Mein Herz tanzt Tango
unsicher, was sie tun sollte.
Dalton warf den Hörer auf die Gabel. „Simmons, ich weiß, dass Sie da draußen stehen. Wenn Sie diese Zahlen mitgebracht haben, kommen Sie rein. Ansonsten …“
„Überraschung“, rief Rose. Sie setzte ein Lächeln auf und schob den Picknickkorb wie einen Schutzschild vor sich in den Raum.
„Rose?“ Überrascht sank Dalton in seinen ledernen Chefsessel zurück.
„Sie haben viel zu tun. Ich hätte nicht herkommen sollen.“
„Doch, natürlich! Ich bin nur erstaunt, weil ich wirklich nicht mit Ihnen gerechnet hätte.“ Er stand auf und deutete auf den Korb. „Und was haben Sie da mitgebracht?“
„Mittagessen. Aber wenn Sie etwas Wichtigeres zu tun haben, können wir das auch auf unbestimmte Zeit verschieben.“
„Und wenn ich möchte, dass Sie bleiben?“
Für Rose ging die Sonne auf. „Und wenn ich möchte, dass wir beide gehen?“, fragte sie zurück und schüttelte sich dabei. „Ich finde diesen Ort nämlich zum Fürchten.“
Dalton lachte glucksend. „Wenn Sie wüssten, wie recht Sie haben. In Ordnung, lassen Sie uns gehen. Ich sage nur noch schnell meiner Sekretärin Bescheid.“
4. KAPITEL
„Auf keinen Fall“, erklärte Dalton eine Stunde später im Brustton der Überzeugung. Er saß neben Rose auf einer knallroten Decke im sonnengesprenkelten Schatten eines Baums im Stadtpark von Hot Pepper. „Ich habe bisher alles getan, was Sie von mir wollten. Ich habe sogar mein Sakko ausgezogen und meine Krawatte gelockert. Aber dass ich nun auch noch Peperoni probieren soll, das geht zu weit!“
„Sie schmecken doch so gut!“, versuchte ihn seine Gastgeberin zu überreden. Um ihre Augen herum spielten amüsierte Lachfältchen.
„Vielleicht – wenn ein Notarzt-Team auf Abruf bereitsteht.“
„Feigling“, lästerte Rose.
„Ich bin nicht feige, ich bin intelligent“, wehrte sich Dalton scherzend. Er nahm ihre Hand und kreuzte seine Finger mit ihren. Rose sah einfach bezaubernd aus. Ihr gelbes Sommerkleid hob sich in einem wunderschönen Kontrast von ihren gleichmäßig gebräunten Beinen ab. Sie trug ihre langen Haare offen, sodass der leichte Wind mit ihnen spielte.
Der frühlingsgrüne Park, in dem sie saßen, war voller Leben, das Dalton sonst nie zu Gesicht bekam. Kinder rannten aufgeregt und voller Energie zwischen Schaukeln, Rutsche und Sandkasten hin und her, während ihre Mütter es sich am Rande des Spielplatzes auf Bänken in der Sonne gemütlich machten. Vögel zwitscherten und Blätter rauschten. Und Dalton hätte Rose am liebsten dafür geküsst, dass sie ihn aus der dunklen Einsamkeit seines Büros gerettet und mit hierhergenommen hatte.
„Danke“, sagte er und drückte ihre Hand.“
„Wofür?“, fragte sie und klang dabei ehrlich erstaunt, so als wüsste sie nicht, wie farblos, düster und frustrierend sein Leben war.
„Für die tolle Einladung zum Mittagessen.“ Er führte ihre Hand an seinen Mund und drehte sie, um Rose einen Kuss auf die Handfläche zu geben. „Ich weiß zwar von der Hälfte der Dinge nicht, was es war, das wir da gegessen haben, aber mir hat es geschmeckt!“ Außerdem musste er heute nach dem Essen nicht zu seinem säureneutralisierenden Kaugummi greifen wie sonst nach einem fetten Grillteller in einem der Restaurants der Stadt.
„Freut mich, wenn Sie Spaß haben.“
„Und Sie? Haben Sie auch Spaß?“ Eigentlich hatte er die Frage gar nicht stellen wollen, aber nun, da sie ihm herausgeschlüpft war, war er auch auf die Antwort gespannt.
„Natürlich“, sagte Rose einfach. Und Dalton fühlte sich wie der glücklichste Mann der Welt, als sie ihm dazu noch ein strahlendes Lächeln schenkte. Was hatte sie nur so Besonderes an sich, das ihn gleichzeitig beruhigte und in Erregung versetzte? Wieso vergaß er in ihrer Nähe beinahe zu atmen?
„Machen Sie das häufig?“, fragte Dalton und ließ ihre Hand los, um auf die Umgebung zu deuten. „Den Nachmittag im Park verbringen?“
„Sooft ich kann“, antwortete Rose. „Glücklicherweise finden meine Tanzstunden meist am späten Nachmittag und Abend statt. Früher habe ich Anna mitgebracht, aber seit sie in die Schule geht, nehme ich meistens ein gutes Buch mit.“
„Das ist wirklich tausendmal besser, als irgendwo in einem Büro zu versauern“, bemerkte Dalton.
Grinsend zog Rose die Augenbrauen hoch, und Dalton begann, sein Leben noch mehr zu hassen als ohnehin schon. Ob Momente wie dieser für ihn heute wohl an der Tagesordnung wären, hätten
Weitere Kostenlose Bücher