Mein Herz schlaegt fur uns beide
ihrem Platz hinüber und versuchte, sie anzulächeln, aber sie starrte nur aus dem Fenster.
Nach Schulschluss wartete ich am Tor auf Lexi, aber Oma wollte unbedingt zu Hause sein, bevor der Waschmaschinenreparateur kam, sodass sie mich im Laufschritt zurück zum Auto hetzte. Sie fuhr ein wenig zu schnell über die Brücke, und ich glaube nicht, dass sie sich richtig konzentrierte, denn fast hätte sie die Abzweigung zu ihrem kleinen Haus verpasst.
In Omas Haus gibt es kein Oben, aber es hat einen schönen Garten, der sich ganz um das Haus herumzieht, mit einem Teich, in dem jede Menge Fische in vielen Farben schwimmen, und ganz hinten ist ein riesiges Gemüsebeet. Immer wenn ich zu Oma komme, macht sie zuerst ziemlichen Wind um mich, so wie Mum um Rory, aber sie kommandiert eben wirklich schrecklich, schrecklich gern herum.
Es ist zwar viel besser als die Nachmittagsbetreuung, aber meistens will sie irgendetwas mit mir zusammen machen. Wir backen oder arbeiten im Garten oder im Gemüsebeet. Einmal musste ich ihr helfen, den Gartenschuppen auszuräumen. Das fand ich schrecklich, weil es darin so komisch roch und es so viele riesige Spinnen gab. Außerdem will Oma mir immer etwas beibringen. Die Namen der unterschiedlichen Blumen oder warum manches Gemüse besser wächst als anderes oder wie alt etwas ist, und deshalb kommt es mir bei Oma zu Hause manchmal auch ein bisschen vor wie in einer Schule.
Bei Oma, in dem großen Raum mit dem Fernseher
Oma: Wie wäre es denn mit ein bisschen Klavierüben?
Ich stöhnte. Ich spiele ja gern Klavier, aber na ja, es ist irgendwie langweilig, immer wieder dasselbe zu spielen. Oma sagt: »Übung macht den Meister«, aber Laura sagte dann immer: »Wenn ich immer wieder dasselbe Musikstück spielen muss, fange ich irgendwann an, das Stück, das ich früher geliebt habe, zu HASSEN. «
Ich setzte mich ans Klavier, Oma schlug die Noten auf, und ich spielte. Na ja, ich versuchte, Raindrops keep falling on my head zu spielen, aber weil ich es ja eigentlich gar nicht spielen wollte, spielte ich es absichtlich falsch. Ich hämmerte nur noch auf die Tasten ein, bis es nicht mehr klang wie Regen, sondern eher wie ein Hagelschauer.
Oma: Ich hätte gedacht, dass du die Noten auswendig kannst, bei deinem fotografischen Gedächtnis.
Sie hatte recht. Ich hatte das Lied spielen können, seit ich die Noten zum ersten Mal gelesen hatte.
Oma: Was hältst du davon, wenn du es einmal für mich spielst, aber richtig, und dann kannst du fernsehen und ein Stück von dem Möhrenkuchen essen, den ich heute Morgen gebacken habe.
Noch eine Hirnlosnummer. Also spielte ich das Lied noch einmal und diesmal spielte ich es perfekt. Danach setzte ich mich vor den Fernseher und Oma brachte mir ein riesiges Stück von meinem Lieblingsmöhrenkuchen. Ich sah den klebrigen weißen Guss an und meine gierigen schmierigen Augen leuchteten auf. Dann, als ich energisch hineinbiss, sah Oma mich mit einem richtig stirnrunzligen Gesicht an.
Oma: Schling das nicht alles auf einmal hinunter. Langsam kauen. Wir wollen doch nicht, dass du erstickst.
Ich dachte an Laura und an unser letztes Geburtstagsfest. Das war hier in Omas Garten gewesen. Ich erinnerte mich plötzlich wieder an alles, und als ich meinen Bissen von diesem köstlichen Möhrenkuchen hinunterschluckte, war ich richtig traurig.
Ich: Mach dir keine Sorgen, Oma, ich bin nicht so blöd, an einem dummen Stück Kuchen zu ersticken.
Oma fuhr herum und beugte sich zu mir herunter.
Oma: Was hast du da eben gesagt?
Sie sah komisch aus, als ob sie wütend wäre, aber auch irgendwie geschockt, als ob ich gerade alle fiesen Schimpfwörter gerufen hätte, die ich kenne.
Ich: Ich … werd … nicht … ersticken … nicht sterben … du weißt schon, wie Laura, ich werd an dem Kuchen nicht ersticken.
Oma starrte mich an. Sie machte mir richtig ein bisschen Angst. Dann schüttelte sie den Kopf und starrte auf den Boden. Als sie wieder aufschaute, konnte ich sehen, dass sie weinte.
Oma: Du glaubst also, dass es so passiert ist?
Worüber redete sie da eigentlich? Genau das war doch passiert. Ich war dabei. Es war unser Geburtstag, und ich stand genau neben Laura, als es passierte.
Ich schaute über Omas Schulter durch das Fenster und in den Garten. Ich weiß es noch, dachte ich. Es ist da draußen in deinem blöden Garten passiert.
Und genau das wollte ich gerade sagen, als ich ein Auto vorfahren hörte. Ich schaute aus dem Fenster. Es waren Mum und Rory. Oma
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