Mein Herz in Deinen Händen
Gewächshaus zu dir gesagt habe?« Als sie ihn verständnislos ansah, wiederholte er: »Ich kann dir helfen. Lass mich dir helfen.«
»Ich will deine Hilfe nicht. Ich will …« Sie ging weg und sprach über die Schulter zu ihm. »Ich will die Freiheit, mir auf dieser Welt meinen eigenen Weg zu suchen.«
Gott, war sie starrsinnig! Er folgte ihr in die Küche, nahm ihre Hand und drehte sie halb zu sich herum. »Soweit ich das beurteilen kann, wird diese Freiheit dich noch umbringen.«
Sie wich seinem Blick aus.
»Ich bin alles, was du hast.«
Sie zog die Hand weg und erklärte: »Nein, ich habe dich nicht. Du gehörst mir nicht!«
Sie hatte Recht. Er gehörte ihr nicht. Wenn er mit ihr zusammen war und sich an der süßen Pracht des Liebesaktes ergötzte, dann dachte er immer auch an den Schmerz der Trennung. »Und an wen willst du dich anlehnen? Du hast keine Familie, die dir helfen könnte.«
Sie entfernte sich ein paar Schritte.
Und weil er nicht wusste, ob er ihr vertraute – dieser Frau mit dem schuldbewussten Gesicht und dem verlorenen Blick -, scheute er vor den intimeren Fragen zurück und knüppelte mit der Frage nach ihrer Familie auf sie ein. »Du könntest deinen Bruder und deine Schwestern über das Internet ausfindig machen.«
Sie ging zur Spüle und wusch sich das Gesicht. »Warum sollte ich?«
»Aus Neugier, wenn du sonst keinen Grund hast. Willst du nicht wissen, ob deine Schwestern und dein Bruder irgendwo da draußen sind und nach dir suchen?«
»Tun sie nicht«, sagte Pepper streitlustig.
»Wenn ich Geschwister hätte, würde ich sie in der Nähe haben wollen.« Er kam zu ihr und schnitt ihr den Weg ab. »Deine Geschwister waren noch nicht sehr alt, als ihr getrennt worden seid.«
»Das Baby jedenfalls nicht. Ich habe nie damit gerechnet, dass Caitlin nach mir sucht. Sie war erst neun Monate alt, als sie sie geholt haben.« In Peppers Stimme lag alle Trauer der Welt. »Aber die anderen zwei sind älter als ich. Sie hätten nach mir suchen können.«
Dan insistierte: »Woher willst du wissen, dass sie es nicht getan haben?«
Sie nahm ein Stück Haushaltspapier und rubbelte sich den letzten Rest des Schmutzflecks von der Wange. »Wenn sie nach mir gesucht hätten, hätten sie mich längst gefunden.«
»Das ergibt doch keinen Sinn. Ich habe es nicht geschafft, dich zu finden.«
»Weil ich, nachdem ich Diamond verlassen hatte, nicht gefunden werden wollte.« Pepper sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um und schien in dem Stuhl neben dem Tisch eine gefunden zu haben. Sie zerrte an dem Papiertuch in ihren Händen und zerfetzte es entnervt. »Aber bevor ich das erste Mal nach Diamond kam, war ich verängstigt und allein. Ich habe bei widerwärtigen Pflegefamilien gelebt und habe wilde Sachen angestellt, weil ich meine Geschwister auf mich aufmerksam machen wollte.« Sie zuckte die Schultern, als kümmere sie das nicht mehr, obwohl es das offensichtlich doch tat. »Aber sie haben es nicht mitbekommen. Sie haben nicht hingesehen. Sie wollten nicht, dass ich sie finde.«
»Aber wenn du nicht aktiv suchst, dann wirst du auch keine Nachrichten finden, die sie für dich ins Internet gestellt haben.«
Er nahm ihr das Papiertuch weg und warf es in den Müll. Als er ein Teenager gewesen war, hatte er nie recht verstanden, warum sie sich weigerte, nach ihrer Familie zu suchen. Seine eigenen Eltern hatten, obwohl sie sich getrennt hatten, immer alles getan, ihm eine liebende Familie zu sein. Aber inzwischen war er draußen in der Welt gewesen. Er hatte den Abschaum der Menschheit erlebt und feststellen müssen, dass oft genau die Institutionen, die einen stark machen sollten, schrecklich versagten. »War deine Familie denn keine glückliche Familie?«
»Damals erschien sie mir glücklich. Aber ich schätze, das war ein Irrtum, und eins sage ich dir – ich werde mich nicht nach ihnen sehnen und um sie weinen, wenn ihnen ganz egal ist, ob ich lebe oder sterbe.« Pepper stand so schwungvoll auf, dass der Stuhl nach hinten kippte und über das Linoleum kratzte. »So, jetzt mag ich nicht mehr darüber reden.«
»Ich schon.«
Sie machte sich über ihn lustig, indem sie mit fest zusammengebissenen Zähnen lächelte. »Natürlich, du hast dich nämlich kein bisschen geändert. Als du achtzehn warst, warst du dir so sicher, immer Recht zu haben, immer das Richtige zu tun. Du bist mit mir Bier stehlen gegangen, aber du warst ein Graham. Dein Cousin war der Sheriff. Du hast genau gewusst, dass dir
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