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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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und die Arme mit den kräftigen Muskeln betrachtete. Seine Haut war noch immer von der Sonne des vergangenen Sommers gebräunt. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er mit bloßem Oberkörper an den Waffen trainierte oder bei der Feldarbeit half. Er war zweifellos ein sehr attraktiver Mann.
    Für einen Moment wanderten ihre Gedanken zu ihrem Verlobten. Auch Hugh war muskulös, doch seine Haut war blass, und während der letzten Wochen hatte sein Anblick nichts als Angst und Ekel in Genevieve geweckt.
    Sie biss sich auf die Lippen und richtete den Blick entschlossen auf MacEgans verletzte Schulter. Das Fleisch um die Wunde herum war gerötet, geschwollen und mit Blutkrusten bedeckt. Doch immerhin hatte die Naht gehalten, und noch war keine Eiterung eingetreten. Vorsichtig berührte Genevieve den Wundrand. Bevan zuckte zusammen.
    Bei allen Heiligen, es war ein Wunder, dass er trotz Schlafmangel, Schmerzen und Blutverlust unterwegs nicht zusammengebrochen war.
    Sie konzentrierte sich darauf, das Blut abzuwaschen. Dann schaute sie sich noch einmal suchend im Raum um. In einer Ecke entdeckte sie tatsächlich ein großes Spinnennetz. Sie warf den nassen, blutverschmierten Lappen auf den Tisch und holte die Spinnwebe, um sie sorgfältig auf die Wunde zu legen, denn mehr als einmal hatte sie beobachtet, dass diese Behandlung den Heilungsprozess zu beschleunigen vermochte. Als Letztes legte sie mit einem sauberen Stück Stoff einen neuen Verband an.
    „Es wäre gut, wenn ich einen Breiumschlag machen könnte“, sagte sie.
    MacEgan erwiderte nichts darauf. Sein Gesicht war vom Schmerz gezeichnet, eine Gänsehaut bedeckte seine Arme. Sie legte ihm den Umhang um, kniete vor ihm nieder und zog ihm die Schuhe aus. Dann begann sie, seine eiskalten Füße zu kneten.
    Nie zuvor hatte sie die Füße eines Mannes berührt. Und was sie jetzt tat, kam ihr erschreckend nah vor. Die Fußsohlen des Iren waren rau, seine muskulösen Unterschenkel behaart. Alles fühlte sich so fremd an. In ihren Fingern verspürte sie ein seltsam prickelndes Gefühl, als sie mit der Massage fortfuhr.
    „Es tut mir leid, dass Ihr meinetwegen solche Schmerzen habt“, flüsterte sie.
    „Sie gehören zum Kampf“, erwiderte er. „Ich bin daran gewöhnt.“
    Nach einer Weile fühlten seine Füße sich nicht mehr ganz so kalt an, auch hatte ihre Farbe sich verändert. „Kommt“, meinte Genevieve und half MacEgan auf die Beine, „Ihr müsst Euch hinlegen. Ihr braucht Ruhe.“
    Er wehrte sich nicht. Und als sie die Decke über ihn breitete, sagte er leise: „Danke.“
    Ein letztes Mal legte sie prüfend die Finger auf seine Stirn. Noch fühlte seine Haut sich fiebrig an, aber insgesamt schien es ihm etwas besser zu gehen. Eine ungemeine Erleichterung breitete sich in ihr auf einmal aus.
    „Schlaft jetzt“, forderte sie Bevan sanft auf.
    Genevieve beschloss, vorerst nicht von Bevans Seite zu weichen. Als nach einiger Zeit ein Knecht kam, um nach ihren Wünschen zu fragen, bat sie ihn, den Haushofmeister zu ihr zu schicken. Dieser erschien wenig später, und sie brach das Versprechen, dass sie Bevan gegeben hatte. Sie machte sich zu große Sorgen um ihn, fühlte sich nicht in der Lage, die Verantwortung für seine Genesung allein zu tragen.
    Der Haushofmeister betrachtete die Verletzungen des tief schlafenden MacEgan. Dann warf er Genevieve einen kurzen anerkennenden Blick zu. Offenbar war ihm klar, wer die Wunde genäht hatte. Als sie ihn bat, ihr verschiedene Heilkräuter zu besorgen und über alles Stillschweigen zu bewahren, nickte er sogleich.
    Er kümmerte sich auch darum, dass bei Einbruch der Dämmerung aus der Küche nicht nur ein paar Speisen für Genevieve, sondern auch ein fiebersenkender Tee für Bevan heraufgeschickt wurde.
    Es war schwierig, MacEgan auch nur ein paar Schlucke da von zu verabreichen. Er wollte nicht aufwachen, warf sich, geplagt von Fieberträumen, im Bett hin und her, und einmal, als er zufällig Genevieves Handgelenk zu fassen bekam, zog er sie mit überraschender Kraft zu sich heran. Zunächst wehrte sie sich vergeblich. Dann jedoch gab sie nach, streckte sich neben dem Verwundeten aus und legte ihm beruhigend die Hand auf die Brust.
    Nach einer Weile – MacEgan schlief jetzt wieder, ohne sich zu bewegen – fielen auch Genevieve die Augen zu. Sie dachte daran, dass sie eigentlich die Kerze löschen sollte, die auf dem Tisch stand. Aber sie war zu erschöpft, um aufzustehen. Mit einem Seufzer zog sie die Decke zurecht, die

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