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Mein Hauptgewinn bist du!

Mein Hauptgewinn bist du!

Titel: Mein Hauptgewinn bist du! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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fragen. Also war er wenigstens so vernünftig, von sich aus einen Arzt zu konsultieren. Das erleichterte sie, da sie dann kein so schlechtes Gewissen wegen ihres Aufbruchs nach Nizza haben musste.
    Etwa zwanzig schweigsame Minuten später klopfte es an der Tür. Jack öffnete und nahm von einem jungen Mann in Jeans und Base-Cap ein Päckchen entgegen, das er gleich aufriss.
    Während Cara ihr frisch gewaschenes Haar trocknete, beobachtete sie aus den Augenwinkeln, wie er kleine Fläschchen und Schachteln auspackte. Sie fröstelte in ihren immer noch feuchten Kleidern, die sie mangels anderer Garderobe wieder angezogen hatte. Sie musste los und so schnell wie möglich ihre Angelegenheiten regeln. Aber ohne Papiere, und vor allem ohne Kreditkarte oder Bargeld war das unmöglich.
    Sie hasste es, sich von Jack Geld leihen zu müssen, selbst wenn er es zurückbekommen würde. Außerdem hatte sie bereits Schulden bei ihm – das Geld für das Hotelzimmer und für das Telefonat nach New Orleans.
    Jack stellte sich ein Sammelsurium an Pillen aus dem Paket zusammen und spülte alles mit einem Glas Wasser herunter. Cara blinzelte. Wer konnte einfach bei einem Arzt anrufen und bekam innerhalb der nächsten halben Stunde ein ganzes Sortiment Schmerzmittel geliefert? Vielleicht musste sie ihre vorgefasste Meinung über Jack Wolfe doch noch einmal überdenken. Er mochte ein Spieler sein, besaß aber möglicherweise einen besseren gesellschaftlichen Hintergrund, als sie bisher angenommen hatte. Jemand, der nie überlegen musste, was es bedeutete, wenn er alles verlor.
    Als Jack aufsah, kreuzten sich ihre Blicke. Seine Miene war keine Spur verbindlicher geworden, seit sie ihm eröffnet hatte, ab sofort für sich allein sorgen zu wollen. Cara bemühte sich, den albernen Drang zu unterdrücken, ihm mit den Fingern durch sein zerzaustes schwarzes Haar zu fahren.
    Er zog die Brieftasche aus seiner Smokingjacke, nahm einige Banknoten heraus und warf sie lässig aufs Bett. „Das wirst du brauchen.“
    Dummerweise schossen ihr Tränen in die Augen. Aber nicht aus Dankbarkeit, sondern aus Wut und Frustration. Am liebsten hätte sie ihm die Scheine ins Gesicht geworfen, doch dann müsste sie auf Lyons Straßen a capella singen, um sich etwas zu essen und eine Bahnkarte nach Nizza kaufen zu können.
    „Danke“, murmelte sie gepresst.
    Nach einem langen Blick in ihr versteinertes Gesicht seufzte er. „Pass auf dich auf, Cara …“ Es sah aus, als wollte er noch etwas hinzufügen oder als wartete er darauf, dass sie etwas sagte, doch dann wandte er sich abrupt um. An seinem steifen Gang bemerkte sie, dass er immer noch unter heftigen Schmerzen litt. Trotzdem verriet seine Haltung den Mann, der alles unter Kontrolle hatte.
    Nach einer kleinen Ewigkeit hörte Cara den Motor seines Sportwagens aufheulen, dann ein Reifenquietschen. Erst als es totenstill war, konnte sie sich wieder rühren und atmete tief durch.
    Er hatte sie verlassen. Jack war tatsächlich gefahren. Warum tat das nur so weh? Sie selbst hatte ihn doch weggeschickt. Cara schloss gepeinigt die Augen. Was war nur los mit ihr? Einerseits konnte sie nicht schnell genug aus seiner Nähe fliehen, auf der anderen Seite fiel ihr der Gedanke furchtbar schwer, ohne ihn weiterzuleben.
    Und plötzlich durchzuckte sie noch ein ganz anderer, viel schrecklicherer Gedanke: Sie hatte vergessen, ihn nach seiner Adresse zu fragen! Wie sollte sie ihm jetzt das geliehene Geld zurückerstatten?
    Ist das wirklich dein größtes Problem, du unreifes Ding?
    Das war es nicht, und Cara wusste es.
    Mit einem letzten Rundumblick verabschiedete sie sich von dem Raum, der ihr für wenige Stunden so etwas wie ein kleines Paradies gewesen war. Dann ging sie nach draußen und wartete auf das Taxi, das sie zum Bahnhof bringen sollte.
    Inzwischen war Jack schon meilenweit weg und dachte bestimmt nicht mehr an die letzte Nacht. Und sie dachte auch nur aus Besorgnis an ihn und überlegte, ob er sich in der nächsten Zeit auch genügend schonen würde, damit seine Rippen vernünftig heilen konnten.
    Vielleicht hätte sie nicht so überstürzt handeln und ihn erst nach England fahren sollen? Was hätten ein, zwei weitere Tage schon ausgemacht? In der Zeit wäre die Chance, dass Bobby sich beruhigte, sogar noch höher gewesen und …
    Cara wurde unsanft aus ihren Träumen aufgeschreckt, als ein Wagen mit quietschenden Reifen dicht vor ihr hielt. Dass es kein Taxi war, sah sie auf den ersten Blick, und sie fühlte

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