Mein Herz gehört nur dir (Nobility) (German Edition)
übernommen, Laura hinaus zu führen. Er selbst wollte die junge Frau seinem Bruder bekanntmachen.
Baron Hartmut und seine Frau hatten bereits am Tisch Platz genommen. Während Anna sitzen blieb, als die jungen Leute auf die Terrasse kamen, stand ihr Mann auf und ging ihnen zwei Schritte entgegen.
Überrascht stellte Laura fest, wie ähnlich sich die Brüder sahen. Obwohl sie inzwischen erfahren hatte, daß Hartmut nur zwei Jahre älter als sein Bruder war, hatte sie ihn sich ganz anders vorgestellt. Eigentlich machte er auf den ersten Blick nicht den Eindruck des Haustyrannen, der er offensichtlich zu sein schien.
"Frau Hofmann, mein Bruder Hartmut Baron Paulsen - Har tmut, unser Gast Laura Hofmann", stellte Michael sie einander vor.
"Freut mich, Sie kennenzulernen, Frau Hofmann", sagte der Schloßherr mit der Andeutung einer Verbe ugung.
Laura reichte ihm die Hand. Seine Finger umschlossen sie kurz. "Es tut mir leid, daß ich so viele Umstände mache", sagte sie.
"Gäste sind uns jederzeit willkommen", entgegen Baron Hartmut förmlich. "Darf ich Sie zum Tisch bringen?" Ohne ihre Antwort abzuwarten, oder sich um seinen Bruder zu kümmern, umfaßte er leicht ihren Arm und führte sie zu ihrem Platz.
Sie hatten sich kaum gesetzt, als Baronesse Evelyn auf die Te rrasse stürzte. "Ich habe die Zeit vergessen", stand sie.
Laura bemerkte, wie der Schloßherr seiner Frau einen vo rwurfsvollen Blick zuwarf. Es fiel ihm sichtlich schwer, sich zu beherrschen.
"Hast du nicht etwas vergessen, Evelyn?" fragte die Baronin freundlich, als sich ihre Tochter an den Tisch setzen wollte. Sie schaute auf die schmutzigen Hände der Kleinen.
Die Baronesse biß sich auf die Lippen. "Doch", flüsterte sie und warf ihrem Vater einen furchtsamen Blick zu. "Ich bin gleich wieder da." Wie ein Wirbelwind war sie im Schloß verschwunden.
"Ich muß mich für meine Tochter entschuldigen, Frau Ho fmann", sagte Baron Hartmut. "Gewöhnlich weiß sie sehr wohl, was sich gehört."
"Evelyn ist noch ein kleines Mädchen. Über ihr Spiel vergessen alle Kinder, daß sie sich waschen müssen", verteidigte Laura die Kleine. Sie bemerkte, daß ihr die Baronin ein dankbares Lächeln zuwarf und fing auch einen Blick Michaels auf, der Zuneigung ausdrückte.
"Evelyn ist kein gewöhnliches kleines Mädchen", stellte der Schloßherr richtig. "Sie ist die Baronesse Paulsen und wird es lernen müssen, sich dementsprechend zu benehmen."
"Ich glaube, daß ein siebenjähriges Mädchen trotz allem in e rster Linie ein Kind ist", widersprach die junge Frau ihrem Gastgeber. Sie sah nicht ein, warum sie nicht zu ihrer Meinung stehen sollte.
Baron Hartmut hob den Kopf. Um seine Lippen huschte ein spöttisches Lächeln. "Ich vergaß, Sie sind Lehrerin, Frau Ho fmann, also immer bereit, sich auf die Seite der von den Eltern unterdrückten Kinder zu stellen."
"Es kommt ganz auf den Fall an, Baron Paulsen." Laura gab sich Mühe, seinem stechenden Blick standzuhalten. Sie hatte schon bei der Begrüßung gespürt, daß seine Höflichkeit nur e rzwungen war und wußte genau, daß sie sich mit ihren Worten jetzt auch noch den letzten Rest Sympathie bei ihm verscherzt hatte.
"Ich bin überzeugt, daß Ihre Schüler und Schülerinnen Sie li eben, Frau Hofmann", meinte der Baron. "Es muß eine Freude sein, von Ihnen unterrichtet zu werden."
"Ein Lehrer sollte auf seine Schüler eingehen können", sagte Laura.
"In meinen Augen kommt es hauptsächlich darauf an, daß sich eine Lehrkraft den nötigen Respekt verschafften kann. Ein Kind braucht in erster Linie Zucht und Ordnung."
"Darin gehen unsere Meinungen weit auseinander, Hartmut", warf sein Bruder ein.
"Da ist ja Evelyn wieder", sagte Baronin Anna. Ihre Stimme klang erleichtert.
"Jetzt sind meine Hände sauber." Evelyn zeigte sie ihnen.
"Also, dann setz dich", forderte ihr Vater sie auf. "Vielleicht können wir dann endlich mit dem Essen beginnen."
Evelyns Erscheinen lenkte das Gespräch automatisch in eine andere Richtung. Sie unterhielten sich über Pferde, das Schloß und seine Geschichte, sowie die nähere Umgebung. Trotzdem war Laura froh, als die Tafel endlich aufgehoben wurde. Selten hatte sie sich in der Gesellschaft eines Mannes so unwohl gefühlt, wie in der Hartmut Baron Paulsens. Jedes Wort, das er an sie richtete, schien eine Herausforderung zu sein.
"Zeigen wir Frau Hofmann jetzt gleich den Park?" erkundigte sich Evelyn eifrig.
"Irrtum, Liebes, erst mußt du Klavier üben", entschied ihre
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