Mein Herz in Deinen Händen
bin die einzige Frau im Umkreis von hundert Meilen, mit der er nie geschlafen hat. Du musst meine Neugier stillen!«
»Rita! Früher hast du nie so was gesagt.« Dann setzte sie mit Verspätung hinzu: »Abgesehen davon haben wir auch nicht jede Minute im Bett verbracht.«
»Schade.« Ein wehmütiger Unterton schlich sich in Ritas Stimme. »Ich stelle mir gern vor, wie andere Leute Spaß haben. Ich habe Brian Domokos geheiratet. Erinnerst du dich an ihn?«
»Ich erinnere mich an ihn.« Brian war eine blasse Kopie von Dan, gut aussehend, witzig und ein echter Hengst, allerdings nur in seiner Einbildung – und Ritas.
»Du hast ihn nie gemocht, nicht wahr?«, fragte Rita.
Pepper zuckte verlegen die Schultern.
»Du hattest Recht damit. Ich habe ihn für einen griechischen Gott gehalten. Jetzt halte ich ihn für einen gottverdammten Griechen. Er hat mich sitzen lassen, um seine Gesangskarriere zu verfolgen.« Brian hatte das Haar wie ein zu jung geratener Elvis getragen; er spielte Gitarre und sang wie Clint Black mit Bauchschmerzen.
Befreit vom Zwang, höflich zu bleiben, fragte Pepper: »Und, hat er sie eingeholt?«
»Er meldet sich nicht mehr bei mir. Falls er es täte, würde ich ihm den Sheriff auf den Hals hetzen, weil er keinen Unterhalt für die Kinder bezahlt.« Rita war ziemlich geladen. »Einmal habe ich Mrs Dreiss gefragt, warum sie nie mehr geheiratet hat. Sie hat gesagt: ›Du weißt doch, wie das mit den Männern ist. Du kannst mit diesen Kerlen nicht leben, und du kannst anstellen, was du willst, sie jammern immer. ‹«
Pepper lachte. Das hatte sie Mrs Dreiss auch schon sagen hören.
»Ich war damals so schockiert.« Rita verhöhnte sich und ihre Unbedarftheit. »Jetzt weiß ich, was sie gemeint hat. Meine Kinder und ich leben bei meinen Eltern. Ich habe keine Ausbildung. Keine Chance, aus Diamond herauszukommen, keine Chance, unseren Lebensunterhalt selber zu verdienen.«
Pepper wurde wegen Ritas Ehemann fuchsteufelswild und wegen des Schicksals, das ihnen beiden so übel mitgespielt hatte. Mord und Verrat hatten Pepper hergetrieben, die Gefahr folgte ihr auf den Fersen. Rita saß in einer Kleinstadt fest, wo es keinen guten Mann gab, der sie hätte retten können, und selbst retten konnte sie sich nicht. Pepper wusste nicht, wen von ihnen beiden sie mehr bemitleiden sollte.
Rita stutzte Peppers Pony und bemerkte dabei deren Gesichtsausdruck. »Schau nicht so. So schlimm ist es nicht. Den Kindern geht Brian kaum ab, und ich habe während der Ehe mit ihm eines gelernt: Es gibt nichts Schlimmeres, als mit dem falschen Kerl zusammen zu sein.«
»Doch, gibt es.« Mit einem Kerl zusammen zu sein, der sich so richtig anfühlte, und zwar an einem Ort, der sich wie ein Zuhause anfühlte.
Rita nahm Pepper an den Schultern. »Alles wird gut. Wir sind starke Frauen. Am Ende werden wir siegen, egal was noch passiert.«
Wie hieß es noch? Wenn du einen klaren Kopf behältst, während um dich herum alles in Panik gerät, hast du die Lage offensichtlich nicht begriffen. Genau wie Rita.
Doch Pepper lächelte versuchsweise. Sie durfte Rita nicht vorwerfen, dass sie immer die guten Seiten sah. Das war ihr schwacher Punkt.
Rita schnitt weiter, bis Pepper sich langsam Sorgen machte, dass Rita keine Haare mehr übrig ließ. »Du musst mir alles erzählen, was dir in der Zwischenzeit passiert ist«, sagte Rita.
Pepper dachte plötzlich an den Tod des armen Otto Bjerke. »Das würde sehr lange dauern.«
»Du hast noch nie gern darüber gesprochen, wo du gewesen bist.« Rita hörte sich gekränkt an, als hätte sie ihr tiefstes Geheimnis preisgegeben und Pepper sich geweigert, ihres zu offenbaren.
Was stimmte. »Rita …«, sagte Pepper zögerlich.
»Nein, ist schon okay. Ich verstehe. Mit deinen Erfahrungen muss es sehr schwer sein, jemandem zu vertrauen. Vielleicht willst du mir etwas davon erzählen, nachdem du erst mal eine Weile hier gewesen bist. Ich habe Idaho nie verlassen, und es wird hier langsam stickig.« Ihr sarkastischer Unterton kehrte zurück. »Aber ich schätze, du bist um deiner Träume willen zurückgekommen. Endlich lebst du mit Dan zusammen!«
»Wir leben notgedrungen zusammen. Ich brauche ihn, damit er mir hilft, bis ich die Ranch alleine im Griff habe. Wir können nun mal nichts dagegen tun, dass wir uns so gut kennen.« Pepper war auf ihren prosaischen Tonfall stolz. »Ich weiß, dass er zu schnell ist. Er weiß, dass ich den Abwasch bis zur letzten Sekunde aufschiebe. Ich weiß,
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