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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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meine Hand krabbelt.
    Doch bevor ich es Oliver erzählen kann, schreckt mich ein Klopfen an der Toilettentür auf. Ich schüttle die Wortspinne von meiner Handfläche unter den Buchdeckel und drücke das Buch fest zu. »Bin gleich fertig«, rufe ich.
    Behutsam öffne ich das Buch wieder. Kein Tier. Stattdessen lese ich, feinsäuberlich diagonal über den Innentitel geschrieben: Spinne.
    »Oliver«, flüstere ich, obwohl die Seiten noch geschlossen sind und er mich wahrscheinlich nicht hören kann. »Ich fürchte, das hat uns nicht weitergebracht.«



Seite 27
    Das Letzte, woran Oliver sich erinnerte, war das Eintauchen. Jetzt sank er kopfüber in die Tiefen des Meeres. Zwei Aale schlangen und wanden sich umeinander, und jedes Mal, wenn sie sich berührten, knisterte das Wasser vor Elektrizität. Olivers Lungen brannten, sie schienen schier zu platzen, und er fragte sich, ob so sein Tod aussehen sollte – nicht durch die Hand des Schurken, der Seraphima entführt hatte, sondern ganz banal vom Meer verschlungen. Plötzlich fiel ihm der Kompass ein, der um seinen Hals hing. Nach Hause , hatte seine Mutter ihm versprochen. Der Kompass würde ihn retten. Er tastete an dem Lederband entlang und versuchte mit letzter Kraft, den Anhänger zu packen, doch da wurde er ihm vor der Nase weggerissen.
    »Neeeeiiiin!«, schrie er, und seine Lungen füllten sich mit Wasser. Er schloss die Augen und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
    Finger schlüpften unter seinen Kragen. Ein weicher Mund schloss sich um seinen, und er spürte, wie ein Zittern durch seine Brust ging. »Seraphima«, murmelte Oliver und stellte dabei verblüfft fest, dass er sprechen und atmen konnte. Als er blinzelnd die Augen öffnete, lag eine Frau in seinen Armen.
    Sie hatte blaue Haut mit einem Schuppenmuster. Ihr Haar, ein wildes schwarzes Gewirr, war oben am Scheitel mit Seegras verwoben und fiel ihr hinter durchsichtigen, stacheligen Ohren über den Rücken. Je ein Kiemenpaar schlängelte sich über ihre Wangen und ihr magerer Brustkorb ging in eine muskulöse, kupfer- und goldfarben glitzernde Schwanzflosse über. Sie hatte keinen Nasenrücken, nur tief angesetzte Nasenlöcher, die sich über ihrem zahnlos lächelnden Mund wölbten. »Wer ist Seraphima?«, fragte das Mädchen, und dabei funkelten ihre klaren, blauen Augen tiefrot. »Ich bin Marina.«
    Entsetzt schlug Oliver um sich, bemüht, sich aus ihrer Umarmung zu befreien.
    »Schwester«, sagte eine andere weibliche Stimme. »Er gehört nicht dir allein.« Als Oliver aufblickte, sah er eine zweite Meerjungfrau, die den Kompass seines Vaters um den Hals trug. Und dann hörte er eine dritte Stimme. »Oh ja, auf den haben wir gewartet.«
    Oliver schaffte es, Marinas Schwanz einen blitzschnellen Tritt zu versetzen, doch da verwandelte sich das Haar der zweiten Meerjungfrau in einen fauchenden, bronzefarbenen Aal, der sich um seinen Oberkörper schlang, ihn damit bewegungsunfähig machte und näher an sie heranzog. »Sag meinen Schwestern, dass du wegen mir, Ondine, hier bist«, gurrte sie. Er versuchte, nach dem Kompass an ihrem Hals zu greifen, aber sie küsste ihn so unerbittlich, dass er wieder das Bewusstsein verlor.
    Eine Hand mit Schwimmhäuten klatschte Oliver ins Gesicht und zerkratzte ihm mit langen, spitzen Fingernägeln die Backe. Die dritte Meerjungfrau zerrte ihn an sich und wiegte ihn in ihren langen Armen. »Warum solltest du dich mit der abgeben«, säuselte sie ihm ins Ohr, »wenn du eine wie mich, Kyrie, haben kannst?«
    »Meine Damen«, sagte Oliver, und das Herz klopfte ihm bis zum Hals. »Bei drei solchen Schönheiten fällt mir die Entscheidung schwer.«
    Wenn er sich nur lange genug aus ihren Klauen befreien konnte, um einen klaren Kopf zu bekommen, würde er sich seinen Kompass zurückholen. Und sobald ihm das gelungen war, würde er entkommen und Frump und Socks finden. Er zog sich ein wenig zurück, sodass er seine Retterinnen im Blick hatte, und warf ihnen ein strahlendes Lächeln zu. Marinas schwarzes Haar schwebte wie ein Fächer im Wasser, während ihre Augen wieder ein tiefes Königsblau annahmen. Ihr schlanker Hals war mit Perlen und Muscheln behängt, und ihr schimmernder Schwanz wiegte sich in der Strömung. Ondine und Kyrie schwammen hinter ihr. Als eine der beiden erneut nach Oliver greifen wollte, schlug ihr Marina die Hand weg und zischte so laut, dass das Wasser gegen Olivers Trommelfelle schlug.
    »Dann musst du zum Abendessen bleiben«, sagte Kyrie.
    Und wenn

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