Mein Herz tanzt Tango
Montgomery?“
„Wer sagt, dass ich vor etwas davonlaufe? Ich habe morgen einfach nur viel zu tun.“
„Na gut. Wann wollen Sie Ihre nächste Tanzstunde?“
„Ich kann doch schon alles.“
„Soll das heißen, Sie wollen keine mehr?“
„Genau das.“ Dalton stand an der Tür, sein Gesicht im Schatten. Doch sein Tonfall sagte alles: Er wollte, dass sie ihn in Ruhe ließ.
„Dalton?“ Rose sprang auf. „Habe ich etwas gesagt oder getan, mit dem ich Sie verletzt habe?“
„Nein“, sagte er mit seiner sanften Stimme. „Natürlich nicht. Vielen Dank für den netten Abend. Das Essen war toll. Die Gesellschaft übrigens auch. Anna ist ein Schatz.“
„Danke.“
„Ich sollte jetzt wirklich gehen. Auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen.“
Rose schloss die Tür hinter ihm und blieb danach eine Weile mit verschränkten Armen unbeweglich stehen. Sein Abschied hinterließ einen Knoten in ihrer Brust.
Zwei Tage später wusste Rose noch immer nicht, was sie daran störte, dass Dalton so früh gegangen war. Aber zumindest fühlte es sich gut an, sich ausnahmsweise einmal um jemand anderen zu sorgen als um sich selbst.
Deshalb hatte sie einen Picknickkorb mit feinen Dingen gefüllt, diesen auf den Rücksitz ihres alternden VW Jetta gestellt und befand sich nun auf dem Weg zu Daltons Büro. Vielleicht würde es ihr ja gelingen, ihn zu einem Picknick im Park zu überreden.
Mit nur 5.000 Einwohnern war die Stadt Hot Pepper zwar klein, doch sie besaß einen traumhaften, großzügigen Park, der sich durchaus mit jenem von Dallas oder Houston messen konnte. Es gab alte Bäume, ausgedehnte Grasflächen und Spielplätze und – anlagen für Kinder aller Altersgruppen.
Rose verbrachte gerne Zeit in der freien Natur. Für sie war das der beste Weg, mit sich selber ins Reine zu kommen. Hoffentlich würde es Dalton ebenso ergehen.
Im eleganten zweistöckigen Foyer der Bank, das ganz in schwarzem Marmor und dunkelgrünem Stoff gehalten war, kamen ihr jedoch sehr schnell Zweifel an ihrem Plan. Irgendwie schien sie davon ausgegangen zu sein, dass Dalton dort verzweifelt darauf wartete, dass sie kam, um ihn zu retten. Wie dumm von ihr!
Und selbst wenn Dalton wirklich gerettet werden wollte: War sie dafür wirklich die Richtige? Sie kannten einander ja kaum. Außerdem war er bei ihrer letzten Begegnung praktisch vor ihr geflüchtet!
Also warum war sie hier?
Aus einem einzigen, einfachen Grund: Weil sie es so wollte. Oder vielmehr, weil sie ihn wollte.
Mit vor Verlegenheit glühenden Wangen schlug sie sich schnell die Hand vor den Mund. Ein Glück, dass sie nicht laut gesagt hatte, was sie gerade gedacht hatte. Dalton war nur ein Freund. Nichts weiter. Ein gut aussehender Freund. Ein humorvoller, netter, charmanter Freund. Was machte es schon, dass …
„Kann ich Ihnen helfen?“ Ein großer, breitschultriger Mann mit roten Haaren und zahllosen Sommersprossen kam auf sie zu.
„Ähm, ja.“ Rose versuchte erfolglos, ihren Pulsschlag zu verlangsamen. War es wirklich klug gewesen, hierherzukommen? Was, wenn Dalton sie gar nicht sehen wollte?
„Möchten Sie vielleicht ein Konto bei uns eröffnen?“
„Dalton“, platzte sie heraus. „Ist er da?“
„Sie meinen Mr. Montgomery?“ Der Mann sah sie erstaunt an. „Ich denke schon, aber normalerweise empfängt er keine Kunden.“
„Oh. Ich bin keine Kundin, sondern eine Freundin.“
„Ich verstehe. Haben Sie einen Termin?“
„Eigentlich nicht, aber …“
„Entschuldigen Sie, an wen muss ich mich wenden, um neue Schecks zu bestellen?“ Eine gut dreißigjährige Frau mit einem Baby im Kinderwagen und einem Kleinkind an der Hand hatte den Wachmann bemerkt und stürzte sich auf ihn.
Rose nutzte die günstige Gelegenheit, sich an ihm vorbeizudrücken und ins Obergeschoss zu entkommen. Mit Sicherheit hatte Dalton in dieser Bank eine gehobene Position inne, also würde er vermutlich ein eigenes Büro haben.
„Halt!“, rief ihr der Lobby-Wachhund nach. „Sie können nicht einfach so hinaufgehen!“
Doch es war schon zu spät, sie war bereits oben.
Hier kamen ihr Namensschilder aus Messing bei ihrem Vorhaben zu Hilfe.
Bud Weathers.
Owen Brighten.
Alice Craigmoore.
Dalton Montgomery – Stellvertretender Geschäftsführer.
Aus dem Büro hörte sie eine gedämpfte Stimme: „Zum Teufel noch mal, Borden, das habe ich Ihnen schon vor drei Tagen gesagt … Was in aller Welt ist passiert? … Das ist mir egal …“
Rose stand vor der halb offenen Tür,
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