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Mein Herz so weiß

Mein Herz so weiß

Titel: Mein Herz so weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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säubern.
    »Das Revers«, bedeutete ihm Luisa.
    Der Professor blickte unwillig und überrascht an sich herunter. Es war ein Gigli-Revers, sehr teuer. Er säuberte sich schlecht, mit Ungeschick, Luisa befeuchtete den Zipfel ihrer Serviette mit Wasser, sie half ihm, sie befeuchtete den Zipfel, wie ich den eines Handtuchs im Badezimmer des Hotels in Havanna befeuchtet hatte, um ihr das Gesicht, den Hals, den Nacken zu erfrischen (ihr langes, in Unordnung geratenes Haar war verklebt, und ein paar einzelne Haare lagen quer über ihrer Stirn, wie feine Falten, die aus der Zukunft gekommen waren, um sie einen Augenblick lang zu verdüstern).
    »Glaubst du, das macht Flecken?«, fragte sie der Professor. Er war ein eingebildeter Mann, auch distinguiert, trotz seines breiten Gesichts.
    »Ich weiß nicht.«
    »So werden wir es herausfinden«, sagte der Professor und wies mit dem ausgestreckten Mittelfinger verächtlich auf das teure, unreine Revers von Romeo Gigli. Er strich sich Camembert (nicht auf das Revers, auf ein anderes Toastbrot, er vermischte alle Geschmäcker), trank Wein und fuhr fort, ohne den Faden zu verlieren: »Was die erste Frau betrifft, so weiß ich nicht viel von ihr, außer dass sie Kubanerin war, wie deine Großmutter. Ranz hat eine Zeit lang in Havanna gelebt, wie ihr wissen werdet, ein Jahr oder zwei, so gegen 1950, nicht?, ein offizielles Pöstchen in der Botschaft, nicht? Kulturattaché? Sag du es. Na ja, so wie ich ihn kenne, habe ich immer gedacht, dass er so etwas wie künstlerischer Berater von Batista gewesen sein muss, hat er dir nichts davon erzählt?«
    Der Professor erwartete von mir irgendeine Präzisierung, wie die in Bezug auf Segovia. Aber ich wusste nicht, dass mein Vater in Kuba gelebt hatte. Ein Jahr oder zwei.
    »Wer ist Batista?«, fragte Luisa. Sie ist jung und zerstreut und hat kein gutes Gedächtnis, außer beim Übersetzen.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich als Antwort auf Villalobos, nicht auf sie. »Ich wusste nicht, dass er in Kuba gelebt hat.«
    »Aha, auch das hat dich nicht interessiert«, sagte der Professor in seiner unverschämten Art. »Na ja, das ist deine Sache. Dort hat er diese Frau geheiratet, und ich glaube, dort hat er deine Mutter und deine Tante kennengelernt, die damals einige Monate in Havanna verbrachten, um deine Großmutter auf einer Reise zu begleiten, die sie wegen irgendeiner Erbschaftssache machen musste oder weil sie nicht alt werden wollte, ohne die Orte ihrer Kindheit wiedergesehen zu haben, ich weiß es nicht genau, ihr müsst bedenken, dass das alles Bruchstücke von Unterhaltungen sind, die ich vor langer Zeit von meinen Eltern gehört habe und die nicht für mich bestimmt waren.« Professor Villalobos entschuldigte sich, er erzählte nicht mehr so lustvoll, es ärgerte ihn, sich seiner Angaben nicht sicher zu sein, er hasste das Unvollständige und Ungenaue, nie hätte er etwas anderes schreiben können als Werkanalysen, keine Biographien, Biographien hören nicht auf. Er steckte sich eine der Pralinen in den Mund, die man uns mit dem Kaffee gebracht hatte. Aber die Bewegung war so rasch, dass ich nicht sicher bin (er steckte sie wie eine Pille in den Mund): Er war noch nicht mit dem Käse fertig, ich fand, dass er zu vieles vermischte. Jedenfalls lag auf dem Teller eine Praline weniger. »Wie dem auch sei, sie nahm die Mädchen für diese Zeit mit, damit sie bei ihr waren, drei Monate oder so. Dein Vater lernte sie dort nur oberflächlich kennen, die Verlobung mit deiner Tante begann natürlich einige Zeit später, als er schon Witwer und wieder nach Madrid zurückgekehrt war. Anscheinend sah er gut aus, na ja, man sieht es ihm immer noch an, ein trauriger und gleichzeitig fideler Witwer, das ist unwiderstehlich, damals trug er einen kleinen Schnurrbart, anscheinend rasierte er sich ihn zu seiner dritten Hochzeit ab und ließ ihn dann nicht wieder wachsen, vielleicht ein Aberglaube. Aber ich weiß fast nichts von der ersten Frau.« Der Professor schien sich zu ärgern, dass er diese Unterhaltung nicht vorausgesehen und sich vorher nicht besser informiert hatte. Vielleicht war es nicht möglich, sich besser zu informieren. »Ihr wisst ja, wie das ist, über die ersetzten Toten spricht man gewöhnlich wenig oder überhaupt nicht mit denen, die sie ersetzen, vor deiner Familie oder vor Bekannten konnte man schlechterdings nicht ständig an eine Fremde erinnern, die, rückblickend betrachtet, den Platz deiner Tante Teresa eingenommen hatte. Man

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