte Leute, die vormittags auch wach sind.«
    Biggi dachte angestrengt nach. »Kleine Kinder?«
    Wanda musste an sich halten. »Biggi – hast du vormittags Zeit oder nicht?«
    »Nein. Ich gehe in meinen Fitnessklub.«
    »Eben!« Wanda hätte sie am liebsten in ihrem Seidenkaftan gepackt und geschüttelt. »Das ist es. Du bist Rentnerin, du hast Zeit, deshalb gehst du in deinen Fitnessklub!«
    »Ach so, Rentner.« Endlich war der Groschen bei Biggi gefallen. »Das heißt jetzt aber Senioren.«
    »Und Wandern heißt jetzt Trekking, ich weiß. Senioren sind auch nur Rentner. Also, wie findest du die

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