Mein Herz tanzt Tango
Jogginganzügen und mit zerzausten Haaren strömte heraus.
Als letzte folgte Rose Vasquez, die ihrerseits aussah wie nach einer Woche Wellness-Urlaub. Ihr Gesicht leuchtete, ihr Haar saß perfekt, und das enge, orangefarbene Kleid, das sie trug, musste die kühnsten Fantasien jedes Mannes wecken. Von ihren unendlich langen Beinen ganz zu schweigen.
„Mr. Montgomery“, begrüßte sie ihn freundlich. „Wie schön, dass Sie dem Tango noch eine Chance geben!“
Zum Teufel mit dem Tango. Ich will Sie sehen. Herausfin den, was Sie so traurig gemacht hat.
„Ich freue mich schon auf den nächsten Versuch“, log er schamlos.
„Sehr gut.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und berührte ihn leicht am Arm.
Es fühlte sich an, als hätte sie ihm die Haut angesengt.
„Ich vereinbare mit den Damen noch schnell einen neuen Termin für nächste Woche, dann bin ich ganz für Sie da“, versprach sie.
Die Berührung war bedeutungslos gewesen, mehr zufällig. Als Rose sich den Damen zuwandte, berührte sie mindestens fünf von ihnen auf die gleiche Art. Aber das störte ihn nicht. Für Dalton zählte nur, dass sich sein Arm noch immer brennend heiß anfühlte.
Er zwang sich dazu, tief durchzuatmen. Schließlich kam er nicht zu einem Date hierher, sondern um eine geschäftliche Verpflichtung zu erfüllen. Er ging schon einmal voraus in das Studio, das Rose und die Damen gerade verlassen hatten. In dem Raum roch es noch immer nach Roses tropischem Parfüm. Der unaufdringliche Duft erinnerte ihn an Orchideen, das Meer, warmen Sand und heiße, mit Sonnenöl eingeriebene Körper.
Dalton schluckte.
„Ah, hier sind Sie.“ Rose Vasquez schwebte in ihrer ganzen Schönheit durch die Studiotür. „Ich hatte schon Angst, Sie wären geflüchtet.“
„Ich muss zugeben, dass ich darüber nachgedacht habe“, antwortete Dalton halb im Ernst, halb im Scherz.
„Aber, aber“, sagte sie in einem gespielt vorwurfsvollen Ton. „Was ist denn das für eine Einstellung bei der zweiten Tanzstunde?“
Warum sind Sie heulend aus unserer ersten Tanzstunde geflüchtet?, hätte Dalton am liebsten eine Gegenfrage gestellt. Stattdessen zuckte er nur die Achseln.
„Also!“ Rose klatschte voller Tatendrang in die Hände, als würde sie sich auf die kommende Stunde freuen. „Wollen Sie gleich etwas Neues lernen, oder sollen wir erst einmal wiederholen, was wir letzte Stunde gemacht haben?“
„Lassen Sie uns mit etwas Neuem beginnen“, schlug Dalton vor. Dabei versuchte er, seine Enttäuschung darüber zu verbergen, dass sie offenbar nicht mit ihm über ihre Traurigkeit vom Vorabend sprechen wollte.
„Großartig.“ Rose war erleichtert, dass sie den Small Talk, bei dem ihr Herz raste, ohne größere Schwierigkeiten hinter sich gebracht hatte. Sie schaltete die Stereoanlage ein und schob eine CD mit schnelleren Rhythmen als jenen von gestern in den CD-Player. Zwar folgten grundsätzlich alle Tangos demselben Muster, doch die Stimmungen konnten ganz unterschiedlich sein.
Als die ersten Takte von La ultima cita erklangen, sagte sie: „So, Mr. Montgomery, nun gehen wir einen Schritt weiter.“
Dalton seufzte ungeniert.
„Kein Grund zur Sorge. Ich möchte nur, dass Sie rückwärts tanzen.“
„Wie bitte?“
„Sie haben mich genau verstanden“, antwortete Rose Vasquez streng. Sie nahm die klassische Haltung ein, legte ihre Hand auf seinem Oberarm und richtete sich hoch auf. „Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem großen Saal mit vielen tanzenden Paaren. Junge Männer versuchen ihre Tanzpartnerinnen mit anspruchsvollen Schrittkombinationen zu beeindrucken, ältere Semester wollen zeigen, was sie noch können – und mittendrin wir.“
Rose holte tief Luft und lächelte ihn ermutigend an. Zumindest hoffte sie, dass er ihr Lächeln so verstand. Dann sagte sie: „Wollen wir?“ Aber es war eine Aufforderung, keine Frage.
Dalton fügte sich widerwillig. Doch eine halbe Stunde und mehrere Lachanfälle später schob er Rose so schwungvoll über das Parkett, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Zumindest kam es ihm so vor. Tatsache war jedenfalls, dass er ihr in den vergangenen zehn Minuten kein einziges Mal auf die Zehen getreten war.
Rose schloss die Augen und ließ sich in Daltons Armen von der Musik in einen verrauchten Club im Herzen der Altstadt von Buenos Aires versetzen. Es würde ihr Freude machen, diesem verkrampften Banker etwas Entspannung beizubringen.
Die Chemie zwischen ihnen war
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