Mein Herz und deine Krone
müssen. „Und in dieser Nacht werde ich dich auch zu meiner Geliebten machen! Endlich wieder, nach zehn langen Jahren … aber vorher werden wir uns stärken. Sofia soll sich die ganze Mühe nicht umsonst gemacht haben.“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Holly aus der Trance erwachte, die sie seit dem Kuss umfangen hielt, doch bevor sie noch auf Andreas’ weitere Ankündigungen eingehen konnte, war der passende Moment vorbei, und Holly fand sich am Tisch wieder, wo ihr Gatte galant den Stuhl für sie zurechtrückte.
Und so aßen sie.
Entgegen ihrer Befürchtung, keinen Bissen herunterzubekommen, verspürte Holly angesichts der Köstlichkeiten, die Sofia für sie gezaubert hatte, plötzlich einen regelrechten Heißhunger. Was eigentlich kein Wunder war, weil sie den ganzen Tag vor Aufregung nichts gegessen hatte.
Da Sofia weiterhin unsichtbar blieb, übernahm Andreas es, sie beide zu bedienen.
Er war immer noch in voller Festtagsmontur, die seidene Tunika unter der mit Tressen besetzten Uniformjacke bis zum Hals zugeknöpft. Die scharlachrote Schärpe und die Orden auf seiner Brust glänzten um die Wette. Das Paradeschwert hatte er abgelegt, aber das war bisher auch das einzige Zugeständnis an etwas mehr Komfort.
In den hohen schwarzen, auf Hochglanz polierten Lederstiefeln hätte man sich spiegeln können, und die Uniformhose saß so eng, dass Holly insgeheim überlegte, warum es dagegen eigentlich kein Gesetz gab. Kein Mann … zumindest keiner mit einer derartig athletischen, durchtrainierten Figur sollte so etwas tragen dürfen! Und schon gar kein Prinz, während er seine Braut bei Tisch bediente …
Holly tat ihr Bestes, um sich nicht von dem wundervollen Essen ablenken zu lassen. Gang für Gang wurde ihr von ihrem frisch angetrauten Gatten serviert – jeder kaum mehr als ein Appetithäppchen, aber alle durchweg verführerisch exquisit und köstlich.
Kotosoupa Avgolemono … eine traditionelle Reissuppe mit Hühnchen, Ei und Limonen.
Andreas hatte sie ihr damals sogar einmal selbst zubereitet, erinnerte Holly sich. An einem Abend, als ihre Eltern ausgegangen waren und die jungen Leute allein auf Munwannay zurückgelassen hatten.
„Ich werde für dich kochen“, hatte ihr Prinz verkündet und sich nicht von ihren Neckereien beirren lassen. Und an die Suppe, die er ihr dann später mit einem sexy Lächeln servierte, erinnerte sich Holly noch heute. Jahre später, als die Sehnsucht nach Andreas einmal besonders groß war, versuchte sie die Suppe nachzukochen, doch den magischen Geschmack traf sie nicht im Entferntesten.
Nachdem Holly einen Löffel probiert hatte, wusste sie wieder genau, wie sie schmecken musste.
„Schmeckt es dir, mein Herz?“
„Die Suppe ist einfach fantastisch. Du hast sie einmal für mich gekocht, vor langer Zeit.“
„Du erinnerst dich also daran“, registrierte er zufrieden. „Ich werde sie wieder für dich kochen, wann immer du willst, agapi mou .“
Fast hätte Holly sich verschluckt!
Wann immer du willst …
Das hörte sich verlockend und nach einer gemeinsamen Zukunft an. Wenn es doch nur so wäre!, dachte sie mit wehem Herzen.
„Du … du lenkst mich vom Essen ab“, warf sie ihm vor, um ihre Verlegenheit zu überspielen. „Ich muss mich auf diese unbekannten Genüsse konzentrieren.“
„Oh ja, es gibt noch eine Menge Genüsse, auf die wir uns später beide konzentrieren können …“, murmelte er.
Holly senkte rasch den Kopf und aß weiter, während heiße Röte in ihre Wangen stieg. Andreas erhob sich, um den nächsten Gang zu servieren, und eine weitere Stunde verging in stillem Einvernehmen. Holly entspannte sich zunehmend und widmete sich mit Hingabe den unterschiedlichen Speisen. Neben kleinen Medaillons aus zartestem Rindfleisch in einer Burgundersauce gab es jungen Spargel in Butter und luftiges Kartoffelpüree mit gehobelten Trüffeln. Wie hätte sie da widerstehen können? Das war Verführung auf höchstem Niveau!
Und nicht nur für den Gaumen! Wenn Andreas ihr vorlegte, kam er ihr so nah, dass sein maskuliner Duft sie förmlich einhüllte. Und so oft, wie er versehentlich ihr Haar, ihren Hals oder sogar einmal die zarte Rundung ihrer Brust streifte, mochte Holly nicht mehr an einen Zufall glauben. Obwohl ihr Gatte sich jedes Mal mit mutwillig funkelndem Blick bei ihr entschuldigte.
Nachdem die letzten Teller abgeräumt waren, öffnete Andreas eine Flasche Dessertwein. Einen Sémillon , und zu Hollys Freude und Erstaunen ein Australier. Es
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