Mein Herz in Deinen Händen
schaltete den Fernseher ein. »Wenn ich den Shopping-Kanal finde, wo sie so was verkaufen …«
Sie zappte die Sender durch. Oprahs Gesicht füllte den Bildschirm, und sie fragte ihren Gast in warmem, höchst interessiertem Ton: »Sind Sie, nach diesem neuerlichen Schicksalsschlag, in Sorge, vom Unglück verfolgt zu werden?«
Dan ließ Pepper keine Sekunde aus den Augen, weswegen er es sah. Sie stierte so fassungslos auf den Bildschirm, als habe sie einen elektrischen Zaun angefasst. Ihr Gesicht wurde weiß. Ihr Blick war auf den Fernseher geheftet, und Dan sah gleichfalls hin. Er kannte die Frau.
General Napier mit ihren stechend blauen Augen und dem fein säuberlich hochgesteckten Haar. Sie sah ihn aus dem Fernseher an und sagte: »Nicht im Geringsten, da ich Unheil grundsätzlich ins Positive wende, sowohl für mich als auch für andere.«
Pepper starrte so angestrengt, dass das Schwarz ihrer Pupillen die Farbe ihrer Augen schluckte, während General Napier vom Tod ihres Adjutanten schwadronierte und davon, wie sie den Mörder jagen würde, bis er gefasst wurde.
»Dich und O.J....«, sagte Rita angewidert. »Ich mag diese Frau nicht.«
»Halt!«, hielt Dan sie davon ab, den Kanal zu wechseln.
»Tut mir Leid, Dan«, sagte Rita. »Kennst du sie aus deiner Militärzeit?«
Er betrachtete Pepper und sagte geistesabwesend: »Ich habe sie nur einmal getroffen. Ich war im Außeneinsatz. Mit Generälen hatte ich nicht viel zu tun.« Er hegte genauso viel Respekt für Generäle wie jeder andere Soldat: Sie waren ein notwendiges Übel, pompöse Schaumschläger oder großartige Politiker und manchmal eine Kombination aus allem.
Aber es war offensichtlich, dass Pepper die Generalin kannte, und sie schien sie ganz und gar nicht zu mögen. Pepper hing an ihren Lippen, und als die Generalin sagte, ein Polizeizeichner habe nach ihren Angaben ein Phantombild angefertigt, japste Pepper so laut, dass sogar Rita es bemerkte.
Rita ging zu ihr. »Pepper? Stimmt etwas nicht?«
Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht einer Weißen, um die vierzig, dunkle Haare, dunkle Augen, große Nase, fliehendes Kinn. Dan erkannte die Frau nicht wieder.
Aber Pepper kannte sie. Oder? Rita drückte Pepper auf einen Stuhl, und Pepper gehorchte, ohne die Augen vom Bildschirm zu wenden, ohne Rita oder ihn überhaupt zu bemerken, sie sah nur die Zeichnung. Sie hörte konzentriert zu, als General Napier den Namen der Frau nannte – Jackie Porter – und die Öffentlichkeit aufforderte, jedwede Sichtung zu melden. Als General Napier ankündigte, dass es wegen der großen Nachfrage zusätzliche Signierstunden in den westlichen Staaten geben würde, fing Pepper zu zittern an.
Erst als eine Flasche Wäschebleiche über den Bildschirm tanzte, beruhigte sie sich wieder.
Er sah den Moment, als ihr wieder einfiel, dass zwei andere Leute im Raum waren. Ihre Augen schossen herum, verfingen sich in seinem Blick, und er sah die Angst in ihren Augen ganz deutlich – die Angst vor ihm.
Sie fragte: »Rita, habe ich dich etwa sagen hören, dass du General Napier nicht magst?«
»Sie ist eiskalt«, stellte Rita fest. »Jedes Mal, wenn ich sie sehe, denke ich, sie ist die kälteste Frau auf der ganzen Welt. Warum?«
»Ich habe sie einmal bewundert. Sehr sogar.« Pepper erhob sich, als sei nichts vorgefallen. »Wann kommen deine Kinder aus der Schule nach Hause?«
Rita wirkte ein klein wenig verstört. »Shelley kommt in circa einer Stunde heim.«
»Ich kenne dich. Du bist eine perfekte Mutter. Du willst vermutlich da sein.« Pepper nötigte Rita zur Tür. »Aber danke für deinen Besuch. Ich habe mich sehr gefreut. Du hast mir so gefehlt.« Ihre Stimme bebte. »Wirklich. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
20
Dan begleitete Rita zu ihrem alten Sentra und hielt ihr die Tür auf, während sie einstieg.
»Bist du froh, Pepper zurückzuhaben?«, fragte Rita und beantwortete die Frage selbst, bevor er etwas sagen konnte. »Dumme Frage. Ich sehe, dass du es bist. Aber wirst du sie dieses Mal halten können?«
»Ich habe auch letztes Mal nicht versucht, sie zu verjagen.« Er wusste nicht, ob er dieses Mal eine Chance bekam, sie zu halten. Ihr Verhalten vor dem Fernseher hatte ihm eines gezeigt: Sie war vielleicht das Opfer eines Stalkers, aber sie war auch … schuldig.
Rita machte die Tür zu und kurbelte das Fenster herunter. »Dieses Mal musst du ihr geben, was sie braucht.«
»Und was wäre das?«
»Einen Grund, nicht davonzulaufen.« Sie fuhr
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