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Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition)

Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition)

Titel: Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Hannawald
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überreicht. Mann, ich war echt blöd. Immerhin hat Papa meine ganzen Urkunden gerettet.
    Rosi, meine Ersatzmama
    Es war Wolfgang Steiert, der Rosi Kenzler aus der Nachbargemeinde Breitnau gut kannte und mal zu ihr sagte: »Du Rosi, ich hab da ein Sorgenkind für dich, kannst du dich ein bisserl kümmern?« Und sie antwortete: »Bring ihn ruhig.«
    Rosi führte das Hotel Faller (50 Betten) und hatte selbst zwei Kinder, Oliver war drei Jahre älter als ich, Tochter Ariane Christel zwei Jahre jünger. Ich wurde jetzt »der dazwischen« – und sie meine Ersatzmama. Sie hat mir sehr geholfen, sie hat mir viel abgenommen. Sie war so herzlich.
    Sie hat mich aufgefangen in einer schwierigen Zeit. Ich hatte damals kaum Geld. Meine Eltern wohnten weit weg, ich sah sie nicht so oft. Und der sportliche Erfolg wollte sich einfach nicht einstellen. Rosi wurde damals zu einem wichtigen Anker für mich. Sie verstand es mit ihrer mütterlichen Art, mich auf positive Gedanken zu bringen, mich zu bestärken, mich aufzubauen.
    Häufig durfte ich bei ihrer Familie mit am Mittagstisch sitzen, oft gab es dann mein Lieblingsessen: Nudeln mit Poularde und Salat. Immer wieder machte sie für mich die Wäsche, und ich konnte die Sauna des Hauses benutzen. Und einmal zog ich sogar ganz bei ihr ein, für vier Wochen, als meine Wohnung in Hinterzarten nicht bewohnbar war. Wasserrohrbruch.
    Und wie oft habe ich mit Duffi und Jackson, also meinen Mannschaftskameraden Christof Duffner und Hansjörg Jäkle, beide Olympiasieger, noch bei Rosi vorbeigeschaut. Nach unserem Training in Hinterzarten kamen wir auf dem Heimweg nach Furtwangen oder Schönwald häufig zum Kaffeetrinken bei Rosi vorbei.
    Wenn es sich für sie einrichten ließ, besuchte sie unsere Wettkämpfe. In Hinterzarten versorgten wir sie natürlich mit einer VIP-Karte, sie durfte damit überall hin. Die jungen Mädchen hätten sie vor Neid fast umgebracht, erzählte sie mir mal.
    Und einmal, als sie irgendwo in der Menge stand und enthusiastisch meinen Namen schrie – »Hanni – ziiiiieeeeehhhhh« – wurde sie von einem Mann angesprochen, der fragte: »Woher kennen Sie denn den Herrn Hannawald?«
    Sie klärte ihn auf. Und der Fremde erwiderte: »Gestatten, ich bin der Papa von Sven.«
    »Sven, das wird deine letzte Saison«
    Es ist nicht so, dass ich in diesen Jahren mein Training nicht ernst genommen hätte. Aber vielleicht doch nicht ernst genug.
    Eines habe ich immer gern gemacht: Laufen. Immer mindestens 45 Minuten. Manchmal auch eineinhalb Stunden. Immer schön im optimalen Pulsbereich.
    Dieses unangestrengte Jogging tat mir sehr gut, es war gut für den Körper und die Seele. Beim Laufen kannst du wunderbar abschalten. Und Laufen hilft dem Körper, einen Großteil der Abfallstoffe, die sich beim Training ansammeln, abzubauen.
    Den Morgen, der mein ganzes Leben verändert hat, werde ich nie vergessen. Es war im Mai 1997, und Wolfgang Steiert wollte unbedingt zusammen mit mir joggen. Er sprach nicht viel, aber was er sagte, haute mich erst einmal um: «Sven, das wird deine letzte Saison in der Nationalmannschaft.«
    Oh, oh. Plötzlich fühlte ich unheimlichen Druck. Aber irgendwie wirkten Wolfis klare Worte auch erlösend, wie ein unbarmherziger Weckruf.
    Nein, es machte sich in mir keine Enttäuschung breit, auch keine Resignation. Aber ich habe noch an diesem Tag den Schalter umgelegt. Ich begann, meine Skispringerkarriere noch professioneller anzugehen.

    Schwelgen in alten Zeiten: im Wachsraum des Skiinternats Furtwangen

Die Entwicklung des Sprungstils

In der langen Geschichte des Skispringens gab es mehrere unterschiedliche Techniken – immer mit dem Ziel, eine möglichst große Sprungweite zu erreichen. In den Anfängen (im 19. Jahrhundert) wurde über Schneehügel, schneebedeckte Holzhaufen und Scheunendächer gesprungen – im sogenannten Optrakke-Stil. Beim Anlauf beugten die Springer die Knie und den Oberkörper leicht nach vorn. Kurz vor Erreichen der Schanzentischkante richteten sie den Oberkörper auf und ließen sich in die Höhe schleudern. Während der Sprungphase zogen die Springer die Beine an, da so der Sprung höher aussah. Mit diesem Stil konnten Weiten um 10 bis 20 Meter erreicht werden. Das waren Hüpfer, im Vergleich zu heute.
    Und dennoch wurde das sportliche Tun damals als Sensation empfunden. Der norwegische Skipionier Fritz Reichwein Huitfeld, der durch die nach ihm benannte Bindung weit über seine Heimat hinaus bekannt geworden ist, schilderte

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