Mein Herz und deine Krone
war, wie sie gleich darauf feststellen konnte. Weil Andreas in einer Weise zurücklächelte, die sie an den draufgängerischen Jungen von damals erinnerte, der ihr Herz mit seinem Freibeutercharme und seiner Leidenschaft erobert und ihre kleine Welt mit einem hungrigen Kuss aus den Angeln gehoben hatte …
Als Andreas aufstand und um den Tisch herum auf sie zukam, begannen Hollys Knie so heftig zu zittern, dass Dusty II. aus seinem Schlummer hochschreckte und erneut zu Boden rutschte. Bis Holly ihn unter dem Tisch hervorgezogen und wieder sicher auf ihrem Schoß platziert hatte, war der magische Moment vorüber.
„Ich muss noch heute Abend nach Aristo zurück“, eröffnete Andreas ihr mit gepresster Stimme.
„Aber … warum?“
„Wir werden in drei Tagen heiraten. Da gilt es noch eine Menge vorzubereiten. Gibt es irgendjemanden, den du von deiner Seite einladen willst?“
„Ich kenne hier doch niemanden.“
„Wir könnten einen Jet in Australien chartern. Würdest du deine Mutter gern bei der Trauung dabeihaben?“
„Wenn sie kommt, blase ich die Hochzeit ab!“, entfuhr es Holly spontan.
„Richtig. Jetzt erinnere ich mich wieder, was du über sie erzählt hast.“
„Ich versuche nur, sie endgültig zu vergessen. Wir haben schon seit Jahren kein Wort miteinander gewechselt.“
„Gibt es wirklichen niemanden sonst, den du …“
„Ich bin ganz allein“, erklärte sie brüsk. „Bis auf Dusty II. natürlich.“
„Wenn wir erst verheiratet sind, steht die ganze königliche Familie hinter dir.“
Holly wollte etwas sagen, besann sich aber und schüttelte nur den Kopf. „Wann sehe ich dich wieder?“
„Georgiou wird dich am Hochzeitstag hier abholen und direkt zum Palast bringen. Die Trauung findet dann in unserer Privatkapelle statt, mit so wenig Gästen wie möglich.“
Holly senkte rasch den Blick und biss sich auf die Lippe. „Wird deine Mutter anwesend sein?“
„Meine Mutter und mein Bruder.“
„Der, der König werden soll?“
„Ja, Sebastian.“
„Ich glaube, das stehe ich nicht durch!“, rief Holly panisch aus. „Was soll er nur von mir denken?“
„Er wird dir dankbar sein, was sonst?“
„Ja, genau! Andreas, der Mann wird irgendwann mal ein Kö
nig sein.“ „Vorerst ist er ein Prinz … wie ich “, stellte ihr Bräutigam etwas pikiert richtig. Holly musterte ihn mit ausdrucksloser Miene, dann lächelte sie erleichtert. „Stimmt! Wovor habe ich eigentlich Angst?“
Andreas beugte sich vor, nahm den Welpen von Hollys Schoß und setzte ihn behutsam auf dem Boden ab. „Tut mir leid, mein Kleiner, aber ich muss mal eben mit deiner Mama reden …“
„Andreas, ich …“
„Schhh …“, machte er und legte ihr einen Finger über die Lippen. „Ich will weder, dass du Angst hast, noch dir sonst auf irgendeine Weise schaden oder wehtun, agapi mou . Ich werde mein Eheversprechen halten, ich schwöre es.“
Und ehe sie sich versah, senkte er den Kopf und küsste sie so hungrig und voller Leidenschaft, dass Holly glaubte, vor Liebe und Schmerz vergehen zu müssen.
Mit dem Kuss hatte er ihr Abkommen besiegeln wollen, mehr nicht.
Aber es war kein leichter, unverfänglicher Kuss gewesen! Er hatte sie bis ins Mark erschüttert und ihr bewiesen, dass die alte Anziehungskraft noch existierte. Sie waren wie zwei Hälften, die nur zusammen ein lebensfähiges Ganzes bildeten …
Holly spürte den Kuss noch lange, nachdem Andreas gegangen war, auf ihren Lippen.
6. KAPITEL
Drei Tage später.
Holly erschien alles immer noch wie ein verrückter Traum, aber geplant war, dass sie heute die Insel verlassen und verheiratet sein würde, noch ehe der Tag vorbei war.
Außer einem kurzen Telefonat hatte sie von Andreas weder etwas gesehen noch gehört.
„Es ist alles bestens organisiert“, hatte er ihr versichert. „Oder wird es zumindest sein, bis du hier bist. Auch die Anwaltsgeschichte, um den Ehevertrag zu unterzeichnen. Sofia hat sogar schon deine Garderobe hergeschickt, jetzt fehlst nur noch du.“
Holly schnitt eine reuige Grimasse, als sie an Andreas’ starres Gesicht dachte, nachdem sie darauf bestanden hatte, sich eigene Anwälte zu nehmen, die sowohl mit dem englischen als auch dem australischen Recht vertraut waren und alle Klauseln des Ehevertrags noch einmal gründlich durchleuchten sollten.
„Werden auch meine Anwälte dabei sein?“, hatte sie trotzdem gewagt zu fragen.
„Natürlich. Und selbstverständlich habe ich die besten für dich engagiert. Du
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