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Mein Herz springt (German Edition)

Mein Herz springt (German Edition)

Titel: Mein Herz springt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Bauer
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zusammen ins Bett. Kalle liest noch eine Geschichte. Ich setze mich zu den beiden aufs Bett und höre zu.
    In dieser harmonischen, liebevollen Stimmung wird mir klar, dass mein Leben gerade aus allen Fugen gerät. Der regelmäßige Kontakt mit Hanno nimmt Einfluss auf mein Familienleben. Das wollte ich nie. Und das muss sich ändern. Schnell. Ich nehme mir fest vor, morgen mit Hanno darüber zu sprechen. Seine heutigen Anrufe nehme ich nicht an. Auf die darauffolgenden SMSen antworte ich nur knapp: »Sorry, Hanno, mir geht es heute nicht gut. Lass‘ uns morgen telefonieren. Betty.«
    Kalle fragt, ob wir noch ein Glas Wein zusammen trinken. Ich nicke und hole zwei Gläser aus dem Küchenschrank. Kalle öffnet inzwischen die Rotweinflasche. Beim Einschenken richteter seinen Blick auf mich. »Betty, was ist los mit dir? Du bist anders seit ein paar Wochen. Bedrückt dich etwas?«
    Wieder fange ich an zu weinen. Soll ich ihm die Wahrheit sagen? Aber was soll das bringen? Ich würde ihn maßlos verletzen, ohne zu wissen, ob das, was zwischen Hanno und mir passiert, es wirklich wert wäre. Es wäre ein Vertrauensbruch für immer. Da ich im Moment nicht nur schwer abschätzen kann, was die Konsequenz der Wahrheit für mein bestehendes Familienleben wäre, sondern ich Kalle diesen Schmerz auch nicht antun will, entscheide ich mich zu schweigen. Es ist meine Geschichte. Ich muss damit klarkommen. Und notfalls leiden. Alleine. Ich kann nicht auf Kalles Unterstützung zählen. Das wäre nicht fair.
    Ich lehne meinen Kopf an Kalles Schulter. »Es ist gerade alles etwas viel für mich. Der Job, der Forschungsauftrag, Familie, Freunde. Ich habe das Gefühl, dass mir alles über den Kopf wächst. Es bleibt keine Zeit für Ruhe – keine Zeit für mich. Ich weiß, das hört sich egoistisch an. Aber alles, was ich gerade mache, ist wichtig für mich. Ich will allem und allen gerecht werden. Und es gibt ganz viele Momente, in denen mich meine derzeitige Lebenssituation beflügelt. Aber eben auch Momente, wie diese gerade, in denen ich an meine Grenzen stoße. Und das Allerschlimmste dabei ist, dass ich euch damit belaste. Das will ich nicht. Und das tut mir so unsagbar leid.«
    Kalle drückt mich ganz fest an sich. »Mach dir keine Gedanken, meine liebe Betty. Solche Tage gibt es. Lass‘ sie zu. Zerbrich‘ dir nicht den Kopf. Frieda und ich sind immer für dich da. Wir unterstützen alle deine Pläne und fangen dich auf, wenn alles über dir zusammenbricht. Dafür ist eine Familie da. Wir lieben dich. Ich liebe dich.«
    Ich weiß nicht, womit ich einen Mann wie Kalle verdient habe. Er ist der perfekte Partner für mich. Und das stellteich in der Sekunde fest, in der ich ihn vor fast zehn Jahren kennenlernte. Er stand in der »Flocke« dicht gedrängt an einer Seitenflanke der Theke neben mir. Wir wollten beide eine Bestellung aufgeben. Ich für einen damaligen Bekannten Hannes und für mich. Kalle für seinen Freund Reini und sich. Als der Kellner hinter der Bar in unsere Richtung fragte, was wir denn trinken möchten, sagten wir im Chor: »Zwei Caipis bitte.«
    Wir fanden die Situation beide witzig und lachten gegen den Lärm um uns herum an. Als uns der Barkeeper kurze Zeit später die beiden Getränke reichte, platzte es erneut wie aus einem Munde aus uns heraus: »Wir haben zwei bestellt.«
    Wieder konnten wir uns vor Lachen nicht zurückhalten. Der Mann hinter der Theke schüttelte kurz den Kopf und meinte beiläufig: »Ich dachte, die zwei wären für euch beide.«
    »Für uns beide und unsere Bekanntschaften«, antwortete ich, immer noch kichernd.
    Während sich der Kellner noch einmal an unsere Cocktails machte, stießen mein Nachbar und ich schon einmal an. »Ich bin Kalle«, stellte sich Kalle vor.
    »Ich bin Betty.«
    »Bist du öfters hier, Betty?«
    »Ja, ab und zu. Das hier ist meine Lieblingsbar. Und was ist mit dir?«
    »Ich bin heute das erste Mal hier«, meinte Kalle. »Mein Freund Reini, der am anderen Ende der Bar auf mich wartet, hat mich hierher mitgenommen. Tolle Location. Kann gut verstehen, dass die ›Flocke‹ deine Lieblingsbar ist.«
    Der Barkeeper reichte uns den dritten und vierten Caipi.
    »Mit wem bist du da, Betty – wenn ich fragen darf?«
    »Mit meinem Bekannten Hannes. Ist nur ein Bekannter«, rechtfertigte ich mich ungefragt.
    »Wollen wir es dem Zufall überlassen, uns hier wiederzusehen, Betty?«
    Was für ein schöner Dialog, dachte ich in diesem Moment. Dieser Mann ist ein Wiedersehen auf

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