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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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dem Saum eine Reihe winziger, kunstvoll gestickter Blüten. Das wies wohl darauf hin, dass es einmal einer Dame gehört hatte. Aber es war so klein, dass es nicht einmal als Taschentuch benutzt werden konnte.
    Was machte ein Krieger wie MacEgan mit einem solchen Stück Leinen? Es konnte nur ihm gehören, so viel stand fest. Sie warf Bevan einen nachdenklichen Blick zu. Er schlief, doch selbst im Schlaf spiegelte sein Gesicht die Schmerzen wider, die seine Verletzungen ihm verursachten. Würde er gesund werden? Und würde es ihr gelingen, ihn davon zu überzeugen, dass es Wahnsinn war, seine Pläne weiter zu verfolgen, was Rionallís betraf?
    Einem Impuls folgend, kniete sie nieder und bat Gott, weiteres Blutvergießen zu verhüten.
    „Ich breche gleich heute Abend auf“, sagte Bevan, „Ich muss nach Laochre.“
    Seit Genevieve seine Schulterwunde zum ersten Mal versorgt hatte, waren mehrere Tage vergangen. Er war noch nicht wieder ganz genesen, aber es ging ihm deutlich besser. Wenn er sich etwas schonte – wovon allerdings nicht auszugehen war –, würde er in wenigen Wochen nicht mehr unter den Folgen der Verletzung zu leiden haben. Jetzt allerdings benötigte er einen neuen Verband.
    Sie konzentrierte sich darauf, den alten zu entfernen. Bevan hatte sein Gewand ausgezogen, und der Anblick seines nackten Oberkörpers verunsicherte die junge Frau noch immer.
    „Ihr werdet hierbleiben“, fuhr der Ire fort. „An diesem Ort seid Ihr in Sicherheit, bis ich Euch eine Eskorte zusammengestellt habe, die Euch nach England begleiten kann.“
    „Wenn Ihr es sagt …“ Sie glaubte nicht eine Sekunde lang da ran, dass Hugh die Suche nach ihr aufgegeben hatte. Auch war ihr klar, dass die Chance, sie zu finden, mit jedem Tag wuchs, den sie in dieser Burg verbrachte.
    „Die Normannen vermuten Euch nicht hier“, stellte Bevan fest. „Und wenn sie Euch entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch an diesem Ort suchen sollten, so würden sich ihnen mehr als sechzig Krieger in den Weg stellen, die mein Bruder Patrick ausgebildet hat.“
    Genevieve hatte unterdessen die Wunde gereinigt und einen sauberen Leinenstreifen vom Tisch genommen. Sorgfältig band sie ihn um MacEgans Schulter. „Da habt Ihr wohl recht. Aber ich bin davon überzeugt, dass Hugh mich früher oder später aufspüren wird.“
    „Auch dann seid Ihr hier sicherer als irgendwo sonst in Irland.“
    „Vielleicht.“ Sie zuckte die Schultern. „Aber ich möchte nicht, dass meinetwegen eine Auseinandersetzung zwischen Eurem und meinem Volk ausbricht.“
    „Dieser Krieg begann lange bevor Ihr von England hierher gekommen seid“, antwortete Bevan. „Darf ich Euch daran erinnern, dass die Normannen mir Rionallís fortgenommen haben und dass ich nicht bereit bin, auf mein Eigentum zu verzichten?“
    „Ich gehöre auch zu den Normannen.“ Ihre Stimme war schärfer geworden. Es gefiel ihr nicht, dass Bevan, dem sie sich in den letzten Tagen so nahe gefühlt hatte, sich nun deutlich von ihr distanzierte. Sie schaute ihn fragend an. Er erwiderte ihren Blick, wobei seine Augen plötzlich einen harten und abweisenden Ausdruck angenommen hatten. Wahrhaftig, für ihn stand sie eindeutig auf der Seite seiner Feinde, auf der Seite von Menschen, die er hasste und verachtete.
    Genevieve atmete tief aus. Einerseits verstand sie, dass er Rionallís als sein rechtmäßiges Eigentum betrachtete. Aber er hatte die Burg und die dort lebenden Menschen allein gelassen, und so hatte ihr Vater den Besitz ohne Blutvergießen an sich gebracht. Jetzt würde Thomas de Renalt, Earl of Longford, natürlich nicht mehr kampflos auf Rionallís verzichten. Und das wiederum bedeutete, dass Bevan und seine Krieger eine Gefahr für ihre Familie darstellten. Himmel, sie würde das nicht zulassen!
    Sie wählte ihre nächsten Worte sorgfältig. „Rionallís gehört zu meiner Mitgift. Seid Ihr bereit, mein Blut zu vergießen, um den Besitz zurückzuerobern?“
    Bevan stand eine Weile reglos da, dabei schien er den kleinen Raum vollständig auszufüllen. Jedenfalls wirkte er sehr groß, sehr stark, sehr männlich auf sie – und sehr gefährlich.
    Dann legte er seine beiden Hände schwer auf ihre Schultern. „Ich werde dafür sorgen, dass man Euch nach England zurückbringt. Und ich würde Euch dringend raten, dort zu bleiben.“
    Ihr Puls beschleunigte sich. Sie hatte Angst, hätte aber nicht genau sagen können, ob sie sich mehr vor MacEgan fürchtete oder vor Hugh und seinen Leuten, die sie

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