Mein Herz tanzt Tango
Tisch stellen?“
„Aber, Mommy …“
„Anna!“, warnte Rose in dem universellen Ton, mit dem alle Mütter ihren Kindern zu verstehen geben, dass sie es ernst meinen.
„Okay.“
Sobald Anna in der Küche war, fragte Rose leise: „Wollen Sie mir vielleicht sagen, was das eben war?“
„Nein“, lehnte Dalton rundweg ab. „Tut mir leid, Rose, aber darüber möchte ich lieber nicht sprechen.“
„Ich verstehe nicht, was …“
„Bitte, lassen Sie uns einfach den Abend genießen.“
„Na gut. Entschuldigen Sie, dass ich Sie bedrängt habe.“
„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Aber was würden Sie davon halten, wenn wir jetzt endlich das essen, was da schon seit einer Ewigkeit so gut riecht?“
„Fertig, Mommy!“
Rose warf Dalton einen prüfenden Blick zu, um Aufschluss über seine Stimmung zu bekommen, doch dazu war es zu spät. Er war bereits aufgestanden und auf dem Weg zum Esstisch.
Sie versuchte, den Zwischenfall zu vergessen, und folgte ihm. Nach zahlreichen Dates mit launenhaften Tänzern und sieben Jahren Ehe wusste sie, dass Männer genauso schwierig waren wie Frauen. Obwohl es schon merkwürdig war, dass ein scheinbar harmloses Thema wie Plastilin Dalton Montgomery so aus dem Gleichgewicht brachte.
Während des Essens scherzten sie ausgelassen miteinander.
Danach zog Rose ihrer Tochter einen Schlafanzug an, las ihr eine Geschichte vor und deckte sie mit ihrer rosa geblümten Bettdecke gut zu, bevor sie sich wieder Dalton widmete.
Als sie aus Annas Zimmer kam, fand sie Dalton am Waschbecken, bis zu den Ellenbogen in Spülmittel.
„Sehr eindrucksvoll“, sagte sie mit einem anerkennenden Pfiff durch die Zähne. „Am Tag arbeiten Sie in der Bank, am Abend im Haushalt. Wirklich lobenswert.“
„Was soll ich sagen – ich bin eben ein Multitalent.“ Er zwinkerte ihr zu.
Roses Herz schmolz dahin wie Eis in der Sonne. Was hatte er nur an sich, das sie so anziehend fand? Warum empfand sie ihn eher als Freund denn als Schüler? Warum rührte sie die Traurigkeit, die sich hinter seinem Lächeln verbarg? Sie entschloss sich, das Thema zu umgehen. Mit der Zeit, wenn sich zwischen ihnen eine echte Freundschaft entwickelte, würde er sie bestimmt einweihen.
„Soll ich abtrocknen?“, fragte sie.
Er spritzte ein wenig Schaum in ihre Richtung. „Natürlich! Ich hatte schon Angst, sie wollten da nur zur Zierde herumstehen.“
„Sie finden also, dass ich eine Zierde bin?“, fragte sie mit einem koketten Augenaufschlag.
„Nein“, gab er grinsend zurück. „Das habe ich nur gesagt, damit Sie mir endlich helfen.“
Rose nahm ein frisches Geschirrhandtuch aus einer Schublade, und sie arbeiteten gemeinsam in kameradschaftlicher Stille. Sie fühlte sich mit diesem Mann jetzt mehr wie ein Paar als während des Tanzens. Ihr Ehemann hatte nie etwas von Hausarbeit gehalten, während sie eigentlich ganz gern kochte und auch kein Problem damit hatte, anschließend die Küche aufzuräumen.
„Danke für Ihre Hilfe“, sagte sie, als sie fertig waren.
„Gern geschehen.“
„Machen Sie Ihren Haushalt eigentlich selber?“
„Ja. Macht doch außer meinen stockkonservativen Eltern jeder so.“
„Dann haben sie also eine Putzfrau?“
„Eine Haushälterin und einen Koch“, erklärte Dalton seufzend. Er stellte das Geschirrspülmittel mit einer Selbstverständlichkeit in den Schrank unter der Spüle, als würde er schon seit Jahren bei Rose wohnen. „Aber der Koch hat nicht mehr allzu viel zu tun, seit mein Vater nach mehreren Herzinfarkten nur noch gedämpftes Gemüse essen darf.“
„Das muss Sie schwer getroffen haben.“
„Stimmt, aber wahrscheinlich nicht so, wie Sie denken.“
„Was meinen Sie damit?“
„Nichts. Das hätte ich nicht sagen sollen.“ Er atmete tief ein und fragte: „Haben Sie in letzter Zeit einen guten Film gesehen?“
„Das ist aber kein besonders eleganter Versuch, das Thema zu wechseln.“
„Mag sein, aber hat er funktioniert?“, erkundigte sich Dalton hoffnungsvoll.
„Wenn ja, wäre das schon das zweite Mal heute Abend, dass Sie einer scheinbar harmlosen Frage ausweichen. Haben Sie vielleicht etwas zu verbergen?“
„Das wüssten Sie wohl nur zu gern.“ Dalton stand auf.
„Wohin wollen Sie?“
„Nach Hause. Es ist schon spät.“
„Es ist halb neun“, korrigierte Rose.
Dalton gab vor zu gähnen. „Sage ich doch. Normalerweise bin ich um diese Zeit schon lange im Bett.“
„Wovor laufen Sie davon, Dalton
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