Mein Herz und deine Krone
alles Notwendige aufgeschrieben und mitgegeben“, erklärte Andreas mürrisch. „Aber vielleicht können wir wenigstens noch vorher heiraten.“
„Wann?“
„In drei Tagen.“
„Drei Tage?“
Ihr schockierter Blick entlockte ihm ein kehliges Lachen. „Ja, in Aristo. Dort werde ich dich erst meiner Familie vorstellen, und am gleichen Nachmittag heiraten wir.“
„Du scheinst tatsächlich ziemlich in der Klemme zu stecken.“
„Mein Bruder ist es, und damit betrifft es auch mich … und dich.“
Holly hob die Brauen. „Gibt es vielleicht noch etwas, von dem ich wissen sollte?“
Andreas schüttelte nur stumm den Kopf und sah auf einmal schrecklich müde und erschöpft aus.
Kein Wunder! Schließlich war er die ganze Nacht über auf den Beinen gewesen, um Dusty Nummer zwei zu finden. Holly verspürte plötzlich den heftigen Drang, um den Tisch herumzugehen, mit den Finger durch sein dichtes schwarzes Haar zu fahren und sein Gesicht an ihre Brust zu ziehen, wie sie es vor langer Zeit …
Es würde nicht funktionieren. Sie waren jetzt erwachsen, mit allem, was dazugehörte. Verpflichtungen, Verantwortlichkeiten und der Scheu, ihre Gefühle offen zu zeigen oder das Herz auf der Zunge zu tragen.
„Wie war die Scheidung eigentlich für dich?“, fragte Holly aus dem Blauen heraus. Woher das gekommen war, konnte sie selbst nicht sagen. Vielleicht wollte sie ihren Prinzen lieber wütend erleben, als diesen müden, gequälten Ausdruck auf seinem schönen Gesicht sehen zu müssen.
Andreas sagte nichts, aber der Schmerz in seinen dunklen Augen bestätigte ihr, was Sofia ihr im Vertrauen erzählt hatte. Presse und Bevölkerung mochten den männlichen Mitgliedern der Königsfamilie unmoralisches Verhalten vorwerfen, aber auf Andreas traf das nicht zu, dessen war Holly sich sicher.
Laut Sofia hatte Christina ihren Mann vom ersten Tag an belogen und ihm eine wahre Ehehölle bereitet. Sie hatte einflussreiche Freunde, mit deren Hilfe sie die Presse manipulieren konnte, und Andreas war zu sehr Gentleman gewesen, um sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
Er war ein Prinz, und ihrer beider Welten waren so unterschiedlich, dass sie einander kaum berührten, und doch glaubte Holly an sein Ehrgefühl. Also …
Sie hatte die Wahl. Sie konnte ihn weiter bekämpfen oder versuchen, ihre befristete Ehe für sie beide so erträglich wie möglich zu machen und den Part zu spielen, den er von ihr forderte. Vielleicht machte es ihr ja sogar Spaß …?
„Es macht mir gar nichts aus, eine Braut zu sein“, eröffnete Holly ihrem Bräutigam mit sonnigem Lächeln.
„Es macht dir nichts …“
„Aber auf keinen Fall werde ich so eine alberne Schleppe tragen!“, erklärte sie bestimmt. „Aber falls es in der königlichen Schatzkammern eine Tiara oder irgendetwas in der Art gibt … gegen ein wenig Glitzerkram hätte ich absolut nichts einzuwenden.“
„Glitzerkram …“
„Diamanten wären nicht schlecht …“, überlegte Holly laut.
„Wenn du dabei an die Krone von Aristo denkst, muss ich dich enttäuschen“, bremste Andreas ihren Enthusiasmus. „Oder hast du bereits vergessen, dass der Diamant in ihrer Mitte eine Fälschung ist?“
„Tja, dann nicht“, entschied Holly leichthin. „Also keine Diamanten für die neue Prinzessin. Aber irgendetwas müssen wir Land und Leuten doch bieten für ihr Geld, oder?“
Andreas konnte ihren plötzlichen Stimmungswandel kaum fassen. „Ist das dein Ernst?“
„Jedes einzelne Wort“, versicherte sie. „Ich meine, wenn wir beide schon in eine Zwangsjacke gesteckt werden, die uns nicht passt, sollte man es uns wenigstens nicht auf den ersten Blick ansehen, oder? Was für einen Eindruck würde das denn machen? Dass wir etwa feige sind?“
Andreas lachte. „Du jedenfalls nicht!“, erklärte er mit Überzeugung.
„Und du ebenso wenig“, sagte sie fast zärtlich. „Jedenfalls nicht in diesem Aufzug. Lieber Himmel, Andreas, schau dich doch mal an! Wo hast du dieses Prachtstück nur schneidern lassen?“
„Wie soll ich das wissen?“
Holly stutzte und schlug sich dann mit der Hand vor die Stirn. „Ich vergaß. Du hast natürlich eine ganze Armada von Designern und Modeschöpfern zur Verfügung …“
„Die alle Himmel und Hölle in Bewegung setzen werden, das prachtvollste Brautkleid für dich zu kreieren, das die Welt bisher zu Gesicht bekommen hat“, versprach er vollmundig.
„Wie nett …“, murmelte Holly und lächelte ihm zu.
Was ein großer Fehler
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