Mein Hauptgewinn bist du!
fühlen.“
Cara glaubte, nie etwas Traurigeres gehört zu haben. „Das ist lächerlich!“, sagte sie betont forsch. „Wie kannst du so etwas behaupten?“
Einen Moment betrachtete er sie gedankenverloren, dann lächelte er schwach. „Und du bist unglaublich naiv, meine kleine Nixe. Nicht jeder braucht einen anderen Menschen, um sich komplett zu fühlen.“
„Jack Wolfe, der geborene Misanthrop und Pessimist!“, stieß sie hervor. „Da halte ich mich lieber an das halb volle Glas! Was ist falsch daran, an das Gute zu glauben und das Beste für sein Leben zu wollen? Was spricht gegen die Hoffnung, mein Leben mit einem Menschen zu verbringen, der mich ebenso sehr liebt wie ich ihn?“
Das Schiff stieß ziemlich unsanft gegen den Landesteg, und Jack stöhnte dumpf auf. Anders als eine Folge des unerwarteten Rucks wollte er den brennenden Schmerz in seiner Brust lieber nicht interpretieren. Die romantische Bootstour war vorbei, es ging zurück an Land. Er umfasste Caras Hand und wollte sie mit sich ziehen.
„Warte“, bat sie und stemmte sich gegen seinen festen Griff. Ganz kurz schloss er die Augen, bevor er sich ihr zuwandte. „Ich bin wirklich nicht das naive dumme Ding, für das du mich hältst, Jack. Begreif doch endlich … ich bin erwachsen und weiß ganz genau, was ich will.“
Besiegt senkte er den Kopf. „Vielleicht ist es wirklich nicht unvernünftig, was du dir für dich vom Leben erhoffst, Cara“, sagte er mit schwerer Stimme, „aber mehr von mir zu erwarten als das, was ich geben kann, ist sträflich naiv …“
Mit einem Ruck entzog sie ihm ihre Hand und warf den Kopf in den Nacken. „Von dir war gar nicht die Rede, Jack!“, schleuderte sie ihm entgegen. „Ganz ernsthaft … manchmal ist deine Arroganz geradezu unerträglich!“ Ohne auf seine Antwort zu warten, strebte sie zielsicher die Gangway hinunter.
Hinter ihren Lidern brannten ungeweinte Tränen. Erst als Jack sie brutal abgewiesen hatte, war ihr überhaupt bewusst geworden, wie sehr sie sich nach ihm verzehrte. Wie unrealistisch und dennoch voller Hoffnung sie nach irgendeiner Lösung Ausschau gehalten hatte, die eine andere Form von Partnerschaft zwischen ihnen zulassen würde.
Und selbst wenn niemals ein Paar aus ihnen werden konnte, warum versuchte er nicht wenigstens, ihr das Gefühl zu vermitteln, dass sein brennendes Begehren nicht gleich am nächsten Morgen auf der Bettkante enden würde?
Sie sollte ihn auf der Stelle verlassen! Aber was dann? Nach Nizza konnte sie nicht zurückkehren, und ohne Pass war es unmöglich, Europa hinter sich zu lassen.
Ihr blieb keine Wahl, als sich ins Unvermeidliche zu fügen.
6. KAPITEL
Cara und Jack verbrachten noch einen weiteren Tag in Paris, bevor sie mit Jacks Privatjet nach London flogen, nur wenige Stunden vor der Hochzeit.
Nie zuvor war Cara beim Fliegen von einem derartigen Luxus umgeben gewesen. Alles war in Beige und Königsblau gehalten und wirkte sehr elegant. Die gepolsterten Sitze waren ausgesprochen bequem und boten viel Fußraum vor dem Tisch.
Dabei hatte Cara gehofft, sie würden mit dem Zug fahren, um den Eurotunnel zu erleben, der unter dem Ärmelkanal verlief. Doch laut Jack war das unmöglich wegen ihres fehlenden Passes. Dass der offenbar kein Problem bedeutete, solange sie einen Privatflieger benutzten, irritierte Cara.
„Wie ist es dir überhaupt gelungen, so schnell einen Privatjet aufzutreiben?“, fragte sie.
„Ich bin der Besitzer“, kam die trockene Antwort.
Cara schluckte und betrachtete neugierig Jacks unbewegtes Gesicht. Er besaß ein eigenes Flugzeug ? Verstohlen schaute sie um sich und fand das Interieur plötzlich noch viel luxuriöser als wenige Momente zuvor.
Lieber Himmel! Ein eigener Jet!
Da sie inzwischen gestartet waren und Jack sich in eine englische Tageszeitung vertieft hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als aus dem Fenster zu schauen und die zauberhafte Landschaft unter sich zu bestaunen. Ausgedehnte Weinberge, alte Steinmauern und Cottages, hügelige, grüne Wiesen mit grasenden Kühen … alles war so anders als in Louisiana. Dort würden sie über riesige Sümpfe, flaches Weideland, Sand und Kiefern hinwegfliegen.
Als die Stewardess ihnen den gewünschten Drink brachte, bedankte sich Cara lächelnd und nahm den geeisten Frucht-Shake entgegen. Natürlich in einem echten Glas serviert! Durch ihren Beruf hatte sie sich zwar längst an den demonstrativen Luxus der Spielkasinos gewöhnt, aber ihn persönlich genießen zu
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