Mein Herz gehört nur dir (Nobility) (German Edition)
Mutter. "Heute morgen hast du mir fest versprochen, es nach dem Mittagessen zu tun."
"Morgen, Mama, bitte!" Flehend schaute Evelyn ihre Mutter an, aber diesmal war die Baronin unerbittlich.
"Kommt nicht in Frage, Evelyn."
Murrend wandte sich die Kleine dem Musikzimmer zu.
"Das arme Klavier", bemerkte Michael schmunzelnd.
"Das ist ja Kummer gewöhnt", meinte seine Schwägerin. Sie wandte sich an Laura: "Evelyn wird in einer Stunde zum Spaziergang bereit sein. Vielleicht sollten Sie sich noch etwas ausruhen. Wie ich Michael kenne, wird er Ihnen jeden Winkel unseres Besitzes zeigen wollen und das kann sehr anstrengend sein."
"Mach bitte Frau Hofmann keine Angst", bat der junge Baron. "Sonst weigert sie sich noch, uns zu begle iten."
"Das werde ich ganz bestimmt nicht tun", versicherte Laura amüsiert.
"Wir treffen uns dann in der Halle", sagte er und ging davon.
Baronin Anna blickte ihrem Schwager nach. Sie berührte La uras Arm. "Sie dürfen es Michael nicht übelnehmen, wenn er Ihnen manchmal etwas brüsk erscheint", sagte sie. "Sie können das nicht wissen, aber in gewisser Weise haben Sie Ähnlichkeit mit seiner verstorbenen Verlobten."
Laura schrak zusammen. "Es muß sehr schwer für ihn sein", bemerkte sie.
"Ja, das ist es auch", sagte ihre Gastgeberin. "Es wird noch lange dauern, bis Michael Claudias Tod überwunden haben wird."
* * *
Ein leichter Wind strich durch den Park, als sie hinunter zu dem großen See schlenderten, der auf dieser Seite den Besitz der Paulsens begrenzte. Vor ihnen lag eine idyllische Badebucht. Eine weiße Treppe führte ins flache Wasser. Weit auf dem See glitten einige Schwäne dahin. Evelyn hatte Brotstückchen mitgenommen. Als sie jetzt den Schwänen winkte, kamen diese näher ans Ufer.
"Heute haben Sie also die ganze Familie kennengelernt", meinte Baron Michael. "Was halten Sie von meinem Bruder?" Er wandte sich zu seiner Nichte um, die damit beschäftigt war, die Schwäne zu füttern.
"Ich glaube kaum, daß ich mir da schon ein Urteil erlauben darf", erwiderte Laura. "Außerdem bin ich hier zu Gast. Es wäre ziemlich unfreundlich, die einzelnen Schloßbewohner zu analysieren."
"Eins zu null für Sie!" Michael drückte kurz ihren Arm. "Aber so habe ich es auch nicht gemeint", versicherte er. "Ich nehme nur an, daß Ihnen mein Bruder als ziemlich hart erschienen ist."
"Ja, das ist er", gab die junge Frau zu. "Vor allen Dingen finde ich es nicht richtig, wie er seine Tochter behandelt." Sie lachte auf. "Noch eben habe ich es abgelehnt, über Ihren Bruder zu urteilen, und nun haben Sie mich doch dazu gebracht."
"Hartmut fiel es schon immer schwer, Gefühle zu zeigen", meinte ihr Begleiter. "Er fürchtet, daß jede Gefühlsregung von anderen als Schwäche ausgelegt werden könnte."
"Aber das dürfte es nicht alleine sein", meinte Laura.
Evelyn rannte ihnen nach. "Jetzt habe ich kein Brot mehr", sagte sie. "Schade." Sie griff nach Lauras Hand, ließ sie jedoch gleich wieder los und jagte ihnen ein Stückchen voraus.
"Sie ist wirklich der reinste Wirbelwind", bemerkte die Lehrerin.
Baron Michael blieb stehen. Er starrte auf das Wasser. "Ich wünschte, Sie würden nicht nach Hellheim fahren, um Tobias Lang zu unterrichten."
"Wenn sich eine Verdienstmöglichkeit bietet, sollte man sie auch ergreifen", wandte Laura ein.
"Trotzdem", sagte Michael. "Gut, Tobias kann nichts für seine Familie. Nach allem, was man so über ihn hört, geht er nach seiner verstorbenen Mutter, aber je weniger man mit den Langs zu tun hat, um so besser ist es."
"Baron Paulsen, haben Sie schon mal an die Möglichkeit gedacht, daß Claus Lang auch die Wahrheit gesagt haben könnte?" fragte die junge Frau. "Vielleicht ist sein Wagen wirklich gestohlen worden."
Das Gesicht des jungen Barons verfinsterte sich bei ihren Worten. Seine braunen Augen wurden kalt. "Was für einen Grund haben Sie, diesen Mann zu verteidigen?" stieß er zo rnig hervor.
"Ich will ihn keineswegs verteidigen", widersprach Laura. Sie fühlte sich in die Defensive gedrängt. "Ich kann Sie sogar sehr gut verstehen."
"Wenigstens etwas!" Baron Michael holte tief Luft. Er zwang sich, ruhig zu bleiben. "Sie sind natürlich der Meinung, eine Tat ist erst dann bewiesen, wenn die Beweise nicht nur auf Indizien beruhen. Aber Claus Lang versteht es, stets alles so einzurichten, daß man ihm nichts nachweisen kann. Er ist in der ganzen Umgebung für sein rücksichtsloses Fahren bekannt, und erwiesen ist, daß es sein Wagen war, der
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