Mein irischer Held
recht gut, wie man damit umgeht.“
Noch immer war er nicht bereit, ihr nachzugeben.
„Bitte“, drängte sie. „Seit Monaten ist in der Gegend kein einziger Normanne gesehen worden. Und du bist ein starker Krieger. Ich bin sicher, dass mir, wenn du mich begleitest, nichts geschehen wird.“
„Also gut.“
Gemeinsam begaben sie sich zu den Ställen, wo zwei Burschen ihnen eiligst eine braune Stute und einen kräftigen schwarzen Hengst sattelten. Als Bevan Genevieve auf den Rücken der Stute half, flüsterte sie ihm zu: „Ich werde die Zeit mit dir genießen.“
Er runzelte die Stirn und kontrollierte seine Waffen, ehe er auf sein Pferd stieg. Zusätzlich zu seinem Schwert führte er einen Dolch sowie Pfeil und Bogen mit sich. Außerdem hatte er, wie Genevieve erst jetzt bemerkte, einigen seiner Soldaten befohlen, ihm zu folgen. Immerhin schien er sie aufgefordert zu haben, sich in einigem Abstand von seiner Gemahlin und ihm zu halten, so dass ihnen ein wenig Privatsphäre blieb.
Sie verließen die Festung und ritten in gemächlichem Tempo den Hügel hinunter. Sonnenstrahlen ließen die noch nicht getauten Schneeflecken aufblitzen. Hier und da, an besonders geschützten Stellen, kamen bereits die ersten Frühlingsblumen zum Vorschein. Genevieve schaute sich um und strahlte. Wie gut tat es doch, nicht mehr nur bis zur nächsten Mauer schauen zu können. Wie schön die Landschaft war, jetzt, da der Winter zu Ende ging.
Die Stute tänzelte. Und mit einem kleinen Freudenschrei ließ Genevieve sie losgaloppieren. Endlich frei!
Kurz darauf hatte Bevan sie eingeholt und nach den Zügeln ihres Pferdes gegriffen. „Ich möchte, dass du an meiner Seite bleibst.“
„Aber du siehst doch, dass es nichts zu befürchten gibt“, protestierte sie.
„Ich möchte nah genug sein, um dich zu beschützen.“ Er warf ihr einen so strengen Blick zu, dass sie begriff, wie sinnlos jede Diskussion sein würde.
„Gut.“ Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Du bist ein sehr verantwortungsbewusster Ehemann.“
Sie näherten sich einem Wäldchen, und Bevan bedeutete seinen Leuten, dass sie nachschauen sollten, ob sich irgendwer zwischen den Bäumen verbarg. Innerhalb weniger Minuten waren die Soldaten zurück und riefen den Wartenden zu, dass alles in Ordnung sei.
Bevan half Genevieve vom Pferd und fasste sie bei der Hand. Dann führte er sie zwischen den Bäumen hindurch zu einer Lichtung.
„Oh!“ Sie blieb erstaunt stehen. Vor ihr, auf einer nur noch teilweise mit Schnee bedeckten Fläche, standen mehrere mannshohe Steine. Sie waren im Kreis angeordnet. Ein keltisches Heiligtum.
„Ich wusste, dass du noch nicht hier gewesen bist“, sagte Bevan. „Ich wollte es dir zeigen.“ Er lehnte sich mit dem Rücken gegen einen der Monolithe und umfasste mit beiden Händen die Taille seiner Frau: „Viele Menschen schreiben diesem Ort noch heute magische Kräfte zu.“
„Hm …“ Genevieve ließ sich gegen ihren Gemahl sinken und genoss die Wärme, die von seinem Körper ausging. „Magische Kräfte?“
„Ja. Es heißt, dass eine Frau, die hierher kommt, weil sie sich Kinder wünscht, schon bald guter Hoffnung sein wird.“
„Ein Fruchtbarkeitszauber …“ Sie legte den Kopf in den Nacken und bot Bevan die Lippen zum Kuss.
Sein Mund war warm, weich und zärtlich. Genevieve seufzte leicht auf, und ein ungewohntes Kribbeln breitete sich in ihrem Magen aus. Ein Kind, wie wundervoll wäre das. „Ich möchte dir so gern einen Sohn schenken“, flüsterte sie.
Ein Schatten huschte über sein Gesicht.
„Erzählst du mir ein wenig über deine Tochter?“
Er zögerte. Doch dann sprach er so schnell, als habe er lange darauf gewartet, endlich darüber reden zu können. „Brianna wurde am Fest der heiligen Catherine geboren. Fiona hatte sich einen Sohn gewünscht. Doch als ich die Kleine zum ersten Mal in den Armen hielt, hätte ich nicht glücklicher sein können. Sie war so schön. Und lieb. Und fröhlich. Ich sehe sie noch vor mir, wie sie – kaum dass sie laufen gelernt hatte – lachend auf mich zu rannte und mich in die Arme schloss. Wenn sie dieses Fieber nicht bekommen hätte, wäre sie …“ Er schluckte. „Noch heute mache ich mir Vorwürfe, dass ich nicht da war, als es ihr nicht gut ging und sie starb. Fiona erkrankte ebenfalls, und sie gestattete niemandem außer Siorcha, sich um das Kind zu kümmern. Ich wünschte, ich wäre bei ihm gewesen, um zu helfen.“
„Siorcha ist eine erfahrene und
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