Mein irischer Held
zweifellos finden würden, noch ehe sie England erreichte. „Es gibt keine Eskorte, die groß genug wäre, um Sicherheit für mich zu gewährleisten. Hugh wird Eure Leute töten lassen und mich wieder zu seiner Gefangenen machen. Der einzige Mensch, dem ich in dieser Situation vertraue, ist mein Vater. Ihr könntet ihm eine Botschaft schicken. Er wird sich um mich kümmern – und Ihr seid die Verantwortung für mich los.“
„Ihr wisst selbst, dass Normannen nicht nach Ennisleigh kommen dürfen. Nie werde ich das zulassen.“ Er zog sich ein neues Gewand an und griff nach seinem Umhang, auf dem inzwischen die Blutflecken entfernt worden waren.
„Mein Vater würde Euch und den Euren keine Feindschaft entgegenbringen. Er würde mich holen und Euch weitere Mühen ersparen.“ Sie zwang sich, fest an das zu glauben, was sie sagte. Es war nicht ganz leicht, denn sie hatte ihrem Vater von Rionallís aus mehrere Botschaften geschickt, und dennoch war er nicht erschienen, um sie von Hugh fortzuholen. Vermutlich – nein, ganz gewiss – hatte Hugh ihre Nachrichten abgefangen und vernichtet.
„Niemals würde ich einen Normannen um einen Gefallen bitten“, bemerkte Bevan und schickte sich an, die Kammer zu verlassen.
Genevieve trat rasch auf ihn zu und griff nach seinem Arm. „Wartet!“ Sie drückte ihm etwas in die Hand. „Ihr werdet das mitnehmen wollen.“
Er starrte das Stückchen besticktes Leinen an und schloss dann die Finger darum. „Woher habt Ihr das?“
„Von Euch. Ihr habt es verloren.“
Sie hielt ihn immer noch fest, und er spürte plötzlich, wie heftig sein Körper auf ihre Berührung reagierte. Verlangen loderte in ihm auf. Seit Fionas Tod war ihm keine Frau mehr so nah gewesen. Keine hatte es gewagt, ihn anzufassen.
Er machte sich von Genevieve los und verließ die Burg. Draußen blies ihm ein kalter Wind ins Gesicht, aber sein Körper brannte noch immer. Am liebsten hätte er laut geflucht. Doch stattdessen biss er die Zähne zusammen, eilte zum Strand hinunter und stieg in eines der dort liegenden Boote.
Während er es zum Festland hinüberruderte, zwang er sich, an Fiona zu denken. Er und sie hatten so viele Pläne für ihre gemeinsame Zukunft geschmiedet. Doch noch ehe sie ernsthaft mit der Verwirklichung ihrer Ziele hatten beginnen können, waren normannische Krieger aufgetaucht und hatten Fiona getötet. Das Stückchen Stoff war eine Erinnerung daran, dass er sie verloren und sich geschworen hatte, ihren Verlust zu rächen.
Bevan erreichte Laochre ohne irgendwelche besonderen Vorkommnisse. Doch als man ihn in die Burg einließ, spürte er überall Freude und Aufregung. Man feierte die Geburt eines neuen Mitglieds des MacEgan-Clans.
Als Bevan seine Schwägerin Isabel mit ihrem neugeborenen Sohn sah, war ihm, als müsse sein Herz stehen bleiben. Sie hielt den Säugling im Arm, und ihr Gesicht war so gütig und so voller Seeligkeit wie das einer Madonna.
„Wir haben ihn Uilliam genannt“, sagte Isabel mit ihrer sanften Stimme, „zur Erinnerung an seinen Onkel, den er leider nie kennenlernen wird.“
Bevan ließ den Blick von Isabel zu seinem Bruder Patrick wandern und bemerkte, wie stolz der junge Vater war. Er zwang sich, den frischgebackenen Eltern zu gratulieren. Doch tatsächlich konnte er es kaum ertragen, Zeuge ihres Glücks zu sein. Der Kummer, den er über den Verlust seiner eigenen Tochter und über Fionas Tod empfand, war einfach immer noch zu groß.
„Du hast uns gefehlt, Bevan“, meinte Isabel freundlich.
„Ich habe euch auch vermisst“, erwiderte er. „Ich bin froh, dass es euch allen gut geht.“
Isabel lächelte. „Wirst du eine Weile bei uns bleiben?“
„Wohl kaum. Lionel Ó Riordan hat mich gefragt, ob ich ihn in Kilkenny im Kampf gegen Strongbows Leute unterstütze. Ich werde ihm wohl mein Schwert zur Verfügung stellen, sobald ich Rionallís von den Normannen befreit habe.“
Seine Schwägerin sah enttäuscht aus, aber Patrick wandte seine Aufmerksamkeit sogleich den mit Rionallís zusammenhängenden Problemen zu. „Ich habe gehört, dass Ewan sich wieder einmal in Schwierigkeiten gebracht hat. Was ist geschehen?“
Bevan senkte den Kopf und überlegte, wie er seinen Bericht beginnen sollte. Doch noch ehe er ein Wort gesagt hatte, wurde die Tür geöffnet und Ewan, der schon einige Tage zuvor nach Laochre gekommen war, trat ein.
Er musterte den Neuankömmling überrascht. „Was tust du hier? Ich dachte du wärest bei Genevieve.“
Isabels
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