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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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gelernt.“
    „Dann lebt Eure Familie schon seit Längerem in England?“
    „Seit drei Generationen. Mein Urgroßvater verließ die Normandie, um in England sein Glück zu machen. Er verliebte sich dann in eine Engländerin, die sich weigerte, ihn zu heiraten, solange er beabsichtigte, irgendwann in seine Heimat zurückzukehren. Er entschloss sich, in England zu bleiben. Und seine Gemahlin brachte eine Menge Land mit in die Ehe.“
    „Und auf diesen Besitz möchtet Ihr nun zurückkehren?“
    Genevieve zögerte, entschied sich dann aber für eine ehrliche Antwort: „Solange nicht geklärt ist, unter welchen Bedingungen meine Verlobung gelöst wird, habe ich keine andere Wahl als nach England zurückzukehren. Später, wenn von Hugh Marstowe keine Gefahr mehr für mich ausgeht, würde ich gern nach Irland zurückkommen.“
    Isabel lächelte. „Esst und trinkt jetzt. Ich hole Euch nachher hier ab, um Euch ein wenig herumzuführen.“
    Tatsächlich war sie nach kurzer Zeit zurück. Genevieve erhob sich, um ihrer Gastgeberin nach draußen zu folgen. Sie gingen an mehreren kleinen Gebäuden vorbei, durchschritten das Tor der inneren Festungsmauer und befanden sich nun auf dem äußeren Hof. Hier waren mehrere Männer und Frauen damit beschäftigt, ihrer Arbeit nachzugehen. Als Erstes entdeckte Genevieve eine Magd, die über einen Kessel gebeugt stand, unter dem ein Feuer loderte. Dampf stieg von ihm auf und es roch nach Wäsche. Es war eine so friedliche Szene, dass Genevieve unwillkürlich lächelte.
    „Möchtet Ihr sehen, wo unsere Webstühle stehen?“, fragte Isabel, wobei sie in Richtung einer einfachen, aber stabil gebauten Hütte schaute.
    „Gern.“
    Sie traten ein, und Genevieve war überrascht von dem Eifer, mit dem die Weberinnen bei der Sache waren. Einevonihnen, die an einem besonders feinen Leinen arbeitete, wurde von Isabel aufgefordert, den fertigen Stoff noch am Nachmittag zu ihr zu bringen.
    Auf dem Rückweg zum großen Saal überholten sie eine Magd, die ein Bündel Binsen trug. Offenbar gehörte es zu ihrer Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Fußboden in den Wohnräumen der Burg stets mit frisch geschnittenen Binsen bedeckt war.
    Zu Genevieves Erstaunen begann Isabel damit, beim Auskehren der alten Binsen zu helfen. In England war es nicht üblich, dass eine Burgherrin sich an so niederen Tätigkeiten beteiligte. Hier aber schien sich niemand darüber zu wundern, obwohl Isabel doch behauptet hatte, eine Königin zu sein. Die Dienerinnen gingen unbeirrt ihren unterschiedlichen Beschäftigungen nach, wechselten hin und wieder ein paar Worte mit der Herrin und plauderten auch miteinander, allerdings ohne darüber ihre Pflichten zu vernachlässigen.
    Auch Genevieve suchte sich eine Arbeit, und sie unterbrach ihr Tun erst, als sie einen Mann bemerkte, der Bevan sehr ähn lich sah. Er schritt auf Isabel zu, die auf einen Tisch geklettert war, um beim Aufhängen eines Wandteppichs zu helfen, umfasste ihre Taille und hob sie herunter. Lächelnd schauten die beiden sich an.
    Das muss Patrick sein, dachte Genevieve, wenn sein Haar nicht schon ein wenig grau wäre, könnte man ihn fast für Bevans Zwilling halten.
    In eben diesem Moment betrat auch Bevan den Saal. Nachdem er sich kurz umgeschaut hatte, kam er auf Genevieve zu, die ihm als Willkommensgruß die Hände entgegenstreckte.
    Er blieb vor ihr stehen, ohne irgendwelche Anstalten zu machen, ihre Finger zu ergreifen. Beschämt ließ sie die Arme sinken. Dann bemerkte sie, dass auch er verlegen aussah. Anscheinend wollte er etwas sagen. Doch er brachte kein Wort über die Lippen.
    Wie seltsam!
    „Laochre ist eine sehr große und gut befestigte Burg“, brach Genevieve schließlich das unbehagliche Schweigen. „Aber wie Isabel mir erzählt hat, ist Euer Bruder ja nicht nur Burgherr, sondern auch König.“
    „Doch nicht unser Hochkönig“, erwiderte Bevan, „obwohl viele ihn gern dazu gemacht hätten. Patrick aber zog die Verantwortung für seine eigene Familie dieser Aufgabe vor.“
    Genevieve runzelte die Stirn. Für sie war es schwer vorstellbar, dass jemand freiwillig auf Ehre und Macht verzichtete, die die Position des Hochkönigs unwillkürlich mit sich brachte. Nun, vermutlich musste ein Mann auch viele Opfer bringen, wenn er Hochkönig sein wollte.
    Bevan war wieder in ein Schweigen versunken. Er blieb bei Genevieve stehen, schien sie aber nicht weiter zu beachten. Als sie ihm ein paar Fragen über das geplante Fest stellte, antwortete er

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