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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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uns.“ Síle seufzte kurz auf. „Es war falsch, was sein Vater getan hat. Trotzdem wünschte ich …“ Sie brach mitten im Satz ab.
    „Ich bedaure sehr, was geschehen ist“, meinte Genevieve. „Wenn der Kleine wenigstens nicht auch noch die Mutter verloren hätte.“
    „Kiaras Tod ist bisher nicht gerächt worden“, brach es aus Síle hervor.
    „Es ist eine schwierige Angelegenheit.“ Genevieve runzelte die Stirn. Sie dachte an Hugh, von dem niemand mehr etwas gehört oder gesehen hatte, seit sie ihn aus Rionallís hinausgeworfen hatte. „Aber ich bin sicher, dass Bevan sich darum kümmern wird.“
    „Ja …“ Síle schaute sich im Saal um, und als sie sich davon überzeugt hatte, dass niemand ihnen zuhörte, meinte sie: „Ich bin froh, mich mit Euch allein unterhalten zu können. Es gibt da nämlich etwas, das mir Sorgen bereitet. Also, wie Ihr wahrscheinlich wisst, lebe ich mit meinem Mann ein Stück nördlich von hier.“
    Eine neue Woge der Übelkeit überrollte Genevieve. Aber sie atmete ein paarmal tief durch und sagte: „Ja. Ich danke Euch, dass Ihr die weite Reise auf Euch genommen habt, um mich mit Declan zu besuchen.“
    Ein Lächeln war die Antwort. Doch gleich wurde Síle wieder ernst. „Ich weiß nicht recht, wie ich beginnen soll. Ich weiß nicht einmal, ob mein Verdacht berechtigt ist. Aber ich denke, Ihr solltet es erfahren.“
    „Was denn?“
    „Erinnert Ihr Euch, dass ich Euch erzählt habe, wie ich im letzten Sommer Fiona MacEgan von Weitem gesehen habe?“
    „Wir haben beide angenommen, dass Ihr eine andere Frau mit ihr verwechselt habt.“
    „Nein.“
    Genevieve hob verwirrt die Brauen. Ihr Magen schien sich zu drehen, aber ihre Stimme klang ruhig, als sie ihren Gast bat, mit ihrer Erzählung fortzufahren.
    „Ich habe mit anderen darüber gesprochen und festgestellt, dass ich nicht die Einzige war, die Fiona gesehen hat. Sie ist nicht, wie Bevan glaubt, in jenem Kampf gegen die Normannen gestorben. Sie lebt. Und das bedeutet, dass Eure Ehe ungültig ist.“
    Einen Moment lang hatte Genevieve das Gefühl, ihr ganzes Leben würde in sich zusammenbrechen. Dann aber machte sie sich klar, dass Síle sich irren musste. Hatte Bevan ihr nicht gesagt, dass er selbst seine Gemahlin begraben hatte? Aber sie wollte Síle nicht der Lüge bezichtigen. Also sagte sie nur: „Ich war schon an Fionas Grab.“
    Declans Tante betrachtete sie voller Mitgefühl. „Dort ist der Leichnam einer Frau beerdigt worden, ja. Der Leichnam einer bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Frau. Nur weil man eines von Fionas Schmuckstücken bei ihr fand, nahm man an, dass es sich um Bevans Gemahlin handelte.“
    Es fiel Genevieve schwer, zu sprechen. Ihr war, als würde ihr die Luft abgeschnürt. Und die Übelkeit war schlimmer als je zuvor. „Was glaubt Ihr also, was wirklich geschehen ist?“
    „Nach allem, was ich gehört habe, stelle ich mir die Sache so vor: Fiona hat Rionallís freiwillig verlassen, nachdem sie sich in einen der Normannen, Raymond Graham, Baron of Somerton, verliebt hatte. Mit ihm ist sie nach England gegangen.“
    „Ihr habt doch gesagt, dass Ihr sie nordöstlich von hier in Irland gesehen habt.“
    „Sie soll dort jemanden besucht haben.“
    „Ihr denkt aber, dass sie in England mit einem Adligen zusammenlebt? Mit dem Baron of Somerton?“ Sie kannte den Namen. Der Landsitz der Familie befand sich in der Nähe der Grenze zu Wales.
    „Es tut mir wirklich leid, die Überbringerin solch beunruhigender Nachrichten zu sein. Doch ich möchte Euch dringend raten, herauszufinden, ob Eure Ehe rechtmäßig ist oder nicht.“
    „Ja.“ Genevieve erhob sich. Ihr war jetzt so schlecht, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Sie würde sich hinlegen müssen. Und sie brauchte auch Zeit, um über alles, was sie eben erfahren hatte, nachzudenken. „Entschuldigt mich, Síle. Ich habe einiges zu erledigen. Wir sehen uns später.“
    „Kann ich Euch behilflich sein?“ Síle war nicht entgangen, wie blass Genevieve war.
    „Nein, danke.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. Dann schritt sie zur Treppe.
    Wenig später schloss sie die Tür ihrer Kemenate hinter sich und ließ sich kraftlos aufs Bett fallen. Was sollte sie nur tun, wenn Síle recht hatte?
    Erst bei Sonnenuntergang fiel Bevan auf, dass er Genevieve seit dem Morgen nicht mehr gesehen hatte. Er begab sich nach oben, in ihre Kammer, und fand sie mit geschlossenen Augen auf dem Bett liegend vor. Ihr Gesicht war krankhaft blass, ihr

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