Mein irischer Held
einer Begrüßung.
„Ich habe Ewan gebeten, ihr eine Kemenate zu besorgen. Sie möchte ihren Vater benachrichtigen und dann mit ihm nach England zurückkehren.“
„Du hättest sie selbst nach Dun Laoghaire bringen können.“
„Vielleicht. Aber noch habe ich meine Absicht, Rionallís zurückzuerobern, nicht aufgegeben“, entgegnete Bevan. „Da könnte es sich als vorteilhaft erweisen, eine Normannin als Geisel zu haben.“ Er bemühte sich, ruhig zu sprechen, doch tatsächlich loderte der Zorn über Genevieves Weigerung, unter seinem Schutz durch Irland zu reisen, erneut in ihm auf. Wie kam sie dazu, daran zu zweifeln, dass er sie beschützen konnte? Ihr Misstrauen hatte ihn zutiefst gekränkt.
Andererseits war ihm durchaus klar, dass sie ihn mit ihrem Verhalten zumindest teilweise von der Verantwortung befreit hatte, sie zu beschützen. Er würde sie einfach auf Laochre lassen, bis ihre Familie sich meldete. Dann konnte man einen Treffpunkt vereinbaren und Genevieve ihrem Vater übergeben.
„Eine Geisel?“ Patrick schüttelte den Kopf. „Man wird dir vorwerfen, diese Frau gegen ihren Willen hier festzuhalten. Der englische König wird Rechenschaft von dir fordern.“
„König Henry wird sich nicht gegen uns wenden. Er ist froh, dass wir seine Verbündeten sind.“
„Ich fürchte, da täuschst du dich. Erst kürzlich haben die Normannen einige unserer Landsleute besiegt und deren Ländereien an sich gebracht. Ich bin sicher, sie werden, wenn wir ihren Zorn wecken, nicht zögern, auch Laochre anzugreifen.“
„Aber …“, begann Bevan.
Doch Patrick ließ ihn nicht zu Wort kommen.„Die meisten deiner Männer sind nicht von Rionallís zurückgekehrt. Du weißt selbst, was das bedeutet. Hugh Marstowe hält sie gefangen. Er beabsichtigt zweifellos …“
Diesmal unterbrach Bevan seinen Bruder. „Wenn du mir ein paar deiner Soldaten zur Verfügung stellst, werden wir meine Leute befreien.“
„Ich kann niemanden entbehren. Und auch dich brauche ich hier. König Henry ist auf dem Weg nach Tara, wo er sich mit dem irischen Hochkönig treffen will. Wir sollten die Gelegenheit nutzen, um eine Übereinkunft auszuhandeln, die unsere Völker vor einem Krieg bewahrt.“
„Aber meine Männer …“
„Ich werde ihnen Connor zu Hilfe schicken, wenn sich keine andere Möglichkeit ergibt. Hast du daran gedacht, diese Frau gegen deine gefangenen Leute auszutauschen? Du könntest sie nach Rionallís begleiten, ehe irgendwer die Angelegenheit vor den König bringt.“
Bevan schüttelte den Kopf. „Ich habe selbst gesehen, wie Marstowe sie behandelt hat. Wenn ich sie nicht mitgenommen hätte, hätte er sie früher oder später umgebracht.“
Patrick goss Wein in zwei Kelche und reichte einen davon seinem Bruder. „Du hast sie mitgenommen, weil sie von Marstowe misshandelt wurde?“
„Ja. Dieser Bastard schämt sich nicht, eine Frau zu schlagen. Ich bin sicher, du hättest genauso gehandelt wie ich. Stell dir nur vor, was du tun würdest, wenn jemand Isabel quälen würde.“ Die Worte waren heraus, ehe Bevan sich darüber klar werden konnte, was Patrick aus ihnen schließen mochte. Himmel, wie war er nur darauf gekommen, Genevieve mit Isabel zu vergleichen? Selbstverständlich empfand er für die Normannin nichts, was auch nur entfernt Patricks Gefühlen für Isabel glich.
Patrick betrachtete seinen Bruder nachdenklich. „Ich hoffe, du weißt, was du tust. Keine Normannin ist es wert, dass ein Ire – und schon gar nicht mein eigener Bruder – ihretwegen sein Leben aufs Spiel setzt.“
„Du machst dir unnötige Sorgen. Ich werde nicht zulassen, dass irgendeine Frau mein Dasein durcheinanderbringt.“ Erst recht keine, die an der verrückten Überzeugung festhält, Rionallís gehöre ihr, setzte er in Gedanken hinzu.
Patrick schwieg, aber seine Miene drückte Zweifel aus.
„Du weißt, dass es mein Ziel ist, Rionallís zurückzuerobern“, erklärte Bevan mit fester Stimme. „Ich werde meine Männer befreien. Und ich werde nicht nachlassen in meinen Bemühungen, die Normannen von meinem Land zu vertreiben. Irgendwann werde ich Erfolg haben.“
„Ja, aber es könnte viel Blut dabei fließen. Mir wäre lieber, wenn wir eine andere Lösung fänden. Ich könnte mir vorstellen, dass der englische König durchaus bereit wäre, eine Einigung mit uns zu treffen. Henry ist nicht an einem Krieg interessiert. Ich würde ihm gern eine Verbindung zwischen den MacEgans und der Familie dieser Genevieve
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