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Mein Herz tanzt Tango

Mein Herz tanzt Tango

Titel: Mein Herz tanzt Tango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LAURA MARIE ALTOM
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dass ich ein miserabler Tänzer bin, aber bestimmt nicht so schlecht, dass Sie deshalb heulen müssten.“
    Bei seinem Versuch, sie aufzuheitern, musste sie erst wirklich lachen. Doch dann kullerten die Tränen nur noch schneller über ihre Wangen. Sie flüchtete hinaus ins Treppenhaus, um allein zu sein, doch Dalton folgte ihr.
    Er legte ihr die Hand auf die linke Schulter und fragte: „Was ist denn los?“
    „Nichts!“ Sie riss sich los, weil die körperliche Nähe zu ihm sie nur noch mehr verwirrte. „Es tut mir leid, aber der Unterricht ist vorbei.“
    „Nicht doch.“
    „Es tut mir leid“, wiederholte sie. „Ich kann einfach nicht mehr.“ Sie ging einige Stufen zur ihrer Wohnung hinauf, bis sie seine Stimme zurückholte.
    „Soll ich morgen Abend wiederkommen?“
    Sie schüttelte erst den Kopf, dann nickte sie, bevor sie endgültig nach oben verschwand.
    „Wie lief deine Tanzstunde?“, erkundigte sich Daltons Vater am nächsten Morgen telefonisch. „Wir werden uns doch nicht für dich schämen müssen, oder?“
    „Meine Tanzstunde? Großartig“, log Dalton notgedrungen. Dass seine Tanzlehrerin in Tränen aufgelöst aus dem Studio geflüchtet war, konnte er seinem Vater gegenüber wohl schlecht zugeben. „Ich brauche wahrscheinlich nur noch eine weitere Stunde, dann kann ich es.“
    „Soll das ein Scherz sein?“, fragte sein Vater ungläubig. „Ich soll dir abnehmen, dass du in einer einzigen Stunde Unterricht Tangotanzen gelernt hast? Ich habe für meinen ersten Auftritt bei dieser Misswahl sechs Wochen lang jeden zweiten Abend trainiert.“
    Dalton warf einen kurzen Blick auf das Etikett der Flasche mit dem Mittel gegen Sodbrennen, bevor er einen Schluck nahm. Ob es möglich war, davon eine Überdosis zu sich zu nehmen? Hoffentlich nicht. „Ich habe diese Eins-, Zwei-, Drei-Gehschritte verstanden. Was muss ich sonst noch wissen?“
    „Alles. Du musst die Musik fühlen und deinen Körper und deine Seele für sie öffnen. Miss Gertrude sagte, ich müsse meinem Herzen erlauben, der Musik zu folgen.“
    Dalton war verblüfft. „Und das sagt mir der Mann, der mir mein Leben lang eingetrichtert hat, auf meinen Verstand zu hören statt auf mein Herz? Hast du heute Morgen schon deine Medikamente genommen, Dad?“
    „Ja …“, antwortete sein Vater gedehnt. Der alte Mann räusperte sich. „Das war, bevor ich krank wurde. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass es vielleicht gar nicht schlecht ist, auch manchmal seinem Gefühl zu folgen. Zumindest, wenn sich unsere geschäftlichen Ziele dadurch eher erreichen lassen.“
    Dalton nickte beruhigt. Okay, das war wieder sein Vater, wie er ihn kannte.
    „Ohne dich unter Druck setzen zu wollen, mein Sohn“, fuhr sein Vater fort, „mir liegt sehr viel daran, dass diese Misswahl ohne Peinlichkeiten abläuft. Deine Mutter und ich freuen uns schon sehr auf deinen Auftritt. Miranda übrigens auch. Verstehst du, was ich meine?“
    „Ja, Vater, vollkommen.“
    Er legte den Hörer auf. Dann nahm er einen Bleistift und zerbrach ihn in der Mitte. Manchmal konnte er diese keineswegs dezenten Hinweise darauf, dass er endlich Miranda Browning heiraten sollte, nicht mehr ertragen. Er kannte Miranda schon, seit sie beide Kinder gewesen waren. Ihre Eltern waren miteinander befreundet und nutzten jede Gelegenheit, die beiden zusammenzubringen.
    Dalton hatte nichts gegen Miranda, doch als seine Mutter ihm zum ersten Mal vorgeschlagen hatte, sie zu heiraten, war ihm das absurd vorgekommen. In den letzten Monaten allerdings hatte er sich das eine oder andere Mal gefragt, ob seine Eltern nicht vielleicht doch recht hatten. Insbesondere, da sich seine eigene Wahl schon einmal als völlige Katastrophe erwiesen hatte.
    Am Freitagabend fuhr Dalton mit einem unangenehm flauen Gefühl im Magen zum Tanzstudio. Er wusste nicht, was ihn dort erwartete. Würde seine Lehrerin das heulende Häufchen Elend sein, das er zuletzt gesehen hatte, oder wieder die attraktive Powerfrau, mit der er zu Abend gegessen hatte?
    Als er die Tanzschule betrat, war er sich keineswegs sicher, ob er überhaupt hier sein wollte. Er hatte schon genug eigene Probleme. Sollte er sich wirklich noch zusätzlich die anderer Menschen aufladen?
    Der Empfangsbereich war leer.
    Aus den Tanzsälen schallten gedämpfte Tango- und Sambaklänge. Oder war es Mambo und Salsa? Noch bevor er darüber nachdenken konnte, öffnete sich die Glastür von Studio 1, und eine Horde verschwitzter Frauen in unförmigen

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