Mein irischer Held
verantwortungsbewusste Frau. Mehr als sie getan hat, hättest du auch nicht tun können. Es ist nicht deine Schuld, dass das Fieber stärker war als das Kind.“
Diesmal schüttelte Bevan nur den Kopf.
Genevieve legte ihm die Hand auf die Wange, folgte mit den Fingerspitzen dem Verlauf der Narbe.
Das genügte, um die Leidenschaft ihres Gemahls aufflammen zu lassen. „Ein Baby“, flüsterte er Genevieve ins Ohr. Dann begann er, sie zu küssen und zu streicheln. Gleich darauf hob er ihre Röcke hoch. Sie presste sich, alles um sich herum vergessend, an ihn. Es war kalt. Aber als sie vereint waren, spürte keiner der beiden die Kälte.
Ein paar Wochen später war Genevieve klar, dass sie noch immer kein Kind erwartete.
Manchmal, wenn sie befriedigt neben Bevan lag und im Dämmerlicht seinen starken männlichen Körper betrachtete, musste sie die Tränen zurückdrängen. Nachts schenkte er ihr so viel Glück. Aber ihr größter Wunsch war bisher nicht in Erfüllung gegangen. Gewiss war es ihr Fehler. War ihre Unfruchtbarkeit eine Strafe Gottes? Was konnte sie tun, um endlich Mutter zu werden?
Mit der Zeit fiel es ihr immer schwerer, mit den Kindern anderer Frauen ungezwungen umzugehen. Neid regte sich in ihr, obwohl sie sich selbst für dieses Gefühl verachtete. Und manch mal ergriff eine tiefe Melancholie Besitz von ihr.
Diese Stimmungsschwankungen blieben auch Bevan nicht verborgen. Er kannte Genevieve inzwischen gut genug, um zu wissen, worunter sie so litt. Daher beschloss er, ihr etwas Abwechselung zu verschaffen. „Morgen“, kündigte er eines Abends an, „habe ich eine Überraschung für dich.“
Am nächsten Vormittag nahm er sie mit auf einen der Wachtürme. So sah sie schon von Weitem, dass sich Besucher näherten. Aber erst, als diese das äußere Tor fast erreicht hatten, erkannte sie, um wen es sich handelte.
„Es ist Declan!“, rief sie aus und drückte Bevan spontan einen Kuss auf die Wange. „Wie lieb von dir, ihn herzuholen.“ Damit wandte sie sich ab und lief die Treppe hinunter, um den kleinen Jungen und seine Begleiterin – es war niemand anderes als Síle – zu begrüßen.
Hand in Hand mit Declan begab Genevieve sich zum großen Saal. Síle ging neben ihnen und berichtete, was sich während der Wintermonate alles zugetragen hatte. Ehe sie ins Haus traten, schaute Genevieve sich noch einmal nach Bevan um. Und als sie ihn entdeckte, schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln.
Es war dieses Lächeln, das ihm den ganzen Tag nicht aus dem Sinn ging. Tatsächlich fiel es ihm schwer, sich auf seine Pflichten zu konzentrieren. Er überwachte die Arbeiten an der äußeren Mauer, sprach mit einigen Pächtern über die Arbeiten, die auf den Feldern zu erledigen waren, schlichtete einen Streit zwischen zweien seiner Krieger. Doch immer wieder wanderten seine Gedanken zu Genevieve.
„Weißt du, was ich glaube?“,fragte Ewan seinen Bruder, nachdem er ihm zweimal die gleiche Frage gestellt und doch keine Antwort erhalten hatte. „Ich glaube, du bist verliebt.“
„Unsinn.“ Bevan schüttelte den Kopf und wechselte das Thema. „Was hältst du davon, wenn ich dir eine Stunde Unterricht im Schwertkampf gebe?“
„Gern!“ Ewan strahlte.
Er strahlte noch mehr, als Bevan ihm nach einer Stunde auf dem Übungsplatz anerkennend auf die Schulter klopfte und sagte: „Du warst fleißig. Ich bin überrascht, welche Fortschritte du gemacht hast. Ich werde Genevieve fragen, ob sie dir zur Belohnung ein paar Apfelküchlein bäckt.“
„Sie macht die besten Kuchen“, stellte Ewan fest. „Über haupt ist sie eine wunderbare Frau. Ich kann sie viel besser leiden als Fiona.“
Schlagartig war Bevans gute Laune dahin. „Sprich nie wieder so über Fiona“, fuhr er seinen Bruder an, drehte ihm den Rücken zu und eilte mit großen Schritten davon.
14. KAPITEL
Genevieve hielt Declan auf dem Schoß, während sie sich mit Síle unterhielt. Der Knabe war damit beschäftigt, mit großem Appetit Apfelküchlein zu verspeisen. Auch Síle war hungrig. Die Burgherrin allerdings verspürte eine leichte Übelkeit. Und sie war ungewöhnlich müde, obwohl sie die Nacht gut geschlafen hatte. Sie würde doch nicht etwa krank werden?
Entschlossen straffte sie die Schultern, wandte den Blick von dem süßen Gebäck ab und sagte: „Ich bin sicher, Ihr sorgt sehr gut für den Jungen. Doch leicht ist es vermutlich nicht.“
„Seine Eltern fehlen ihm natürlich. Aber abgesehen davon fühlt er sich wohl bei
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