Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)
nachts träumt? Jemanden, dessen Name einem morgens beim Aufwachen auf den Lippen liegt?«
Seraphima , dachte Oliver.
»Ich bin nicht euer Schicksal. Sondern nur jemand, der zufällig ins Meer gefallen ist.«
Marina zuckte die Schultern. »Ehemänner sind dünn gesät«, entgegnete sie. Wir können es uns nicht leisten, wählerisch zu sein.«
»Und wenn ich nun jeder von euch einen treuen Ehemann verspreche? Einen, der eure Gesellschaft so schätzt, dass er euch nie verlässt?«
Kyries Augen funkelten grün vor Neugier. »Wie willst du solche Männer finden?«
»Tja«, meinte Oliver. »Erst einmal bräuchte ich dazu meinen Kompass zurück.«
Die Meerjungfrauen bildeten einen Kreis und tuschelten mit zusammengesteckten Köpfen, wobei sie einen kleinen Strudel aufwirbelten. »Wir müssen sicher sein, dass du die Wahrheit sagst«, erklärte Marina.
»Ihr habt mein Wort«, schwor Oliver. Ihm wurde allmählich der Sauerstoff knapp. Was immer passieren würde, es musste schnell gehen.
»Wir brauchen etwas Handfesteres.« Kyries Haar schlang sich um seine Brust und zog ihn zu einer riesigen rosafarbenen Muschelschale, in der Tausende Schlüssel lagen. Manche waren verrostet, manche von Algen überwuchert. Andere glänzten, als wären sie heute Morgen erst ins Meer gefallen.
»Aufrichtigkeit ist so selten wie ein Mann, der unter Wasser atmen kann«, sagte Ondine. »Wähle einen Schlüssel.«
Oliver griff in die Muschelhälfte und nahm sich Zeit, er ließ die Schlüssel durch seine Finger gleiten, in der Hoffnung, einer würde seinen Umriss in seine Handfläche brennen.
Er musste gegen die Ohnmacht ankämpfen. »Was passiert, wenn es der richtige ist?«, keuchte er.
»Dann sagst du die Wahrheit, bekommst alle Schätze in der Truhe, und wir geben dir deinen Kompass zurück, damit du für jede von uns einen Gefährten suchen kannst.«
»Und wenn ich den falschen Schlüssel ziehe?«
Kyrie zuckte die Achseln. »Der Sauerstoffzauber erlischt. Und du ertrinkst.«
Wie um alles in der Welt sollte er den richtigen Schlüssel finden? Eine falsche Entscheidung würde seine letzte sein. Oliver blinzelte, bemüht, seine Panik zu unterdrücken.
»Mach schon«, zischte Ondine und beugte sich über die Muschelhälfte. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.« Ärgerlich kippte sie die Muschelschale um und verstreute die Schlüssel zu Olivers Füßen im Sand.
Mit schwindenden Sinnen registrierte Oliver ein winziges Flackern – vielleicht war es ein Sonnenstrahl, der schräg ins Meer fiel. Jedenfalls lenkte es Olivers Aufmerksamkeit zum Kompass seines Vaters, der um Ondines Hals hing.
Er sah, wie sich die Nadel bewegte, ganz sachte, bis sie sich zitternd nach rechts einpendelte. Schließlich schien sie wie ein Pfeil auf einen Schlüssel zu zeigen, der ein wenig abseits von den anderen lag.
Er weist den Weg nach Hause , hatte seine Mutter gesagt.
Oliver beugte sich hinunter und griff nach dem Schlüssel. Ihm wurde bereits schwarz vor Augen, als er ihn in das Vorhängeschloss an der Truhe steckte. Es ging ganz leicht, mühelos, und schon schnappte das Schloss auf. Aus dem Innern der Truhe quoll die schwarze Tintenwolke eines Oktopus.
Die Truhe enthielt weder Gold noch Juwelen oder sonst etwas, das man auch nur mit viel Fantasie als Schatz bezeichnen konnte. Die Meerjungfrauen präsentierten ihm die Gegenstände einen nach dem anderen.
Einen Feuerlöscher.
Ein Megafon.
Einen Haifischzahn.
Oliver blinzelte. »Aber das sind doch keine Schätze«, brachte er mühsam heraus.
»Ein Schatz wird erst dadurch zu einem Schatz«, erwiderte Marina, »dass du ihn so schwer findest, wenn du ihn am dringendsten brauchst.« Sie streckte die Hand nach Ondine aus, streifte den Kompass vom Hals ihrer Schwester und drückte ihn Oliver in die Hand.
Oliver erwog ihre Worte. Und während er das Bewusstsein verlor, dachte er, das sei vielleicht der beste Rat in Liebesdingen, den man bekommen konnte.
O liver
Folgendes weiß ich über Delilah McPhee:
Sie kaut Fingernägel, wenn sie nervös ist.
Sie singt falsch.
Sie betont manche Wörter so merkwürdig mit ihrem seltsamen breiten Akzent und behauptet, ich sei derjenige, der nicht richtig sprechen kann.
Sie hat unglaublich faszinierende Augen. Es ist, als bräuchte sie keine Worte, weil alles, was sie fühlt, darin geschrieben steht.
»Du hörst mir nicht zu«, beschwert sich Delilah.
Nachdem ich Stunden auf sie verzichten musste, sind wir endlich wieder zusammen. Es ist ein bisschen
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