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Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition)

Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition)

Titel: Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Hannawald
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bestraft. Nur durch die größere Weite schaffte es Boklöv, dennoch erfolgreich zu sein. 1986 und 1987 wurde er schwedischer Meister. Doch seine revolutionäre Schere wurde zunächst belächelt – als »Frosch-Stil«. Boklöv galt als Skisprung-Clown. »Als er ankam, dachten alle, dass jetzt ein zweiter ›Eddie the Eagle‹ auftaucht. Es sah komisch aus«, erinnert sich Jens Weißflog. Der dreimalige Olympiasieger und seine im traditionellen Parallelstil springenden Kollegen staunten nicht schlecht, als Jan Boklöv am 10. Dezember 1988 in Lake Placid als erster Schwede der Geschichte einen Weltcup gewann. Der damalige Präsident des Skisprungkomitees, Torbjörn Yggeseth, sprach von einem »Bruch mit der Tradition«. Sprungrichter wurden angehalten, die Technik des Schweden mit drastischen Punktabzügen zu bestrafen.
    Die revolutionäre Technik setzt sich durch
    Zur Saison 1988/1989 begannen einige Springer mit der Umstellung auf den aerodynamisch besseren Boklöv-Flugstil. Die meisten hatten zunächst große Schwierigkeiten. Durch den Einzug des V-Stils mussten die Aufsprunghänge an den Schanzen grundlegend verändert werden. Die Springer flogen mit der neuen Technik 4 Meter hoch über dem Hang und wesentlich weiter. Durch Verringerung der Schanzentischneigung wurde schließlich die Flugbahn angepasst. Ferner veränderte man das Profil der Landezone, um den Aufsprungdruck zu reduzieren.
    Der junge Finne Toni Nieminen wurde mit dem V-Stil 1992 in Albertville zweimal Olympiasieger. Boklöv, der mit der Erfindung des V-Stils einen ganzen Sport veränderte, landete nur auf Platz 47 und beendete ein Jahr später seine Karriere.
    Wie ich mich auf den V-Stil umstellte
    Ich fand den V-Stil anfangs nicht besonders ästhetisch. Doch ab 1993 war klar: Es ist der Stil der Zukunft. Im Juni hatten wir Schwarzwälder einen »Umstellungs«-Lehrgang in Rastbüchl im Bayerischen Wald. Unser Trainer Wolfgang Steiert hatte mal wieder ein Spiel für uns: Wer öffnet nach dem Absprung am schnellsten die Ski zu einem breiten V? Belohnung für den Besten: ein Eisbecher. Nach ein paar Versuchen im neuen Stil fing ich schon in der Anlaufspur an, die Ski gegen den äußeren Rand der Spur zu drücken, um schneller öffnen zu können. Nach gut einem Dutzend Sprüngen stellte sich schon ein ziemlich sicheres Gefühl ein. Den Eisbecher sahnte aber ein anderer ab.

    Die Umstellung auf den V-Stil fiel mir überraschenderweise ziemlich leicht.

Der Preis des Erfolgs
    Hartes Training und Feingefühl: worauf es bei der komplizierten Sportart Skispringen ankommt und wie mich der Spagat zwischen Athletik und Gewicht forderte

    Der härteste Teil meines komplexen Trainings. Im Kraftraum schaffe ich die Basis für bessere Sprungkraft – und somit weite Flüge.

Skispringen sieht so leicht aus. Die Zuschauer im Stadion oder vor dem Fernseher sehen bei jedem Wettkampf, wie die Skispringer da oben an der Schanze stehen. Wie sie in die Anlaufspur steigen, den Balken verlassen und in Hockhaltung die Anlaufbahn herunterfahren und beschleunigen. Wie sie mit über 90 Kilometern pro Stunde zum Schanzentisch kommen, abspringen, 4, 5 oder 6 Sekunden fliegen und dann im Auslauf – möglichst mit schöner Telemark-Technik – landen. Für die sogenannte Haltung in der Luft geben fünf Kampfrichter Haltungsnoten. Aber entscheidend ist letztlich vor allem die Sprungweite. Und wer am weitesten kommt, ist der Beste. So einfach war das zu meiner Zeit.
    Einfach? Von wegen. Skispringen ist kompliziert. Der Sprung von einer Schanze zählt zu den komplexesten Bewegungsabläufen, die es im Sport gibt. Drei Faktoren bestimmen die Sprungweite.
    Erstens: die Anfahrtsgeschwindigkeit auf der Schanze. Zweitens: die Geschwindigkeit beim Absprung. Und drittens: die aerodynamische Flugqualität des Athleten.
    Wie erreiche ich Tempo auf der Schanze?
    Aber das ist noch nicht alles. Analysen zeigen, dass manche Skispringer auf der Schanze um bis zu 2,5 Kilometer pro Stunde schneller sind als andere. Dieser Vorteil kann bis zu 15 oder 20 Meter Weitendifferenz bedeuten. Stellt sich also die Frage: Wie erreichst du auf der Schanze eine möglichst hohe Geschwindigkeit? Die Antwort ist auch diesmal einfach. Es kommt auf das Material an. Etwa auf die Gleitfähigkeit der Skier. Die wiederum hängt davon ab, wie gut die Skier präpariert sind. Und wie windschlüpfig der Skianzug ist. Vor allem aber kommt es auf den Springer an.
    Die physikalischen Feinheiten beim Skispringen
    Skispringen ist

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